"EUR-USD: FED-MINUTES – GEBEN DIE DATEN HINWEISE FÜR WEITERE ZINSSCHRITTE?
06.07.2023WährungenAntje Praefcke (Devisenanalyse, Commerzbank)
Erinnern wir uns: auf der letzten Sitzung legte die Fed eine Pause ein, deutete aber über ihre Prognosen (die „Dot Plots“) noch weitere 50 Basispunkte an Zinserhöhung an. Das FOMC präsentierte sich in seiner Meinung bis auf 2 Mitglieder falkenhaft. Dies belegen auch die Fed-Minutes, die gestern Abend veröffentlicht wurden. Offensichtlich waren sogar einige Mitglieder gegen die Zinspause im Juni.
Gleichzeitig wollte sich die Fed nicht im Voraus festlegen, die Sitzung im Juli sei „live“, so Powell. Umso wichtiger sind in der Folge natürlich die Konjunktur-, Arbeitsmarkt- und Preisdaten, die bis Ende Juli veröffentlicht werden. Aufgrund dieser Datenabhängigkeit wird der Markt heute nach den nächsten Hinweisen suchen, inwieweit die Fed wirklich mit ihrer Erwartung, dass noch zwei weitere Zinsschritte dies Jahr kommen könnten, ernst zu nehmen ist.
Zum Arbeitsmarkt werden heute der ADP-Index und die Job Openings, also die freien Stellen, veröffentlicht. Wir weisen immer wieder darauf hin, dass der ADP Index kein zuverlässiger Vorlaufindikator für den Arbeitsmarktbericht ist, der morgen veröffentlicht wird. Dennoch dürfte ein Wert, der von den Erwartungen von 225 Tsd. nach unten abweicht, den Markt je nach Größe der Abweichung mehr oder weniger an der Sichtweise der Fed zweifeln lassen. Die Job Openings finden oft weniger Beachtung, spiegeln aber besser wider, wie viele unbesetzte Stellen es gibt, sprich wie „eng“ der Arbeitsmarkt ist. In der Spitze gab es im März 2022 mehr als 12 Millionen unbesetzte Stellen, im April 2023 immerhin noch 10,1 Millionen. Der Druck hat also nachgelassen und dürfte wohl in der Tendenz weiter abnehmen, aber die offenen Stellen sind im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie noch ungleich höher (siehe Abbildung 1).
Schlussendlich steht heute Nachmittag noch der ISM für den Dienstleistungssektor auf der Agenda, für den der Markt mit einem leichten Anstieg rechnet und der noch über der 50-Marke liegt. Der ISM für das verarbeitende Gewerbe hatte am Montag negativ überrascht, er befindet sich deutlich unter 50 und damit im Kontraktionsbereich. Enttäuscht der ISM für Dienstleistungen ebenfalls, dürfte der Markt dies als Zeichen sehen, dass die US-Konjunktur die Folgen der vergangenen Zinserhöhungen zusehends zu spüren bekommt und deshalb ein zusätzlicher Zinsschritt im Herbst weniger wahrscheinlich wird, was den Dollar belasten würde.
Die Datenveröffentlichungen heute sind für ein paar Pips mehr oder weniger in EUR-USD gut. Dabei dürfte der skeptische Markt wohl stärker auf negative Überraschungen reagieren als auf positive. Da es aber auch „nur“ um 25 Basispunkte mehr oder weniger bei der Fed geht, dürften die Auswirkungen moderat blieben. Außer, wir erhalten so überraschend gute Daten, dass kaum noch Zweifel an der Sichtweise der Fed gerechtfertigt sind, dann wird die 1,08-Marke in EUR-USD wohl fallen. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass die heutigen Daten dafür ausreichen würden, die 1,08-Marke nachhaltig zu unterschreiten. Dafür müsste vermutlich schon ein „Hammer-Arbeitsmarktbericht“ morgen veröffentlicht werden."