@mfill, vielen Dank für Deine Rückmeldung – solche begründeten Posts & Diskussionen weiß ich zu sehr schätzen. Dennoch muss ich leider sagen, dass ich einen Großteil Deiner Aussagen anders sehe bzw. nicht nachvollziehen kann. Im Einzelnen:
Wenn der mögliche Verlust von >700 Mio USD Umsatz x 30% EBIT-Margen = vllt 200-250 Mio USD EBIT für AMS nicht „wesentlich“ ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Wir reden hier von fast der Hälfte des erwarteten EBITs für dieses Jahr. Wie kommst Du zu so einer Aussage, dass dies nicht wesentlich ist?
Keiner reduziert AMS nur auf Apple; aber in Sachen Profitabilität bleibt nun mal leider die Dominanz von Apple. Ja, natürlich trägt Osram jetzt vllt 60% des Umsatzes bei – aber beim Gewinn knabbert Osram gerade mal an der Break-Even-Schwelle in diesem Jahr.
AMS‘ Marktkapitalisierung liegt bei 5,6 Mrd. USD der EV bei fast 8 Mrd. USD – das ist definitiv keine Bewertung „am Rande einer möglichen Pleite“. Das kann/muss man anders formulieren.
Warum Deine Börsenerfahrung Dir sagt, dass sich ein Design Out nicht wiederholt, ist schwer nachzuvollziehen. Es gibt nun mal zig Beispiele, wo Apple Zulieferer ausgetauscht bzw. eigenen Produkte eingesetzt hat: AMS selber schon mal vor zig Jahren, Dialog, Imagination, STM, Cirrus, Skyworks, Intel/Qualcomm?, etc.) Es gibt in meinen Augen keinen Grund warum das nicht noch mal passieren sollte.
AMS Nettoverschuldung liegt bei ca. bei 2,0 Mrd. USD Sollte AMS die restlichen Osram-Aktionäre zB bei 56 Euro rauskaufen, reden wir von weiteren 1,9 Mrd. USD und damit 3,9 Mrd. USD insgesamt. Wie kommst Du darauf, dass Osram „spätestens 2022 komplett verdaut“ ist? Die 100 Mio Euro Free Cash von Osram werden das nicht richten. Dazu kommen die Integrationskosten, die den Beitrag von Osram wahrscheinlich auffressen werden. Sollte man den Face-ID Slot verlieren, wird es noch schwieriger. Bis man cash-mäßig wieder positiv unterwegs ist, wird das mE noch mind. 3-4 Jahre dauern. Natürlich muss man die Osram-Aktionäre nicht rauskaufen, aber dann bleibt die jährliche P&L Belastung von fast 80 Mio Euro.
Keiner hat gesagt, dass der Kurs von AMS so fallen wird wie bei Dialog damals. Selbst ich als der größte Skeptiker des Forums sage das nicht. Zudem habe ich schon mehrmals geschrieben, dass ein ordentlicher Teil eines möglichen Design Outs bereits eingepreist ist.
AMS ist alles, nur kein Value Investing. Unter Value Investing verstehe ich etwas wie Dt. Post, Dt. Telekom, BASF, etc. Aber nicht ein High-Tech Unternehmen mit einem Kamikaze-Management, hohen Schulden, im schnelllebigen Tech-Geschäft mit einer Riesen-Integrationsaufgabe vor sich.
Der Vergleich mit Dialog hinkt, da Dialog gerade übernommen wird, sprich: hier ist eine >60%ige Prämie auf den 6m Durchschnittskurs mit drin. Nur weil ein Unternehmen in dem Sektor übernommen wird, kann man nicht eine Kaufprämie auf alle anwenden. Zudem hat Dialog >0,5 Mrd. Netto-Cash während wir bei AMS von einer pro-forma (Rauskauf Osram) Verschuldung von vllt 4 Mrd. USD sprechen. Das bitte auch berücksichtigen.
Ich kann absolut verstehen, dass Du und Deine Frau die Aktien jetzt nicht verkauft – ich würde es bei dem Level jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr machen. Und wenn Ihr mit einem erhöhten Level an Unsicherheit und hoher Vola leben könnt, dann erst recht nicht. Aber bei der Diskussion sollte man mE schon ehrlich bleiben und sich nichts vormachen – ein möglicher Verlust von 50% des EBITs ist nämlich in der Tat wesentlich.