Den Ärger zur momentanen Situation kann ich verstehen. Allerdings sehe ich AT&S's wirtschaftliche Entwicklung (an sich) VÖLLIG INTAKT. Geändert hat sich nur die Geschwindigkeit, in der sie erreicht wird - und diese Änderung betrifft ein Jahr und nicht ein Jahrzehnt ! Dass das nicht immer auf "den Tag / Jahr" genau planbar ist, in der komplexen Welt in der der wir leben, das ist ja eigentlich "normal". Jedenfalls denke ich, dass das jedem Investor klar ist - und zwar schon zu dem Zeitpunkt, wo die Kaufentscheidung fällt. Dass man sein Geld, hätte man es doch vor einem Jahr in eine andere Aktie gesteckt, um 100 % wachsen hätte sehen können - ehrlich, lieber Socki, wer von uns hat das nicht schon (mehrfach) erlebt ?? Ich sag mir dann immer: na, warum hab ich dann nicht dort investiert ??? Es wird Dich, Socki, jetzt nicht trösten, das ist ja klar. Aber es ist auch noch nicht gesagt, dass Du Dein Investitionsziel bei AT&S nicht erreichen wirst !
Soweit es mich persönlich betrifft, sehe ich keinen Grund, dem Management von AT&S in gewisser Weise Versagen und dergleichen vorzuwerfen, das einen massiven Vertrauensverlust begründete:
Die Zeichen an der Wand waren spätstens seit dem Beginn des Ukrainekrieges - und dann nochmal mit den zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China - zu erkennen. Die Dimensionen für die Weltwirtschaft samt Inflations-Erdbeben und Zinsflutwellen, das war für niemanden vorhersehbar, auch nicht für's Management der AT&S. Ebensowenig kann AT&S wissen, wie sich ihre Kunden in den nächsten Monaten konkret verhalten. Jedenfalls nicht, solange die das nicht mitteilen. Ich möchte von jenen, die einen solchen Weitblick vom Management der AT&S "fordern", auch etwas "Selbstreflexion" erbitten ! Die Zeichen an der Wand, die waren nämlich auch für uns Investoren erkennbar. Die richtigen Schlüssen haben daraus - nur - jene gezogen, die beim Kurs von € 55,00 ausgestiegen sind. Oder bei € 45,00 etc...
Ich denke, AT&S ist ein Unternehmen, das über nur wenige große Kunden verfügt. Ein Problem, das vom Management längst "erkannt" ist, an dem auch gearbeitet wird. Eine Diversifikation ist allerdings nicht "so einfach" in dieser Branche. Zudem wissen alle, die AT&S Aktien kaufen (zumindest wenn sie hier im Forum lesen), dass INTEL ein WESENTLICHER Kunde ist. Nebenbei, hat das ja auch den einen oder anderen schönen Kursanstieg bewirkt. Wenn es INTEL aktuell nicht so gut geht (nicht nur hzenger hat das sehr ausführlich hier dargelegt), dann kann jeder auch seine Schlüsse ziehen. Nun aufgrund der derzeitigen Situation dem AT&S Management QUASI das "Vertrauen zu entziehen", das ist für mich zu einfach gestrickt. Da muss man sich auch gleich selbst das Vertrauen entziehen. Wenn man die Flammen sieht, aber so lange im Haus bleibt, bis der Hausmeister ruft "es brennt", und dann dem Hausmeister die Schuld zu geben, weil dieser nicht früher gerufen hat, da nimmt man sich selbst einfach zu sehr aus der Eigenverantwortung.
Also bleibt der Vorwurf, man hätte seitens der Unternemensleitung früher "warnen" müssen. Sollten wir, zur Rechtfertigung dieses Vorwurfs, nicht wissen müssen, zu welchem Zeitpunkt der Vorstand wusste, wie sich INTEL in der momentanen Wirtschaftslage verhält ? Weiß das jemand ??
Ich denke nicht, dass man sagen könnte, Hr. Gerstenmayer hätte die Investoren hinters Licht geführt. Ganz im Gegenteil, ich ärgere mich seit (gefühlt) Jahrzehnten über seine eh schon konservativen Prognosen die dann gleich nochmals "entschärft" werden durch den "Vorsichts-Zusatz", alles gelte nur vorbehaltlich gleichbleibender Lage am Markt...... Während Mitbewerber durch die Decke gingen, hat sich AT&S selbst in der erst kurz zurückliegenden Hochblüte noch immer nicht dem längst verdienten Kursziel von € 80,00 angenähert. Das wird viele Ursachen haben, die in diesem Forum auch immer wieder diskutiert werden. Für mich gehört auch die jahrzehntelange große Vorsicht des CEO dazu. Aber das hat andererseits ja auch für ihn gesprochen. Bloß jetzt vorzuwerfen, er hätte nicht rechtzeitig gewarnt, das halte ich für nicht richtig - und schon gar nicht ohne Kenntnis, wann er genau wusste, dass es etwas gibt, wovor man NOCH WEITERGEHEND warnen müsste, als er das onedies schon gemacht hat. Seinen eigenen Hauptkunden zu desavouieren, indem man Gewinnwarnungen "auf Verdacht" herausgibt, hielte ich nicht gerade für eine glückliche Strategie.... Ich sehe also keinen Grund, das Vertrauen zu entziehen - jedenfalls für mich !
Wie soll man nun AT&S und seinen Vorstand einordnen ?
AT&S kann kein Unternehmen sein, das nur für 1 oder 2 Jahre plant. Aber: Niemand weiß GENAU, wie die Weltwirtschaft in 5 Jahren konkret aussieht. Niemand kann sagen, welche Umsätze INTEL in 4 Jahren machen wird. Niemand hat eine Ahnung davon, welche Entwicklungen Mitbewerber in 3 Jahren nehmen oder die Hauptkunden schon im nächsten Jahr. Oder ob, wann und wie sich die USA und China in die Haare kriegen - und was das dann für den Weltmarkt bedeutet. Wer das behauptet, der lügt sich selbst was vor. Das dem Vorstand von AT&S abzuverlangen, ist schlicht nicht erfüllbar.
WAS der Vorstand aber abschätzen muss, das ist das Geschäftsfeld selbst, auf dem man tätig ist. Ist die Digitalisierung ein kurzfristiger Trend, der nach ein paar jahren abgebrannt ist ? Ist das Streben, nach immer kleineren Bauteilen, mit immer mehr Kapazität, zu Ende ? Gibt es weitere Nachfrage für immer bessere Datenverarbeitung ? Kann AT&S ihre Produkte in der Qualität auf den Markt bringen, wie gefordert um Marktanteile zu halten oder zu steigern ? Hat AT&S also in Zukunft eine Chance ?
Ich glaube, diese Fragen beantworten sich von selbst, und AT&S hat sich entsprechend positioniert. Die Entscheidung für KULIM ist, nach meinem Dafürhalten, vor diesem Hintergrund getroffen worden. Marktanteile zu verlieren, nur weil man nicht ausreichend produzieren kann, das ist eine gefährliche Sache - und ich möchte den Aktionär sehen, der "dagegen" ist, wenn das Unternehmen versucht, Marktanteile zu gewinnen (wie gesagt, ich bin nur nicht immer glücklich, über die Geschwindigkeit des Expandierens, verstehen tu ich das schon).
Wenn in den letzten Beiträgen in gewisser Weise eine "Vertrauensfrage" gegenüber dem Vorstand oder AT&S zu diskutieren ist, dann sollte man auch bewerten, ob AT&S auf das geänderte Marktumfeld reagiert - und wie. Für mich tun die das, indem man Investitionen flexibel zurücknimmt oder aufschiebt (ich meine das in Bezug auf KULIM). Man stellt sich auch der sicherlich sehr unangenehmen Pflicht, innerhalb kurzer Zeit gleich zwei Warnungen herauszugeben. Der Vorstand erfüllt seine Pflicht !
Hzenger hat vor nicht langer Zeit kommuniziert, sich von einem Teil (oder war es alles ?) seiner Anteile zu trennen. Und er hat - was ihm hoch anzurechnen ist - das nicht heimlich getan, sondern seine Gründe dafür auch sehr ausführlich dargelegt. Man könnte es ihm gleichgetan haben. Dazu braucht es keine Gewinnwarnungen des Unternehmens, das ist eine Investorenentscheidung eines jeden einzelnen. Ich bin geblieben, weil ich das Feld, auf dem AT&S tätig ist langfristig wachsend sehe. Ich bin davon überzeugt, der Bedarf an AT&S Produkten besteht und wird ebenfalls wachsen. Für mich hat das Management getan, was es tun konnte / sollte / musste. Eine Betrachtung, in welcher Minute oder an welchem Tag etwas zu sagen "SEI", das kann man rückwirkend aus einer "ex nunc" Sicht sehen. Ob das fair ist, das mag jeder für sich selbst entscheiden. Ich sehe das aus einer "ex tunc" Philosophie - und keinen Grund, dem Management das Vertrauen zu entziehen.
Schlusssatz: Ja, wir haben einen Einbruch. Ja, das wird wieder besser. Die Umsatzziele und Margen werden erreicht - und wenn man (wie Socki) einen Anlagehorizont von 20 Jahren hat, was macht es dann schon aus, wenn das nicht in zwei Jahren erreicht wird, sondern erst in drei ?? ...... ....... Nachsatz für Hzenger (jedoch in gutmütiger Freundschaft, wegen großer vorhandener Wertschätzung gemeint): Alldies, solange man für die guten Jahre eine - auf die aktuelle Lage Rücksicht nehmende !!! - Erfolgsbeteiligung in Form von Dividenden erhält.