Argentinien-Debakel neue Strategie bei IWF gesucht

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Argentinien-Debakel neue Strategie bei IWF gesucht

 
20.04.02 14:11
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WASHINGTON (dpa-AFX) - Die politischen Aufseher des internationalen Währungsfonds (IWF) haben am Wochenende Gelegenheit, die Scherben der Argentinien-Politik des IWF zu begutachten. Die schwere Finanzkrise des einst reichsten Landes Lateinamerikas steht ganz oben auf der Tagesordnung der Frühjahrstagung der Finanzminister und Notenbankpräsidenten der 183 Mitgliedsländer. Nach Meinung vieler Beobachter hat der Fonds in der Bewältigung der Krise alles andere als erfolgreich gehandelt.

Die deutlichste Kritik kommt von einem, der es wirklich wissen müsste: "Absurd" nannte Michael Mussa, bis Sommer vergangenen Jahres Chefökonom der Institution, den IWF-Kredit für Argentinien im August vergangenen Jahres. "Das Spiel war gelaufen. Nur ein Trottel würde das anders beurteilen", schrieb Mussa gerade in einer vernichtenden Analyse. Der Fonds habe die Risiken der argentinischen Schulden "einfach ignoriert und unter den Teppich gekehrt".

WENIG ZEIT FÜR FEHLERANALYSE

Angesichts der akuten Krise in Argentinien ist jetzt wenig Zeit für Fehleranalysen. Argentinien hat Auslandsschulden von mehr als 140 Milliarden Dollar (159 Mrd. Euro) angehäuft. Die Minister müssen sich auf die unmittelbare Marschrichtung verständigen. Der IWF ist zwar grundsätzlich zu neuen Krediten bereit, fordert von Buenos Aires aber ein fundiertes Wirtschaftsprogramm mit glaubhafter Schuldensenkung.

Doch die bisherigen Vorschläge aus Buenos Aires haben die meisten Ökonomen wenig beeindruckt. Der Zweifel wächst, ob Präsident Eduardo Duhalde und seine Regierung den Willen und die Möglichkeit haben, ein schmerzhaftes Sparprogramm durchzusetzen. Die Minister müssen entscheiden, ob der IWF von seiner Forderung abrücken und neue Kredite auch ohne überzeugendes Programm bewilligen oder Argentinien noch tiefer in die Krise sinken lassen soll. Schnelle Hilfe ist bislang nicht in Sicht.

US-REGIERUNG WILL HART BLEIBEN

Die US-Regierung, die schon den Kredit im vergangenen Sommer nur nach langem Widerstand passieren ließ, will hart bleiben. Weil die USA mit 25 Prozent Geld- und Stimmanteil im IWF praktisch die Strippen ziehen, hängt das Wohl und Wehe neuer Kredite vom Signal Washingtons ab. "Es fließt kein Geld, bis die Löcher im Eimer gestopft sind", drohte Finanzminister Paul O'Neill an.

Auch der IWF zeigt sich bislang hart. "Wir werden mit Sicherheit kein Geld dorthin ausleihen, wo es einfach versickert", sagt die stellvertretende IWF-Direktorin Anne Krueger. Die argentinische Regierung braucht nach eigenen Angaben mindestens 20 Mrd. USD, um eine "tickenden Zeitbombe" zu entschärfen, wie Wirtschaftsminister Jorge Remes Lenicov sagte.

'ARGENTINISCHE REGIERUNG BEI STEUERANGELEGENHEITEN WIE EIN ALKOHOLIKER'

Wenn es nach Mussa ginge, bekäme Buenos Aires höchstens ein Viertel davon. "Die argentinische Regierung ist bei der Verwaltung ihrer Steuerangelegenheiten wie ein Alkoholiker - wenn sie einmal von dem politischen Nektar der Defizitausgaben nippt, macht sie weiter und weiter bis sie das wirtschaftliche Äquivalent der völligen Trunkenheit erreicht," schrieb Mussa, inzwischen Vordenker beim Institute for International Economics.

Im jüngsten Weltwirtschaftsbericht macht auch der IWF deutlich, wo er die Ursachen für die ständig wiederkehrenden Finanzkrisen in Lateinamerika sieht: in mangelnder Ausgabendisziplin der Regierungen und unzulänglichen Steuersystemen. Dort müsse grundsätzlich angesetzt werden, um den Teufelskreis von niedrigen Staatseinnahmen, Armut, geringer Sparrate, schwachen heimischen Finanzmärkten und hoher Auslandsverschuldung zu durchbrechen.

VERHANDLUNGEN ZWISCHEN IWF UND ARGENTINIEN GEHEN WEITER

Unterdessen gehen die Verhandlungen zwischen dem IWF und Argentinien weiter. "Wir arbeiten beide hart, um einen Weg aus der Krise zu finden", sagte IWF-Direktor Horst Köhler unlängst. "Aber eins ist klar: es gibt keine schnelle Lösung in dieser sehr komplexen Situation."/oe/DP/js

+++Von Christiane Oelrich, dpa+++




Quelle: wiwo.de / dpa-AFX
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G-7-Finanzminister: Argentinien gefährdet Aufschwu

 
20.04.02 15:09
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G-7-Finanzminister: Argentinien gefährdet Aufschwung

Die Stärkung der wieder anziehenden Weltkonjunktur stand im Mittelpunkt eines Treffens der G-7-Finanzminister in Washington. Die Entwicklung in Argentinien bereitete den Teilnehmern Sorgen.

Als Gefahren für den Aufschwung werteten die Minister am Samstag die Wirtschaftskrise in Argentinien und die andauernde Rezession in Japan. Die argentinische Regierung hat am Freitag für unbestimmte Zeit jeglichen Devisenhandel und fast alle Banktransaktionen gestoppt. Zur Begründung hieß es, die Regierung brauche Zeit, um das Bankwesen wieder auf Vordermann zu bringen. Aus Kreisen des US-Finanzministeriums verlautete, bei dem Treffen der Minister aus den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Japan sollten auch die steigenden Rohölpreise eine Rolle spielen.

Später wollten auch Vertreter Russlands hinzukommen, um über die Lage ihrer nationalen Wirtschaft zu informieren. Nach dem G-7-Treffen sollte am Samstagabend die Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank beginnen. Am Freitagabend hatten US-Finanzminister Paul O'Neill und Notenbankchef Alan Greenspan ihre G-7-Kollegen zu einem Abendessen empfangen. Dabei standen die Weltwirtschaft, die Verbesserung von Hilfsprogrammen und der Terrorismus im Mittelpunkt. Die USA riefen dazu auf, die Bemühungen zur Trockenlegung von Finanzquellen des Terrorismus weiter zu verstärken.

IWF erwartet langsame Erholung

Nach dem schlechtesten Jahr in einem Jahrzehnt erwartet der IWF für 2002 eine langsame Konjunkturerholung, die von den USA angeführt wird. Nach einem globalen Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent im vergangenen Jahr rechnet der IWF für dieses Jahr mit 2,8 Prozent. Auch in der Euro-Zone gebe es Zeichen einer wiedererstarkenden Konjunktur, teilte der IWF mit. Hier liege eines der größten Risiken darin, dass der Aufschwung in Deutschland hinter den Erwartungen zurückbleibe. Für Deutschland wird in diesem Jahr eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 0,9 Prozent erwartet.

Die Polizei bereitete sich auf Proteste in der amerikanischen Hauptstadt vor. Bereits am Freitagabend wurden 40 Radfahrer festgenommen, die an einer Demonstration gegen die US-Politik gegenüber Südamerika teilgenommen hatten. Die Radfahrer waren in verkehrter Richtung durch eine Einbahnstraße gefahren. Die Behörden teilten mit, bislang sei es kaum zu Zwischenfällen gekommen. Sie erwarteten zu einem Protest gegen IWF und Weltbank nur wenige hundert Teilnehmer, mehrere tausend Menschen wollten dagegen an Demonstrationen gegen den Krieg in Afghanistan und die amerikanische Hilfe für Israel teilnehmen.



Quelle: FTD.de / © AP
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Argentiniens Banken bleiben auf unbestimmte Zeit g

 
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Argentiniens Banken bleiben auf unbestimmte Zeit geschlossen  
Buenos Aires (Reuters) - In Argentinien bleiben ab Montag die Banken auf unbestimmte Zeit geschlossen. "Die Bank hat entschieden, ab dem Handelsende des 19. April (Freitag) Bank- und Devisenhandelsfeiertage auszurufen", teilte die argentinische Zentralbank in der Nacht zum Samstag mit.

Damit sollten weitere unkontrollierte Bargeldabhebungen verhindert werden, hatte es zuvor aus Zentralbankkreisen geheißen. Die Bankfeiertage sollen den Kreisen zufolge solange dauern, bis das Parlament ein Gesetz verabschiedet, das den Großteil der Spareinlagen in zehnjährige Staatsanleihen umwandelt. Damit wäre der Zugriff der Sparer auf ihr Geld für lange Zeit stark eingeschränkt.

Hintergrund der Maßnahme sind mehrere Gerichtsurteile, in denen die von der Regierung beschlossenen Beschränkungen bei Bargeldabhebungen aufgehoben wurden.

Am Freitag hatte die argentinische Zentralbank bereits die Scotiabank Quilmes wegen Liquiditätsschwierigkeiten vorläufig geschlossen. Scotiabank ist die argentinische Tochter der kanadischen Bank of Nova Scotia.

MENSCHENSCHLANGEN VOR DEN BANKEN

Hunderte Menschen standen vor der Hauptfiliale der Scotiabank in Buenos Aires, um ihre Gehälter abzuheben - eine der wenigen Transaktionen, die der Bank noch erlaubt sind.

"Ich habe noch 12 Peso (etwa 4,22 Euro), die bis Ende des Monats reichen müssen", sagte der 28-jährige Telefon-Arbeiter Maximiliano Lopez, während er vor der Scotiabank wartete. "Ich werde heute wohl nicht viel zu essen haben, weil das bisschen Geld nicht weit reicht." Wenig später schlossen auch andere Banken in der Hauptstadt und stellten Wächter vor ihre Eingänge.

Bei der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Wochenende in Washington will der argentinische Wirtschaftsminister Jorge Remes Lenicov nach Regierungsangaben über neue Finanzhilfen in Höhe von neun Milliarden Dollar verhandeln. Die Kreditgeber erwägen IWF-Kreisen zufolge allerdings nur eine Unterstützung von rund fünf Milliarden Dollar für die Umschuldung demnächst fälliger IWF-Darlehen.

Der Vorsitzende der Finanzminister der Euro-Gruppe (Ecofin), Rodrigo Rato, hält den Abschluss einer Vereinbarung zwischen IWF und Argentinien für möglich. Derzeit gehe es darum, letzte Details zu klären, erklärte Rato.

Seit vier Jahren steckt das lateinamerikanische Land in der Rezession. Argentinien hatte im Dezember 2001 den Schuldendienst auf einen Teil seiner Verbindlichkeiten von insgesamt 141 Milliarden Dollar eingestellt.

Quelle: sueddeutsche.de


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