Ich habe mir eben mal eine Stunde Zeit genommen und den 2022er Report durchgelesen.
Nach der Lektüre muss ich schon sagen, dass sich da ein Investment nicht gerade aufdrängt, es besteht ein erhebliches weiteres (und dauerhaftes) Verlustrisiko, wenn sich die Finanzierungssituation nicht bald wieder verbessert. Was mir auffällt:
Seite 76 unter Equity relativ weit hinten. Die beiden perpetual notes die dort genannt werden verzinsen sich jetzt schon mit 6,33% bis 7,08%, aber der Zins ist so „günstig“, dass Aroundtown keine besseren Alternativen hat (wenn man sich mal die Anleihen anschaut, sieht man das Problem, was sie haben).
Auf Seite 156 gibt es eine Aufstellung der perpetuals, inkl. der beiden ersten (die auf 6,33% und 7,08% steigen ab 2023) sind es knapp 3 Milliarden, die bis 09/2024 auslaufen. Das sind mal eben 100 Mio. jährliche Zinsänderung in den nächsten 16 Monaten.
Wenn man mal die Bank Loans und Bonds / Schuldscheine nimmt haben sie 14.753 Milliarden Schulden, die sich wohl mit 1,4% verzinsen. Wenn das auf 5% steigt, sind das 500 Mio. Euro mehr als bisher.
Die Aussetzung der Dividende ist natürlich richtig, aber leider ein Tropfen auf den heißen Stein, bei einem FFO I von unter 400 Mio. Ein relevanter Schuldenabbau durch die Dividendenkürzung ist ein Wunschtraum. Da bleibt nur der Verkauf von Immobilien, was mit der Zeit immer schwieriger werden dürfte, wenn die Zinsen hoch bleiben.
Irgendwo stand noch, dass die bestehenden Mietverträge sie gut schützen gegen die im Moment niedrigeren Mieten bei Neuvermietung – klingt erstmal gut, ist aber natürlich auch die Frage wie schnell der Effekt sich dann trotzdem in sinkenden Mieteinnahmen niederschlägt.
Ich bleibe da an der Seitenlinie, weil mir das weitere Abwärtsrisiko erheblich zu hoch ist, die sind einfach zu kurzfristig finanziert, als dass sie das relativ sicher aussitzen können. Klar sind Immobilien langfristig ein Inflationsschutz, hilft aber nicht, wenn man zu stark gehebelt war in der Krise und man zwischenzeitlich untergeht.
Short gehe ich auch nicht, wenn die es überraschend schaffen, einen großen Portfolioteil zu verkaufen oder die EZB sagt die Zinsen werden nicht mehr erhöht, kann das schnell 100% hochlaufen (ob nachhaltig ist aber unklar).
Wenn ich von einem 2.000 Euro Investment 80% verloren hätten, würde ich den Rest wohl nicht verkaufen – aber nachlegen um zu „verbilligen“ sollte man hier echt nicht, dafür ist das Ganze zu wackelig und es kann im Totalverlust oder der totalen Verwässerung für die aktuellen Aktionäre enden.
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Ja, ich habe stark gerundet. Ja, ich habe den Anhang nicht komplett durchgearbeitet, aber die Zahlen, die ich angeschaut habe, reichen mir persönlich für ein Urteil.