Freenet: Die Auferstehung des Eckhard Spoerr
von Astrid Maier
Freenet-Chef Eckhard Spoerr hat mit der Übernahme des Konkurrenten Debitel den Coup seines Lebens gelandet. Vor Kurzem noch galt er als Verlierer. Nun aber hat er seinen Widersacher Ralph Dommermuth vorgeführt. Für den United-Internet-Chef rächt sich die Scheu vor dem Risiko.
Hähme, Spott, Geringschätzung - so lässt sich die Stimmung in der Telekommunikationsbranche gegenüber Freenet-Chef Eckhard Spoerr in etwa zusammen fassen. Respekt, Hochachtung, Lob - so lautet dagegen die einhellige Meinung über United-Internet-Chef Ralph Dommermuth. Nun steht diese vertraute Welt auf dem Kopf. Mit der Übernahme des Konkurrenten Debitel hat Spoerr den Coup seines Lebens gelandet. So mancher seiner Widersacher wird sich im Stillen verneigen vor dem sonst so belächelten Manager. So mancher seiner Widersacher wird danach ratlos den Kopf schütteln über Ralph Dommermuth.
Trotz des massiven Widerstands und der Störfeuer seines Großaktionärs Dommermuth formt Spoerr nun zusammen mit Debitel den drittgrößten Mobilfunkanbieter Deutschlands. Mehr noch, Spoerr wird das neue Unternehmen führen. Der Chef des größeren Rivalen Debitel, Oliver Steil, wird nur Vertriebschef. Zur Erinnerung: Vor Kurzem noch galt Spoerr als der ausgemachte Verlierer der Konsolidierung hier zu Lande, sein Geschäft als alleine nicht überlebensfähig, ein Übernahmeziel, das Dommermuth genüsslich filetieren würde.
Es ist anders gekommen: Der Zusammenschluss garantiert Spoerr als Wiederverkäufer mit geringen Margen das Überleben, zumindest auf absehbare Zeit. Mit Tricks und strategischer Finesse, vor allem auch mit schlechtem Stil hat sich Spoerr selbst wieder nach oben katapultiert. So veröffentlichte er etwa persönliche Briefe des Protestes von Dommermuth auf der Freenet-Homepage. Es wurde mit schmierigen Bandagen gekämpft, am Ende zählt aber das Ergebnis. Vermutlich wird auch Debitel-Eigner Permira im Hintergrund die Marschrichtung vorgegeben haben. Erstaunlich, dass der Investor nicht dem eigenen Mann Steil den Vorzug auf den Chefposten zuspielte.
Die Idee, sich mit Debitel zusammen zu tun, schlägt schließlich alle anderen strategischen Entscheidungen Spoerrs aus der Vergangenheit um Längen - sie folgt einer konsequenten Logik. Im Verbund können sich die Wiederverkäufer besser gegen Anbieter wie T-Mobile und Vodafone behaupten.
Für Dommermuth rächt sich damit seine Scheu vor dem Risiko. Er hätte eine feindliche Übernahme starten müssen, doch wo eine Kalaschnikow gefragt gewesen wäre, schoss Dommermuth mit einem Luftgewehr. In Briefen - an sich schon ein befremdlicher Verhandlungsstil für den Chef eines Unternehmens, das schnelle Internetanschlüsse vertreibt - stellte er immer wieder ein höheres Angebot in Aussicht. Eine Offerte ist bis heute ausgeblieben. Das Argument, er wolle erst Zugriff auf sensible Kundendaten, zieht nicht. Vergangenen Herbst hatte er schließlich Zugang zu dem Freenet-Datenraum. Zum Schluss hat Dommermuth wohl selbst nicht mehr geglaubt, die Situation zu seinen Gunsten wenden zu können. Während der Freenet-Aufsichtsrat den Debitel-Deal absegnete, weilte der United-Internet-Chef bereits im Urlaub
Quelle
www.ftd.de/meinung/kommentare/...0Eckhard%20Spoerr/348851.html