Neuer Mobilfunk-Gigant in Deutschland
Auch massive Gegenwehr der Großaktionäre hat Freenet nicht von einer Übernahme des größeren Konkurrenten Debitel abgehalten. Das neue Unternehmen wird die Nummer drei am deutschen Mobilfunk-Markt sein.
Der Widerstand der Großaktionäre United Internet und Drillisch hat Freenet nicht von einer Übernahme des größeren Konkurrenten Debitel abbringen können. Der Aufsichtsrat habe dem Erwerb zugestimmt, teilte Freenet in der Nacht zum Montag im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf mit.
Noch am Sonntag hatte United-Internet-Chef Ralf Dommermuth, der an einer Übernahme von Freenet interessiert ist, ein höheres Angebot in Aussicht gestellt, falls Freenet von seinen Kaufplänen Abstand nimmt. Freenet-Chef Eckhard Spoerr ließ das offenbar unbeeindruckt, er zog seine Übernahmepläne durch.
Durch die Transaktion wird der Finanzinvestor Permira, dem Debitel gehört, neuer Großaktionär des norddeutschen Telekommunikationsunternehmens. Permira erhalte 32 Millionen neue Freenet-Aktien aus einer Kapitalerhöhung, teilte die Firma mit. Damit erreiche die Beteiligung dann 24,99 Prozent. Außerdem leihe Freenet Permira 132,5 Mio. Euro als verzinsliches Verkäuferdarlehen. Debitel werde mit einer Schuldenlast von rund 1,14 Mrd. Euro übernommen. Das Kartellamt muss dem Deal noch zustimmen.
Dommermuth, der nach eigenen Angaben über einen Zugriff auf die Mehrheit an Freenet verfügt, hatte versucht, dass Blatt noch im letzten Moment zu wenden. In einem Brief schrieb Dommermuth an Spoerr, acht institutionelle Investoren hätten Interesse bekundet, ihre Freenet-Anteile an das Internetunternehmen aus Montabaur zu verkaufen. Diese Anleger hielten 32,6 Prozent an Freenet. "Zusammen mit den von uns und von der Drillisch AG gehaltenen Aktien wären dies über 58 Prozent des Grundkapitals der Freenet AG", hieß es in dem Schreiben.
Rückschlag für United Internet
Der Debitel-Kauf durch Freenet ist ein Rückschlag für United Internet, das Freenet selbst übernehmen will - aber nur ohne Debitel. "Die Abgabe eines Übernahmeangebotes würde selbstverständlich voraussetzen, dass die Debitel Transaktion nicht durchgeführt wird", schrieb Dommermuth am Sonntag.
United Internet habe verstärktes Interesse an einer Übernahme von Freenet, sagte Dommermuth. Sobald Freenet mehr Informationen zur Geschäftslage vorgelegt habe, werde United Internet innerhalb von fünf Arbeitstagen entscheiden, ob es eine Offerte vorlege. Dann sei es möglich, dass United Internet 16 Euro je Freenet-Aktie biete. Zuletzt hatte Dommermuth zwei Euro weniger in Aussicht gestellt. Ein neues Gebot würde Freenet insgesamt mit 1,5 Mrd. Euro bewerten. An der Börse schloss die Freenet-Aktie am Freitag mit 11,26 Euro.
Das neue Unternehmen ist die neue Nummer drei im deutschen Mobilfunkmarkt nach T-Mobile und Vodafone D2. Freenet und Debitel verfügen allerdings im Gegensatz zu den Marktführern über kein eigenes Netz. Zusammen kommen die beiden Unternehmen nach eigenen Angaben auf über 1000 Vertriebsfilialen. Spoerr wird entgegen früheren Spekulationen Vorstandschef bleiben. Debitel-Chef Oliver Steil soll wie auch Finanzvorstand Joachim Preisig in den Vorstand von Freenet einziehen.