habe da noch einen guten bericht von iwatch free erhalten. interessant durchzulesen !!! genau auch meine meinung.
KAUFPANIK BEI TRAVELZOO UND MARTHA STEWARD OMNIMEDIA
Aber nicht alle Kursanstiege sind durch fundamentale Entwicklun-
gen zu begruenden. Travelzoo (TZOO) beispielsweise hat seinen
Aktienkurs in den letzten drei Wochen verdoppelt. Ist den Anle-
gern ploetzlich bewusst geworden, dass das Unternehmen eigent-
lich doppelt so viel Wert ist, wie noch kurz zuvor?
Nein. Die Geschichte von Travelzoo verfolge ich schon seit lan-
gem. Bei Travelzoo habe ich das Gefuehl, dass es noch immer ei-
nige Anleger gibt, die ihre Lektion von 1999/2000 nicht gelernt
haben.
Vor zwoelf Monaten notierte der Kurs bei $5. Gestern wurde ein
Allzeithoch bei $76,58 erzielt. Und auch heute geht es vorboers-
lich weiter nach oben. Wurde hier ein Juwel entdeckt? Ist Tra-
velzoo auf eine Goldader gestossen? Oder was steckt hinter der
Kaufpanik, die den Kurs ungebremst in die Hoehe treibt?
Travelzoo ist eine Plattform, ueber die Reisen gebucht werden
koennen. Halt, nicht einmal gebucht, sondern nur gefunden. Naja,
gefunden? Ich habe keine Moeglichkeit gefunden, eine mir zusa-
gende Reise zu finden. Kurz: Eine voellig nutzlose Internetsei-
te.
Durch aggressive Werbung hat Travelzoo es geschafft, so viel In-
ternetsurfer auf diese nutzlosen Seiten zu steuern, dass andere
Reiseveranstalter, die im Internet praesent sind, ihre Angebote
gegen eine Gebuehr auf die Travelzoo-Seiten stellen.
Wenn dem Internetsurfer ein Reiseangebot gefaellt und er weitere
Informationen ueber diese Reise haben moechte, so wird er direkt
auf die Seite des Anbieters gelenkt.
Baut sich Travelzoo so einen Kundenstamm aus? Nein. Der Umsatz
laeuft auch nicht ueber Travelzoo, sondern direkt ueber den Rei-
severanstalter. Dieser zahlt an Travelzoo lediglich Werbegebueh-
ren.
In den letzten zwoelf Monaten hat Travelzoo mit seinen 39 Ange-
stellten auf diese Weise immerhin Umsaetze von $23 Mio. gene-
riert.
Mit der Gewinnmarge von 15 % konnte das Unternehmen also $3,4
Mio. Gewinn verbuchen. Das waren immerhin 140 % mehr als ein
Jahr zuvor.
Saubere Zahlen, gutes Wachstum und die attraktive Vorstellung,
dass dieses Unternehmen rein digital funktioniert. Schoen oder?
Ich wuerde dieses Unternehmen vielleicht mit folgendem Marktwert
versehen: $3,4 Mio. Gewinn bei 140 % Wachstum koennten, ambitio-
niert gerechnet, $100 Mio. Marktkapitalisierung wert sein, ein
KGV von 25, ein KUV von immerhin ueber 4. Die Boerse bewertet
dieses Unternehmen jedoch aktuell mit $1,13 Mrd. Das entspricht
einem KGV von 414 und einem KUV von 47. Das ist um den Faktor 10
zu hoch.
Wieso kommen nicht andere Investoren auch zu diesem Schluss?
Wieso kann der Kurs in solch schwindelerregenden Hoehen noch
weiter steigen?
Die Antwort ist ganz einfach: Es gibt Anleger, die aus Panik
kaufen. Panik, weil sie diese Aktien leerverkauft haben. Es gibt
in dieser Aktie Spekulanten, die auf fallende Kurse spekulieren
(nachvollziehbar!). Nun steigt und steigt der Kurs aber und die-
jenigen, die offene Leerpositionen halten, sehen ihre Buchver-
luste anwachsen.
Bei Leerverkaeufen ist, anders als bei Longpositionen, das Ver-
lustrisiko nicht auf 100 % begrenzt, im schlimmsten Fall verlie-
ren Sie mehr, als Sie eingesetzt haben.
Wenn Sie naemlich beispielsweise bei $20 im Juli in der Hoffnung
leerverkauft haben, dass die Aktie auf einen annehmbaren Wert
bei ca. $7 fallen wuerde, dann haben Sie zwar $20 in bar erhal-
ten, stehen jedoch noch in der Pflicht, die Aktien zu liefern.
Fuer die Lieferung muessen Sie die Aktien zu einem spaeteren
Zeitpunkt kaufen.
Nun ist der Kurs angestiegen und Sie sehen, dass Sie kurze Zeit
spaeter schon $30 fuer die Aktie hinlegen muessen. Und der Kurs
steigt weiter bis auf $40, $50, $60. Hier realisieren Sie, dass
Sie schon das Doppelte Ihres Einsatzes verloren haben. Viel-
leicht ruft sogar schon Ihre Bank an und teilt Ihnen mit, dass
Sie gar nicht mehr ausreichend Barreserven haben, um Ihrer
Lieferverpflichtung nachzukommen (Margin Call). Die Bank gibt
Ihnen bis zum naechsten Tag um 13 Uhr Zeit, das erforderliche
Bargeld anzukarren.
Dann muessen Sie in den sauren Apfel beissen und die Lieferver-
pflichtung erfuellen. Denn, es ist nicht absehbar, ob der Kurs
bei $60 dreht oder noch auf $70 oder gar, wie gestern, auf $76
steigt. Sie kaufen also ohne Ruecksicht auf Verluste und nehmen
sich mit einer gehoerigen Wut im Bauch vor, nie wieder in Tra-
velzoo zu spekulieren.
Durch Ihren Kauf wird der Kurs weiter in die Hoehe getrieben,
denn es gibt ja kaum Verkaeufer, sondern ueberwiegend Leerver-
kaeufer, die sich eindecken muessen.
Bei Travelzoo ist dies besonders deutlich. Es existieren 15,45
Mio. Aktien, davon sind jedoch nur 1,9 Mio. frei handelbar. Der
Rest wird noch von Insidern, vermutlich den Gruendern, die hin-
ter dieser Scharlatanerie stecken, gehalten. Dadurch ist das An-
gebot an Aktien im Verhaeltnis zum Unternehmenswert sehr gering.
Dies wird noch deutlicher, wenn Sie betrachten, dass nur 2,9 %
der Aktien von institutionellen (also meldepflichtigen) Investo-
ren gehalten werden. 87,7 % von Insidern. Viele institutionelle
Anleger konnten also noch nicht ueberzeugt werden, der Handel
findet nur in dem kleinen, frei verfuegbaren Teil der Aktien
durch Kleinanleger statt.
Von den frei handelbaren Aktien sind derzeit 37 % leerverkauft.
Diese Zahl liegt meist zwischen 1 % und vielleicht mal 3 %. Wenn
ein Drittel aller verfuegbaren Aktien leerverkauft wurde, dann
gibt es ja kaum noch jemanden, der tatsaechlich an steigende
Kurse bei diesem Unternehmen glaubt oder?
Jeden Tag gehen derzeit rund 4 Mio. Travelzoo-Aktien ueber den
Tresen. Das heisst wiederum, dass alle frei verfuegbaren Aktien
mindestens zweimal am Tag ihren Besitzer wechseln. Ist dies ein
Zeichen dafuer, dass ueberzeugte Langfristanleger am Werke sind?
Sicherlich nicht.
Und dennoch steigt der Kurs jeden Tag wieder auf neue Allzeit-
hochs. Ein Ende dessen ist erst in Sicht, wenn die Shortquote
deutlich abgebaut wurde, wenn also nicht mehr so viele Leerver-
kaufseindeckungen erforderlich sind, so dass der Kurs ungehin-
dert in Richtung $7 fallen kann.
Wann wird dies der Fall sein? Ich weiss es nicht. Gerne wuerde
ich auf dieser Talfahrt dabei sein, doch zuvor kann der Kurs
noch beliebig weiter steigen. Stellen Sie sich vor, Travelzoo
verkuendet einen neuen Kooperationspartner und beschliesst
gleichzeitig einen Aktiensplitt. Der Wahnsinn wuerde noch eine
ganze Zeit lang weitergehen. Aktienkurse von $80, $90 oder auch
locker ueber $100 waeren dann nur eine Frage von Stunden.
Interessehalber habe ich gestern versucht, die Aktien von Tra-
velzoo zu leerzuverkaufen. Die Antwort meines Brokers kam
prompt: Wir haben keine Aktien in den Margin-Accounts unserer
Kunden, die wir ausleihen koennten. Es ist also derzeit gar
nicht moeglich, diese Aktien leerzuverkaufen. Damit ist eine
weitere Komponente, die der Hausse ein Ende setzen koennte, bei
Travelzoo nicht vorhanden.
Einsteigen und noch ein paar $ mitnehmen? Um Gottes Willen!
Diese Panikkaeufe koennen jeden Augenblick enden. Und dann ist
der Kursverfall zu schnell, als dass Sie ihre Gewinne realisie-
ren koennten. Ebenso schnell, wie der Kursanstieg zu schnell
war, als dass Leerverkaeufer sich eindecken konnten.
Fazit: wer von Ihnen Aktien von Travelzoo hat, der sollte sich
schnellstmoeglich davon verabschieden. Pronto!