Handelsblatt Autor und Börsenbrief Herausgeber Heibel beschreibt nachfolgend, dass die Korrektur im Dax möglicherweise schon abgeschlossen ist. Weiterhin misst der Sentiments-Experte eine Verunsicherung bei vielen Anlegern, keine Euphorie, was er als extrem bullish einordnet. Die institutionellen Anleger sind zudem überwiegend extrem bullish eingestellt. Seine Einschätzung passt auch zu meiner Beobachtung, Rücksetzer werden im Dax schnell wieder hochgekauft. Viele erfolgreiche Wikifolio Trader wie Szew, sind inzwischen wieder hoch investiert, andere Instis wollen in der nächsten Zeit Aktien nachkaufen, u.a. auch Heibel. Ich bin also nun auch zu 98% in Aktien investiert, Goahead und Prosus machen dabei weiterhin meine größten Positionen aus, es folgen yandex, Airbus, inpost, Bayer, ctt,
Kaspi, Mail ru, readly, mtu, Hochtief und seit zwei Tagen auch wieder westwing. Bei Tui bin ich raus, erwäge aber einen Wiedereinstieg.
Heibel-Ticker PLUS 21/7 - Marktkonsolidierung auf extrem hohen Niveau
"Mit einem Wochenminus von 0,4% lief der DAX schlechter als seine internationalen Kollegen. An der Wirtschaft kann's nicht gelegen haben: Die ZEW Konjunkturerwartung fiel deutlich positiver aus als im Vorfeld erwartet. Auch der Einkaufsmanagerindex konnte positiv überraschen.
Irgendwie schafft es der DAX nicht, nach oben auszubrechen. Dabei gibt es genügend positive Erwartungen: TUI (+13%) erwartet, dass die Menschen schon diesen Sommer wieder kräftig reisen, wenngleich sie wohl nur sehr kurzfristig buchen werden. Akasol (+18%) springt aufgrund von Übernahmegerüchten kräftig an. Aurubis (+8%) profitiert vom positiven Konjunkturausblick.
Anleger haben die Wochenentwicklung jedoch negativ wahrgenommen. Das Anlegersentiment ist von +2,1 auf -0,6 gefallen. Niedergeschlagenheit macht sich breit, gepaart mit Verunsicherung, wie unsere zweite Frage ergibt: Die Selbstzufriedenheit ist von +1,0 auf -1,6 gesunken.
Fast schon trotzig wirkt da der Zukunftsoptimismus mit einem Wert von +2,5 (Vorwoche 3,0). Doch dem Optimismus folgen keine Taten, denn die Investitionsbereitschaft ist mit 0,2 auf dem niedrigsten Stand seit einem halben Jahr.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist ebenfalls zurück gegangen. Mit einem Wert von +0,3 zeigt sich jedoch noch immer ein wenig Optimismus hinsichtlich der Positionierung für die kommende Aktienmarktbewegung.
Das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist weiter abgerutscht und zeigt, dass sich US-Anleger verstärkt gegen fallende Kurse absichern. Dieser Pessimismus wirkt in den USA wie eine Unterstützung der Rallye. Denn je stärker Anleger für fallende Kurse positioniert sind, desto eher geraten sie unter Kaufzwang, wenn die Kurse steigen.
US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote auf 108% belassen und spiegeln damit ebenfalls den großen Optimismus wieder, der in den USA derzeit zu finden ist.
Und so zeigt sich dieser Optimismus auch bei den US-Privatanlegern, die mit einer Bullenquote von 21% einen starken Überhang der Optimisten aufweisen.
Interpretation
Ich führe den deutlichen Stimmungsunterschied zwischen deutschen und US-Anlegern auf die Impfsituation zurück. Auch in den USA gibt es Probleme bei der Impfstoffverteilung, doch es ist die Logistik, die drüben teilweise überfordert ist. Das kann behoben werden und täglich treffen Meldungen ein, was zur Beschleunigung der Impfungen weiter unternommen wird.
Bei uns hingegen scheint sich nichts zu bewegen, wenn wir die Tagespresse aufschlagen: Zwei Impfstoffe sind für uns nicht verfügbar und der dritte wird kritisiert. Kein Wunder, dass die Verunsicherung groß ist.
Aber es ist eine Situation, die positive Überraschungen zulässt. Und Aktienmarktentwicklungen werden von Überraschungen bestimmt. Alles, was bekannt ist, ist eingepreist - so die Theorie. Größere Kursbewegungen erfolgen immer dann, wenn ein überraschendes Ereignis eintritt. Und wenn die Stimmung ohnehin bereits am Boden ist, kann es kaum mehr eine negative Überraschung geben. Alle negativen Meldungen werden irgendwann mit einem müden Gähnen aufgenommen.
In dieser Situation könnte eine positive Meldung für einen Kurssprung sorgen. Sollte beispielsweise der Astra Zeneca Impfstoff bei gezielter Anwendung ähnlich gut wirken wie die mRNA-Impfstoffe, dann könnten wir in Deutschland große Fortschritte in Richtung Herdenimmunität machen.
Oder die Lieferverzögerungen bei den beiden mRNA-Impfstoffen könnten sich irgendwann lösen. Oder, oder, ...
Vor einer Woche habe ich noch davor gewarnt, dass wir ohne Netz und doppelten Boden turnen. Doch das Sicherheitsnetz ist diese Woche wieder eingezogen worden. Der Aktienmarkt hat auf hohem Niveau "konsolidiert", ist also seitwärts bis leicht abwärts gelaufen. Schon diese Konsolidierung hat ausgereicht, um die Partylaune restlos zu beenden.
Die Niedergeschlagenheit ist so stark, dass sich kaum jemand traut, Aktien einzukaufen. Doch ich wüsste nicht, aus welcher Richtung in dieser Stimmungslage ein heftiger Ausverkauf losgetreten werden könnte.
Somit haben wir derzeit eine Situation, in der es Mut erfordert, auf dem aktuellen Kursniveau einzusteigen. Doch dieser Mut könnte belohnt werden, wenn sich die Impfsituation in den kommenden Tagen und Wochen verbessert.
Der Umstand, dass wir eine so große Niedergeschlagenheit messen, obwohl der DAX nur 1% unter seinem Allzeithoch notiert, ist schon irre. In meinen Augen das Ergebnis der Liquiditätsflutung und Konjunkturhilfen wegen Corona.
04. Ausblick: Nicht zu defensiv sein
Puh, ich muss zugeben, der "Onboarding Februar" ist ziemlich beanspruchend. Insbesondere die vielen Fragen und berechtigten Hinweise/ Verbesserungsvorschläge sind arbeitsintensiv, aber lohnend. Daher an dieser Stelle schon einmal ein herzliches Dankeschön für die qualitativ hochwertigen Rückmeldungen, die wohlmeinenden Vorschläge und die vielen netten Worte, die ich in diesen Wochen von Ihnen zugeschickt bekomme.
Im Kapitel 03 haben Sie es gelesen: Die Korrektur, die ich mir eigentlich bis auf einen DAX-Wert von 13.500 Punkten erhoffte, scheint sich bereits dem Ende zu nähern. Daher haben wir heute zwei Werte eingesammelt /(Linde & Skyworks), wie im Update von heute Vormittag geschrieben.
Daher werde ich in der kommenden Woche, natürlich je nach Entwicklung, eher früher zum Kauf weiterer Positionen aufrufen als bislang. Grundsätzlich hatte ich mir auch den Februar als Konsolidierungsmonat ausgemalt. Dass die Konsolidierung auf einem so hohen Niveau bereits eine so dramatische Verschlechterung der Anlegerstimmung erzielen würde, hat mich überrascht. Aber sei's drum: Das Ganze spricht letztlich für die Marktverfassung, die offensichtlich noch bullischer ist, als ich Optimist das ohnehin schon erwartet hatte.
Die alten Hasen unter Ihnen kennen das: Wenn ich an dieser Stelle nichts zu sagen habe, dann bleibt dieses Kapitel kurz. Viele aktuelle Themen wurden bereits in den Updates sowie im Rahmen einiger Leserfragen behandelt. Mehr fällt mir aktuell nicht ein".