Guter Artikel:
EIN GEWINN FÜR BEIDE FIRMEN
Apple und iBM: Deshalb ist dieser Deal viel bedeutender als die Beats-Übernahme
20.07.14
Steve Jobs hätte sie wohl gefallen, die Allianz zwischen Apple und IBM. Analysten sind sich aber uneins, ob sich die Partnerschaft zwischen den beiden IT-Riesen auf die Apple-Geschäftszahlen auswirken wird. Doch es gibt gute Gründe, dass diese Allianz ein echter Gewinn für beide Konzerne ist.
Beide Firmen treffen sich nicht das erste Mal als Partner: Schon beim OpenDoc-Framework und den PowerPC-Prozessoren arbeitete man zusammen. Zu dem Zeitpunkt stellte IBM zwar noch eigene PCs her, hatte die Marktführerschaft aber bereits an Firmen wie Dell verloren. Mit dem Verkauf der Marke ThinkPad an Lenovo begann sich der Konzern ganz auf Dienstleistungen für Geschäftskunden zu konzentrieren.
Ideale Ergänzung
Die ganze Geschäftsstrategie IBMs ist auf Firmen ausgelegt, Apples richtet sich hingegen in erster Linie an Privatkunden. Zwar bietet auch Apple Enterprise-Tools an und verkauft an Firmen iPhones und iPads, hat diese Strategie aber nie konsequent verfolgt und genießt schlicht nicht das Vertrauen bei Firmenkunden. Schließlich ist Apple auch dafür bekannt, sich schnell von einem Produkt zu trennen, sollte es nicht die Erwartungen erfüllen (Xserve). Der derzeitige Erfolg der iOS-Geräte im Firmenkundenbereich liegt vor allem an den Angestellten, die ihre iPhones und iPads auch geschäftlich nutzen dürfen.
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IBM bringt in die Partnerschaft das ein, was Apple nicht leisten kann oder will: IBM hat die individuellen Branchen-Lösungen, eine kleine Armee an Beratern und das Vertrauen der Geschäftskunden. Vom Konsumenten mag IBM kaum wahrgenommen werden, aber mit einem Umsatz von knapp 100 Milliarden Dollar ist IBM die Nummer 5 - hinter Apple, aber vor Microsoft und Google.
Was Big Blue aber fehlt, ist die mobile Hardware. In die Tablet- und Smartphone-Herstellung möchte der Konzern nicht einsteigen, Google und Microsoft scheiden als Partner aus, da beide Firmen selbst mit eigenen Produkten um Geschäftskunden werben.
Mobile first
Ein Apple-Produkt spielt in der Ankündigung keine Rolle: der Mac. Die Partnerschaft von Apple und IBM ist ganz klar auf Mobilgeräte ausgerichtet, denn dort wird das Wachstum erwartet: Kleine mobile Geräte, ausgestattet mit der passenden Branchensoftware und vernetzt über die Cloud. Es ist möglich, dass auch etwas für den Mac abfällt oder Apple später IBMs Watson für Siri nutzt, ein Fokus ist dies aber nicht.
IBM muss nicht befürchten, dass Apple in nächster Zeit versucht, iCloud auf Enterprise-Level zu bringen, Branchenlösungen herzustellen oder 120000 Berater für Geschäftskunden abzustellen. Umgekehrt hat IBM keinerlei Ambitionen im Privatkundengeschäft.
Rückschlag für Google und Microsoft
Für die Konkurrenz ist die Partnerschaft eine schlechte Nachricht. Microsofts Windows Phone konnte vom großen Windows-Namen bisher kaum profitieren und fand schon vor der IBM-Apple-Ankündigung weniger Akzeptanz bei Firmenkunden als iOS. In Redmond hat man inzwischen eingesehen, dass mit dem iPad eben doch produktiv gearbeitet wird und Office für iPad die App veröffentlicht.
Google kauft zwar vom kleinen App-Entwickler bis hin zum Hersteller von Kampfrobotern so ziemlich alles auf, aber wird der IBM-Apple-Allianz zunächst nur wenig entgegen zu setzen haben. In Mountain View wird man stattdessen darauf hoffen, dass Android sich durch schiere Omnipräsenz in allen Bereichen auch irgendwann im Firmenumfeld durchsetzen wird.
Lukrative Nische
Für sich genommen ist jede Branche eine Nische. Wenn IBM demnächst eine integrierte iOS-Lösung für Feuerwehrzentralen anbieten sollte, wird das keine hunderttausend iPhones und iPads verkaufen. Für Apple werden die von IBM verkauften Tablets und Smartphones aber ein Wachstum in Märkten bedeuten, die man nur durch größere Investitionen erreicht hätte. Die Beats-Übernahme dürfte verglichen damit geringere wirtschaftliche Auswirkungen auf das iPhone/iPad-Geschäft haben: Die Beats-Kopfhörer passen auch an Android-Smartphones und Beats Music soll in erster Linie Apples Stellung im Musikmarkt sichern.
Derzeit sollen sich iOS-Geräte bei 98 Prozent der Fortune 500 Firmen im Einsatz befinden. Doch diese Zahl, die auch von Apple CEO Tim Cook immer wieder zitiert wird, sagt nichts über die tatsächliche Verbreitung aus. Einige Firmen testen die Geräte lediglich, bei anderen arbeiten vielleicht nur eine Handvoll Angestellte mit iPhone und iPad. Laut Cook werden Apple-Geräte im Firmenumfeld noch nicht im großen Stil eingesetzt. Es ist also auch bei den Fortune-500-Firmen noch Wachstum möglich.
Ein Blick in die PC-Geschichte zeigt, dass aus einer Nische etwas größeres werden kann: Auch der IBM-PC wurde zunächst nur an Firmenkunden vermarktet.
www.maclife.de/iphone-ipod/iphone/...-als-die-beats-uebernahme