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Während die Modulpreise weltweit weiter wie ein Stein fallen verkündet Canadian Solar aktuell im Wochentakt neue Investitionen. Wenn die Marktnachfrage in 2024 nicht geradezu explodiert, dürften die Modulpreise vor dem Hintergrund stetig steigender Überkapazitäten weiter fallen.
Und mit den Modulpreisen auch die Bruttomargen von Canadian, die infolge des mehr als 12 Monate verspäteten Börsengangs der chinesischen Produktionstochter CSI Solar und des hierdurch verzögerten Ausbau der Topcon-Produktionskapazitäten dem dominanten Weltmarktführer Jinkosolar aktuell in allen Belangen unterlegen zu sein scheinen. Während Jinkosolar den Umsatz in einem Umfeld mit um fast 40% gefallenden Modulpreisen im Q3 um mehr als 60% steigern konnte und eine Bruttomarge jenseits der 19% erzielt hat, dürfte das Umsatzwachstum bei Canadian in Q3 komplett zum Erliegen gekommen und die Bruttomarge unter 16% gefallen sein.
Das ist die Quittung dafür, den aktuell margenträchstigsten PV-Markt USA bislang ohne eigene Wafer, Zell- und Modulfabrik von China aus bespielt zu haben, während Jinkosolar sich längst um den Aufbau einer mit dem IRA konformen Liefer- und Produktionskette gekümmert hat. In 2024 wird Jinkosolar alles Voraussicht nach auch am US-Markt nach Absatzzahlen der klare Marktführer vor First Solar sein, während Canadian noch mit der Inbetriebnahme der ersten 5GW Modulfabrik in Mesquite Texas und dem Bau der vss. erst Ende 2025 in Betrieb gehenden Zellfertigung in Jeffersonville beschäftigt sein wird.
Das kommt davon, wenn man als vermeintlich kanadisches Unternehmen jahrelang nur auf Billigproduktion in China gesetzt hat, statt sich als chinesisch-amerikanisches Unternehmen frühzeitig mit Produktionsstätten auf dem US-Markt zu positionieren. Es ist wohl davon auszugehen, dass der vom IRS festgestellte Betrugsversuch, die US-Einfuhrzölle durch Umdeklarierung chinesischer PV-Module zu umgehen, für Canadian Solar finanzielle Konsequenzen haben wird. Auch das dürfte die ohnehin schon deutliche Unterlegenheit im Wettbewerb mit dem aktuell sowohl technologisch als auch finanziell unumstrittenen Weltmarktführer Jinkosolar nochmals deutlich verschärfen.
Im Ergebnis muss man wohl festhalten, dass jedem, der vor wenigen Monaten - als Canadian - vollkommen untypisch für das historische Aktienkurs-Verhältnis - kurzzeitig höher als Jinko stand - die Gunst der Stunde zum Umtausch von Canadian in Jinkosolar Aktien genutzt hat, nur gratuliert werden kann. Spätestens seitdem Jinkosolar für Ende Nov die Ausschüttung eine Divi i.H.v. 1,50 USD je ADR verkündet hat, ist eine extreme Divergenz zwischen der Aktienkursentwicklung bei Jinko und Canadian entstanden. Während Canadian von 23 EUR bis auf 18 EUR abstürzte ist Jinkosolar seit Divi-Ankündigung von 25 EUR aus 33 EUR gestiegen. Klarer kann der Markt nicht deutlich machen, wer der Weltmarktführer im PV-Bereich ist...
Ich bin gespannt, ob Canadian den in diesem Jahr aufgerissenen Rückstand zu Jinkosolar jemals wird aufholen können... Seit Offenlegung des versuchten US-Einfuhrzollbetrugs ist mein Vertrauen in Canadian Solar schwer beschädigt. Hinzu kommt die vollkommen eratisch anmutende Berichterstattung ohne Abgabe valide nachvollziehbarer Umsatz- und Gewinnprognosen.
Mangels stetiger Kapitalmarktkommunikation wird jeder Quartalsbericht zum High-Noon-Event mit extremer Vola und in den letzten zwei Jahren überwiegend stark negativen Kursbewegungen.
Es ist einfach enttäuschend, wie man im Umfeld eines riesengroßen Wachstumsmarktes den Kurs der eigenen Aktie - zulasten der internationalen Anleger - durch mangelhafte Kommunikation und fehlerhafte Investitionsentscheidungen derart gegen die Wand fahren kann.