Chile: Pech mit Wahl des Vakzins
Montag, 19. April 2021
Pech mit Wahl des Vakzins? Neue Welle erfasst Chile - trotz Impfungen
Von Kai Stoppel
Chile setzt bei seiner Impfkampagne vor allem auf den Impfstoff Coronavac aus China.
Von einem Impffortschritt wie in Chile können Bundesbürger nur träumen: Mehr als 40 Prozent der Chilenen haben bereits eine Impfung erhalten. Dennoch leidet das südamerikanische Land zuletzt unter stark anziehenden Fallzahlen. Dies könnte mit dem Vakzin aus China zusammenhängen.
…
Dennoch hat Chile seit Ende Februar einen rasanten Anstieg der täglichen Neuinfektionen erlebt, die sich mittlerweile jedoch auf hohem Niveau stabilisiert haben. Zuletzt waren es etwa 7000 neue Fälle pro Tag - was in etwa 30.000 in Deutschland gleichkäme. Auch die Zahl der täglich neu gemeldeten Corona-Toten ist in Chile wieder spürbar angestiegen: auf im Schnitt zuletzt etwa 120 Todesfälle pro Tag. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Einwohnerzahlen sind das mehr als doppelt so viele wie in Deutschland, das mit seiner Impfkampagne vergleichsweise rückständig ist - erst knapp 20 Prozent der Bundesbürger haben eine Erstimpfung erhalten.
"Schutz von nur einer Dosis sehr schwach"
Corona-Welle trotz Impferfolgs - wie passt das zusammen? Experten in Chile glauben, das Problem identifiziert zu haben: Menschen haben vermutlich die Wirksamkeit des Impfstoffs nach nur einer der zwei empfohlenen Dosen überschätzt - und sich nicht mehr voll an die Corona-Maßnahmen gehalten. "Wir wissen, dass der Schutz von nur einer Dosis sehr schwach ist", …
...
Hinzu kommt, dass der chinesische Impfstoff offenbar deutlich weniger schützt als seine Konkurrenten aus dem Westen. Die Ergebnisse einer chilenischen Studie zur Wirksamkeit von Coronavac waren erst am vergangenen Freitag veröffentlicht worden. Laut dieser hat das chinesische Vakzin nach der zweiten Dosis eine Wirksamkeit von 67 Prozent. Das klingt bereits etwas dürftig im Vergleich zu den mehr als 90 Prozent Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Auch Astrazeneca kommt auf bis zu 82 Prozent.
Doch dramatischer ist der Unterschied nach nur einer Dosis: Laut der chilenischen Studie schützt der chinesische Impfstoff nur zu 16 Prozent vor einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung. Im Fall von Biontech/Pfizer liegt die Wirksamkeit laut einer Studie aus Israel 15 bis 28 Tage nach der Erstimpfung bereits bei 85 Prozent - in sogar 75 Prozent der Fälle konnte gar Infektion mehr nachgewiesen werden.
Wirksamkeit sollte eigentlich "beruhigen"
…
Ganz überraschend sind die chilenischen Daten zu Coronavac jedoch nicht: In einer großangelegten klinischen Studie in Brasilien war das Vakzin nach Angaben von Sinovac zuvor auf eine Wirksamkeit von rund 50 Prozent gekommen. Der Impfstoff schützte demnach aber zu 80 Prozent vor einem schweren Krankheitsverlauf und zu 100 Prozent vor einem tödlichen Verlauf. Coronavac wird außer in Chile unter anderem auch in der Türkei, Indonesien und der Ukraine eingesetzt.
…
Mangelnde Transparenz bei Chinas Impfstoffen
Fest steht: Die chinesischen Impfstoffe werden auf herkömmlichem Wege hergestellt - im Gegensatz etwa zu den Impfstoffen von Biontech/Pfizer oder Moderna, die auf Grundlage der neuartigen mRNA-Methode produziert werden. Kritik gab es immer wieder an der mangelnden Transparenz bei chinesischen Impfstoffen, die in Deutschland und vielen europäischen Staaten auch noch nicht zugelassen sind. Vor allem werden immer noch mehr Daten aus der dritten Phase klinischer Versuche vermisst. Neben dem Vakzin des Herstellers Sinovac sind aus China auch Impfstoffe der Firmen Cansino und Sinopharm weltweit bereits im Einsatz - Letztere etwa auch in Ungarn und Serbien.
In Chile überlegen die Behörden laut dem Bericht des "Wall Street Journals" nun, wie sie mit der Situation umgehen wollen. Demnach ist bereits im Gespräch, den Bürgern noch eine dritte Impfdosis zu verabreichen. Aufgrund der geringeren Wirksamkeit von Coronavac gehen Behördenvertreter zudem davon aus, dass es mit der angestrebten Herdenimmunität in Chile noch etwas länger dauern könnte - immerhin soll es dann im Juni oder Juli so weit sein. Angesichts der steigenden Fallzahlen hat Chile Anfang April jedoch erstmal wieder seine Grenzen geschlossen - und den bestehenden Lockdown verschärft.
Quelle: ntv.de
www.n-tv.de/panorama/...-trotz-Impfungen-article22500036.html
Montag, 19. April 2021
Pech mit Wahl des Vakzins? Neue Welle erfasst Chile - trotz Impfungen
Von Kai Stoppel
Chile setzt bei seiner Impfkampagne vor allem auf den Impfstoff Coronavac aus China.
Von einem Impffortschritt wie in Chile können Bundesbürger nur träumen: Mehr als 40 Prozent der Chilenen haben bereits eine Impfung erhalten. Dennoch leidet das südamerikanische Land zuletzt unter stark anziehenden Fallzahlen. Dies könnte mit dem Vakzin aus China zusammenhängen.
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Dennoch hat Chile seit Ende Februar einen rasanten Anstieg der täglichen Neuinfektionen erlebt, die sich mittlerweile jedoch auf hohem Niveau stabilisiert haben. Zuletzt waren es etwa 7000 neue Fälle pro Tag - was in etwa 30.000 in Deutschland gleichkäme. Auch die Zahl der täglich neu gemeldeten Corona-Toten ist in Chile wieder spürbar angestiegen: auf im Schnitt zuletzt etwa 120 Todesfälle pro Tag. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Einwohnerzahlen sind das mehr als doppelt so viele wie in Deutschland, das mit seiner Impfkampagne vergleichsweise rückständig ist - erst knapp 20 Prozent der Bundesbürger haben eine Erstimpfung erhalten.
"Schutz von nur einer Dosis sehr schwach"
Corona-Welle trotz Impferfolgs - wie passt das zusammen? Experten in Chile glauben, das Problem identifiziert zu haben: Menschen haben vermutlich die Wirksamkeit des Impfstoffs nach nur einer der zwei empfohlenen Dosen überschätzt - und sich nicht mehr voll an die Corona-Maßnahmen gehalten. "Wir wissen, dass der Schutz von nur einer Dosis sehr schwach ist", …
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Hinzu kommt, dass der chinesische Impfstoff offenbar deutlich weniger schützt als seine Konkurrenten aus dem Westen. Die Ergebnisse einer chilenischen Studie zur Wirksamkeit von Coronavac waren erst am vergangenen Freitag veröffentlicht worden. Laut dieser hat das chinesische Vakzin nach der zweiten Dosis eine Wirksamkeit von 67 Prozent. Das klingt bereits etwas dürftig im Vergleich zu den mehr als 90 Prozent Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Auch Astrazeneca kommt auf bis zu 82 Prozent.
Doch dramatischer ist der Unterschied nach nur einer Dosis: Laut der chilenischen Studie schützt der chinesische Impfstoff nur zu 16 Prozent vor einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung. Im Fall von Biontech/Pfizer liegt die Wirksamkeit laut einer Studie aus Israel 15 bis 28 Tage nach der Erstimpfung bereits bei 85 Prozent - in sogar 75 Prozent der Fälle konnte gar Infektion mehr nachgewiesen werden.
Wirksamkeit sollte eigentlich "beruhigen"
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Ganz überraschend sind die chilenischen Daten zu Coronavac jedoch nicht: In einer großangelegten klinischen Studie in Brasilien war das Vakzin nach Angaben von Sinovac zuvor auf eine Wirksamkeit von rund 50 Prozent gekommen. Der Impfstoff schützte demnach aber zu 80 Prozent vor einem schweren Krankheitsverlauf und zu 100 Prozent vor einem tödlichen Verlauf. Coronavac wird außer in Chile unter anderem auch in der Türkei, Indonesien und der Ukraine eingesetzt.
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Mangelnde Transparenz bei Chinas Impfstoffen
Fest steht: Die chinesischen Impfstoffe werden auf herkömmlichem Wege hergestellt - im Gegensatz etwa zu den Impfstoffen von Biontech/Pfizer oder Moderna, die auf Grundlage der neuartigen mRNA-Methode produziert werden. Kritik gab es immer wieder an der mangelnden Transparenz bei chinesischen Impfstoffen, die in Deutschland und vielen europäischen Staaten auch noch nicht zugelassen sind. Vor allem werden immer noch mehr Daten aus der dritten Phase klinischer Versuche vermisst. Neben dem Vakzin des Herstellers Sinovac sind aus China auch Impfstoffe der Firmen Cansino und Sinopharm weltweit bereits im Einsatz - Letztere etwa auch in Ungarn und Serbien.
In Chile überlegen die Behörden laut dem Bericht des "Wall Street Journals" nun, wie sie mit der Situation umgehen wollen. Demnach ist bereits im Gespräch, den Bürgern noch eine dritte Impfdosis zu verabreichen. Aufgrund der geringeren Wirksamkeit von Coronavac gehen Behördenvertreter zudem davon aus, dass es mit der angestrebten Herdenimmunität in Chile noch etwas länger dauern könnte - immerhin soll es dann im Juni oder Juli so weit sein. Angesichts der steigenden Fallzahlen hat Chile Anfang April jedoch erstmal wieder seine Grenzen geschlossen - und den bestehenden Lockdown verschärft.
Quelle: ntv.de
www.n-tv.de/panorama/...-trotz-Impfungen-article22500036.html