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Fr, 3.6.2016: Die US-Arbeitsmarktstatistik lief wohl nicht ganz nach Plan und hat Janet damit wohl ihre Zinsanhebungsphantasie im Juni wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Der Markt hat an diesem Tag eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht, welche Kräfte in ihm schlummern.
Mi, 15.6.2016: FED-Zinsentscheid (noch 8 Handelstage bis dahin)
Do, 23.6.2016: BREXIT (noch 14 Handelstage bis dahin)
Werden diese Termine erneut grosse Marktausschläge bringen? Das Zinserhöhungsthema ist wohl erstmal aufs Abstellgleis gestellt und auch bereits eingepreist. BREXIT scheint ja den Machthabern einmal mehr gelungen zu sein, das Abstimmergebnis so ausgehen zu lassen, wie es von ihnen geplant ist. Also auch hier kein Bewegungspotential für die Märkte. Das sportliche Grossereignis in Frankreich, beginnend am 10.6.2016? (Terrorgefahr, angespannte Lage durch Demos und Streiks [medialer Scheinwerfer]).
Charttechnik:
Silber: hat nach der ›dark cloud cover‹ (April, Mai) im Monats-Chart mit der EMA 200 eine komfortable Unterstützung gefunden und ist nach dem ›touch down‹ auf dieser nun wieder in der Aufwärtsbewegung. Das BB hat sich hier inzwischen soweit zusammengezogen wie zuletzt zu Beginn der Finanzkrise im August 2007. Zusammen mit der US-Präsidentschaftswahl am 8.11.2016 deutet das auf einen heissen Herbst hin. MACD und Momentum legen bereits den Grundstein für einen Nordkurs.
Auch die 4-wöchige Korrektur im Wochenchart hat diese Woche nach Anlaufen der EMA 50 ihr vorläufiges Ende gefunden und bewegt sich nun aufwärts. Der RSI hat sich hier mittlerweile etwas abgekühlt, Momentum ist grün, der MACD hat durch den positiven Freitag gerade noch die Kurve bekommen, bevor ein Verkaufssignal ausgelöst worden wäre.
Im Tageschart arbeitete Silber in dieser Woche 4 Tage lang an einer Bodenbildung inmitten der aktuellen Korrektur (62 % der letzten Aufwärtsbewegung). Die zerplatzte Zinsanhebungs-Seifenblase am Freitag gab dann den Ausschlag dafür, wieder den Nordkurs einzunehmen. Das gelang ihm sogar bis über die EMA 50 hinaus. Silber war hier bereits stark überverkauft, der MACD deutet eine positive Kursentwicklung für demnächst an.
Gold: machte im Monatschart bis Freitag einen äusserst schlechten Eindruck. April und Mai bilden zusammen ein ›bearish engulfing pattern‹. Auch hier konnten die verbockten Arbeitsmarkt-Daten den Kurs wieder nordwärts drehen; allerdings ist die EMA 200 immer noch meilenweit entfernt – nämlich bei den Goldman-Sachs-Brüdern: unter USD 1.000. Nach oben blockt bei ca. USD 1.253 die EMA 50. Die Indikatoren hier sind recht positiv.
Im Wochenchart konnte Gold, nachdem es in den 3-jährigen Abwärtskanal hineingerutscht war, dank der Amis wieder aus dem Kanal rausklettern und dabei gleichzeitig auch noch ein ›bullish engulfing pattern‹ produzieren. Nach oben sperrt die EMA 200 bei ca. USD 1.257 den Weg ab. Unterstützung gibt es hier durch die EMA 50 (zur Zeit bei ca. USD 1.192). Der MACD hatte hier vorige Woche durch ein Verkaufssignal zu einem 50-USD-Abfall geführt.
So wie Silber versuchte auch Gold im Tageschart in dieser Woche einen Boden zu bilden. Der schwierigste Gegner dabei: der Monatschart, wie oben beschrieben. Im Tageschart hat Gold mit dem ›rising window‹ als Abschluss der langgezogenen Umkehrformation ›pan bottom‹, zusammen mit dem doch recht ansehnlichen Wochenchart allerdings starke Verbündete im Kampf gegen den Monatschart. Zudem befindet sich hier die EMA 200 auf ähnlichem Niveau wie die Wochen-EMA-50. Ein starkes Unterstützungs-Duo. Übrigens: rein markttechnisch ist der 6-monatige Aufwärtstrend diesen Montag (US- und BREXIT-Feiertag) gebrochen worden. Ob das dann zählt? Egal! Es bedeutet nicht automatisch gleich Abwärtstrend, rein formal also derzeit trendlos auf Tagesebene. Gilt dieser Trendbruch aufgrund des Feiertages nicht, soll es mir recht sein, wenn der alte Aufwärtstrend damit erhalten geblieben sein sollte. Freitag zeigte Gold ja dann, dass es mit diesem Trendbruch vielleicht doch nicht so ernst gemeint sein konnte: Kurssprung bis über die EMA 50 drüber. Danke USA! An dem starken Anstieg war übrigens der Dollareinbruch aufgrund der miserablen Statistik massgeblich beteiligt. Der Körper der Freitags-Kerze weist eine ähnliche Grösse auf, wie seinerzeit zum Abschluss der ›pan bottom‹-Formation und bestätigt damit nach Anlaufen und positivem Test des damaligen Ausbruchlevels das Versagen der ›Goldman-Sachs-Prophezeiung‹.
Barrick: Im Monatschart hat sich nach der Jahresanfangsrallye im Mai ein hässliches ›dark cloud cover‹-Kerzenduo gemeinsam mit dem April in den Chart gestellt. Schliesst der Juni unter USD 16,77 kann es sehr schnell in den Süden gehen. Positiver Aspekt dieses Kerzenduos ist allerdings, dass diese Formation dadurch entstand, dass im Mai das Herausschiessen aus den BB korrigiert werden musste. Momentum und MACD sehen hier sehr gut aus. Ja, und auch hier: der Freitag hat dieses düstere Bild doch wieder um einiges aufgehellt.
Der Wochenchart konnte sich im letzten Moment – dank der Amis – erfangen. Der Kurs hing hier tags davor mehr oder weniger in der Luft. Unterstützungen hätten erst nach ordentlichen prozentualen Kursrückgängen gefunden werden können. Der Freitag brachte den Wert dann zurück bis über die EMA 200 hinaus. Der RSI ist schon seit Anfang des Jahres im Überkauft-Bereich, das Momentum sieht gut aus, der MACD stand kurz davor, ein Verkaufssignal auszulösen, bevor die Amis helfend in den Kurs eingriffen.
Beachtlich ist die relative Stärke im Tageschart. 2 von den ursprünglich 4 installierten Fixseilen sind mittlerweile zerstört. Die USA errichteten am Freitag prompt ein neues, nämlich das 5. Fixseil ›verbockte US-Arbeitsmarkt-Statistik‹. Jedoch ist dieses sehr locker gespannt, da dieses ›rising window‹ doch recht breit ist, nämlich ganze 5 % vom oberen Rand, das bedeutet: die Unterstützungsfunktion dieses Fensters kann auch erst ab einem Kurswert von USD 17,07 einsetzen. Nächste Unterstützung ist dann die EMA 50. Darunter die beiden verbliebenen Fixseile. Die EMA 200 ist hier nur mit dem Fernrohr erkennbar: fast 6 USD unter dem jetzigen Kurs, in Prozent: 32. Beim Wert von USD 15,1 (letztes lokales Tief) könnte ein harter Kampf zwischen Bullen und Bären erfolgen. Verlieren die Bullen, lässt man am besten das Fernrohr fallen und läuft. Die Amis haben es geschafft, das Momentum von grottenschlecht in grün umzuwandeln, auch beim MACD ist ihnen eine positive Wende geglückt. Sollte Barrick das letzte lokale Hoch erreichen, könnte es mit den jetzigen Indikatorwerten gelingen, es diesesmal zu überwinden und das muss es dann auch, denn ein Triple-Top wäre das Aller-Allerletzte, was Barrick jetzt brauchen könnte (Stichwort: riesiger Abstand zur EMA 200).
Fazit: Während Barrick letzten Herbst der Zündmechmechanismus für die Goldrallye war (Gold startete seinen Aufwärtstrend 3 Monate später) ist Barrick nun im Gegensatz dazu auf Gedeih und Verderb abhängig von der Goldpreisentwicklung. Das Ganze ist den miserablen Langfristcharts von Barrick zu verdanken. Gold ist zwar in den Langfrist-Bildern auch nicht gerade hübsch anzusehen, aber im Tageschart ist es verdammt stark.
Somit könnten die eingangs erwähnten Termine nun zu Nicht-Ereignissen werden. Mit Blick auf die US-Wahlen und dem nach der BREXIT-Entscheidung wieder ins Gespräch kommenden Griechenland sowie den zu erwartenden erneuten Sommer-Einwanderungswellen, den weiter wachsenden Schuldenbergen, der schwächelnden Wirtschaft, wackelnden Gross-Banken, den zahlreichen Blasenbildungen (Derivate, Anleihen, Immobilien, …), drohenden Kreditausfällen (Studentenkredite, Frackingindustrie, …), den zunehmenden sozialen Unruhen aufgrund der sich immer mehr öffnenden Arm-Reich-Schere, der sich verändernden politischen Landschaften in vielen europäischen Ländern (anstehende Wahlen in D und FR), zeigt das grosse Bild klar nach Norden.
Wird Gold nun den Sommer über ruhig seitwärts verlaufen – dabei könnten auch die teilweise horrenden Abstände zu den diversen EMAs abgebaut werden – um dann in einen heissen Herbst hineinzulaufen oder wird es bereits ein heisser Sommer?
Eines ist klar: Edelmetalle kann man nicht essen, auch keine Aktien oder sonstiges bedrucktes Papier (das ja lediglich ein Versprechen darstellt). Essen kann man Nahrungsmittel. Umso schlimmer, dass dieser Sektor bereits so stark von Konzernen besetzt ist und die regionalen Strukturen immer mehr zerstört werden. Das ganze derzeitige Finanzsystem beruht auf Vertrauen und ewigem Wirtschafts-Wachstum, das wiederum mit den exponentiell ansteigenden Schuldenbergen schon lange nicht mehr mithalten kann. Edelmetalle können helfen, den Übergang in ein neues System ein wenig abzufedern. Beim Übergang werden sich durch die massiven Wertverschiebungen Vermögensverhältnisse drastisch ändern. Gold bringt keine Zinsen, aber es hat auch kein Ablaufdatum. Gold schwankt sehr stark, wenn man es in Währungen bewertet, mal rauf, mal runter. Papier und die damit verbundenen Versprechungen behalten nur solange ihren Wert, solange Vertrauen darin besteht. Währungen kennen à la long nur eine Richtung: gegen Null.
hier eine Kopie vom Post #11136:
Folgende Bücher sind sehr empfehlenswert und waren für mich eine umfassende Hilfe zum technischen Verständnis des Chartbildes:
1) Das große Buch der Markttechnik: Auf der Suche nach der Qualität im Trading, Michael Voigt
Hier wird man in die Grundsätze der Markttechnik eingeführt: Trends, Stoppsetzung, Einstiegspunkte finden, ...
Unbedingt notwendig zur Erkennung spezifischer Kerzenmuster im Chart (östliche technische Analyse).
Trendlinien, Trendkanäle, Kurs und Volumen, ... (westliche technische Analyse)
Die Kombination dieser 3 Bücher ergibt in der Anwendung ein klares Bild der Abläufe in einem Chart und öffnet einem buchstäblich die Augen. Es wird einem z.B. klar, warum man oft, nachdem man einen Wert gekauft hat, sofort tief ins Minus lief bzw. warum an bestimmten Punkten eine Kurswende im Chart erfolgt od. eine massive Bewegung auftritt.
Ergänzend dazu: Kerzentechnik mit Übungsbeispielen und kompakter Aufbereitung Nr. 4) bzw. Börsen-Insider-Einblicke zum besseren Verständnis des Börsengeschehens aus Sicht eines Börsenmaklers Nr. 5)
4) Nisons Candlestick-Kurs, Steve Nison
Schöne Grüsse
augarten
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