Börsen-Pessimisten
Chartanalysten befürchten Dax-Absturz
(47)
Von Michael Höfling
27. Januar 2010, 08:16 Uhr
Der Deutsche Aktien-Index Dax hat in ein paar Tagen in der Spitze mehr als 500 Punkte verloren. Jetzt befinden sich die Optimisten an der Börse im Rückzug. Analysten warnen bereits vor einem massiven Absturz – bis zur Marke von 5000 Punkten. Die Experten erklären, wie Anleger gegensteuern können.
Über viele Wochen dieses harten Winters hatten Börsianer allen anderen Bürgern des Landes gegenüber einen kleinen Vorteil. Wenn schon der Blick auf das Außenthermometer das Blut in den Adern gefrieren ließ, so konnten sie sich doch wenigstens am Blick auf die Aktienmärkte ein wenig das Herz erwärmen. Bis auf 6100 Punkte war etwa der Deutsche Aktien-Index Dax noch Mitte Januar gestiegen, lag damit 70 Prozent über dem Tief vom März 2009.
Keine zwei Wochen später ist nun allerdings auch diese Wärmequelle versiegt. Der Dax verlor binnen weniger Handelstage in der Spitze satte 540 Punkte. Die Optimisten befinden sich auf dem Rückzug, auch wenn der Dax am 26. Januar wieder zu einer Gegenbewegung ansetzte.
Die Pläne von US-Präsident Obama, den Bankensektor zu regulieren, Sorgen um die Nachhaltigkeit des chinesischen Wachstums und die Probleme mit dem europäischen Pleitekandidaten Griechenland haben den Kursrutsch ausgelöst. Die unter dem Druck der Negativmeldungen nachgebenden Kurse haben auch das markttechnische Bild an den Börsen nachhaltig eingetrübt.
Die Markttechnik beschäftigt sich jenseits aller fundamentalen Daten wie Unternehmensberichten oder Arbeitsmarktzahlen mit der Interpretation der Kursverläufe von Aktien oder Indizes (Chartanalyse) sowie mit marktpsychologischen Stimmungsindikatoren (Sentiment-Analyse) und versucht, daraus Erkenntnisse für die weitere Entwicklung abzuleiten.
Und die geben zurzeit wenig Anlass zur Freude. „Die letzten Wochen haben im Chartbild der bedeutenden Indizes großen Schaden angerichtet“, sagt Wieland Staud, Technischer Analyst bei Staud Research. „Die kommende Korrekturphase wird ihre Zeit brauchen.“ So hat der jüngste Kursrutsch unter anderem den seit März 2009 laufenden Aufwärtstrend nach unten durchbrochen. Für Charttechniker ein ganz schlechtes Zeichen.
Den Anlegern könnte demnach noch Schlimmeres bevorstehen. „Gestern hat der Dax bei 5560 Punkten bereits die nächste Unterstützung angetestet“, so Staud. In den Blick der Anleger dürfte vorerst der Bereich zwischen 5050 und 5300 Punkten rücken. „Es ist wahrscheinlich, dass wir diese Unterstützungszone demnächst antesten werden“, glaubt Staud.
Auch andere Analysten betrachten die Entwicklung mit Skepsis. „Wir haben es mit einem nachhaltigen Signal zu tun“, meint Thomas Theuerzeit, dessen Firma animusX-Investors Sentiment neben reiner Chartbetrachtung auch die Anlegerstimmung berücksichtigt. „Der Spielraum für eine weitere Korrektur ist noch beträchtlich.“
Theuerzeit macht das an der hochgradigen Verunsicherung der Anleger fest. „Das Lager der Unentschlossenen ist auf den höchsten Wert seit fast zwei Jahren gestiegen“, warnt er. Diese unberechenbare Gruppe könnte den Börsen weiteres Abwärtspotenzial bescheren.
„Auch wir sehen eher die 5000 Punkte im Dax als die 6000“, sagt Gianni Hirschmüller vom auf verhaltensorientierte Kapitalmarktforschung spezialisierten Researchhaus Cognitrend. „Wir vermuten, dass im Markt ausländische Adressen, die die Börsenwende im März 2009 früh antizipiert haben, immer noch auf beträchtlichen Gewinnen sitzen“, sagt Hirschmüller. „Einige davon haben offenbar begonnen, einen Teil ihrer Engagements aufzulösen, als die Dynamik oberhalb der 6000 Punkte nachgelassen hat.“ Ein Muster, das sich bei fallenden Kursen bestätigen und zusätzlichen Verkaufsdruck auslösen könnte.
Investoren wären einem solchen Szenario aber nicht hilflos ausgeliefert. Emittenten haben Produkte herausgebracht, mit denen sich auch Privatanleger Börsenentwicklungen mit umgekehrten Vorzeichen ins Depot holen können. Dazu zählen etwa börsengehandelte Indexfonds (ETF), die Anlegern Geld bringen, wenn die Kurse fallen.
Ein solches Instrument ist das „2x ShortDax-ETF“ von ETF Securities. Zugrunde liegt ihm der ShortDax, der von der Deutschen Börse berechnet wird und sich auf Tagesbasis exakt spiegelbildlich zum Dax verhält. Heißt: Fällt der Dax um 3 Prozent, legt der ShortDax entsprechend zu. Das „2x ShortDax-ETF“ hebelt diese Entwicklung noch mit dem Faktor zwei. Der höheren Chance steht natürlich auch das höhere Risiko gegenüber, wenn der Dax steigen sollte. Und: ShortDax-Produkte sollten nur kurz im Depot verbleiben, damit Anleger bei einer späteren Erholung nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Ebenfalls interessant für Anleger mit einer dezidierten Marktmeinung könnte ein Korridorzertifikat auf den Dax sein. Ein entsprechendes Papier der Société Générale erwirtschaftet eine annualisierte Rendite von rund 13 Prozent, wenn der Dax bis Mitte Dezember innerhalb einer Bandbreite von 4500 bis 7600 Punkten verbleiben sollte.
Chartanalysten befürchten Dax-Absturz
(47)
Von Michael Höfling
27. Januar 2010, 08:16 Uhr
Der Deutsche Aktien-Index Dax hat in ein paar Tagen in der Spitze mehr als 500 Punkte verloren. Jetzt befinden sich die Optimisten an der Börse im Rückzug. Analysten warnen bereits vor einem massiven Absturz – bis zur Marke von 5000 Punkten. Die Experten erklären, wie Anleger gegensteuern können.
Über viele Wochen dieses harten Winters hatten Börsianer allen anderen Bürgern des Landes gegenüber einen kleinen Vorteil. Wenn schon der Blick auf das Außenthermometer das Blut in den Adern gefrieren ließ, so konnten sie sich doch wenigstens am Blick auf die Aktienmärkte ein wenig das Herz erwärmen. Bis auf 6100 Punkte war etwa der Deutsche Aktien-Index Dax noch Mitte Januar gestiegen, lag damit 70 Prozent über dem Tief vom März 2009.
Keine zwei Wochen später ist nun allerdings auch diese Wärmequelle versiegt. Der Dax verlor binnen weniger Handelstage in der Spitze satte 540 Punkte. Die Optimisten befinden sich auf dem Rückzug, auch wenn der Dax am 26. Januar wieder zu einer Gegenbewegung ansetzte.
Die Pläne von US-Präsident Obama, den Bankensektor zu regulieren, Sorgen um die Nachhaltigkeit des chinesischen Wachstums und die Probleme mit dem europäischen Pleitekandidaten Griechenland haben den Kursrutsch ausgelöst. Die unter dem Druck der Negativmeldungen nachgebenden Kurse haben auch das markttechnische Bild an den Börsen nachhaltig eingetrübt.
Die Markttechnik beschäftigt sich jenseits aller fundamentalen Daten wie Unternehmensberichten oder Arbeitsmarktzahlen mit der Interpretation der Kursverläufe von Aktien oder Indizes (Chartanalyse) sowie mit marktpsychologischen Stimmungsindikatoren (Sentiment-Analyse) und versucht, daraus Erkenntnisse für die weitere Entwicklung abzuleiten.
Und die geben zurzeit wenig Anlass zur Freude. „Die letzten Wochen haben im Chartbild der bedeutenden Indizes großen Schaden angerichtet“, sagt Wieland Staud, Technischer Analyst bei Staud Research. „Die kommende Korrekturphase wird ihre Zeit brauchen.“ So hat der jüngste Kursrutsch unter anderem den seit März 2009 laufenden Aufwärtstrend nach unten durchbrochen. Für Charttechniker ein ganz schlechtes Zeichen.
Den Anlegern könnte demnach noch Schlimmeres bevorstehen. „Gestern hat der Dax bei 5560 Punkten bereits die nächste Unterstützung angetestet“, so Staud. In den Blick der Anleger dürfte vorerst der Bereich zwischen 5050 und 5300 Punkten rücken. „Es ist wahrscheinlich, dass wir diese Unterstützungszone demnächst antesten werden“, glaubt Staud.
Auch andere Analysten betrachten die Entwicklung mit Skepsis. „Wir haben es mit einem nachhaltigen Signal zu tun“, meint Thomas Theuerzeit, dessen Firma animusX-Investors Sentiment neben reiner Chartbetrachtung auch die Anlegerstimmung berücksichtigt. „Der Spielraum für eine weitere Korrektur ist noch beträchtlich.“
Theuerzeit macht das an der hochgradigen Verunsicherung der Anleger fest. „Das Lager der Unentschlossenen ist auf den höchsten Wert seit fast zwei Jahren gestiegen“, warnt er. Diese unberechenbare Gruppe könnte den Börsen weiteres Abwärtspotenzial bescheren.
„Auch wir sehen eher die 5000 Punkte im Dax als die 6000“, sagt Gianni Hirschmüller vom auf verhaltensorientierte Kapitalmarktforschung spezialisierten Researchhaus Cognitrend. „Wir vermuten, dass im Markt ausländische Adressen, die die Börsenwende im März 2009 früh antizipiert haben, immer noch auf beträchtlichen Gewinnen sitzen“, sagt Hirschmüller. „Einige davon haben offenbar begonnen, einen Teil ihrer Engagements aufzulösen, als die Dynamik oberhalb der 6000 Punkte nachgelassen hat.“ Ein Muster, das sich bei fallenden Kursen bestätigen und zusätzlichen Verkaufsdruck auslösen könnte.
Investoren wären einem solchen Szenario aber nicht hilflos ausgeliefert. Emittenten haben Produkte herausgebracht, mit denen sich auch Privatanleger Börsenentwicklungen mit umgekehrten Vorzeichen ins Depot holen können. Dazu zählen etwa börsengehandelte Indexfonds (ETF), die Anlegern Geld bringen, wenn die Kurse fallen.
Ein solches Instrument ist das „2x ShortDax-ETF“ von ETF Securities. Zugrunde liegt ihm der ShortDax, der von der Deutschen Börse berechnet wird und sich auf Tagesbasis exakt spiegelbildlich zum Dax verhält. Heißt: Fällt der Dax um 3 Prozent, legt der ShortDax entsprechend zu. Das „2x ShortDax-ETF“ hebelt diese Entwicklung noch mit dem Faktor zwei. Der höheren Chance steht natürlich auch das höhere Risiko gegenüber, wenn der Dax steigen sollte. Und: ShortDax-Produkte sollten nur kurz im Depot verbleiben, damit Anleger bei einer späteren Erholung nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Ebenfalls interessant für Anleger mit einer dezidierten Marktmeinung könnte ein Korridorzertifikat auf den Dax sein. Ein entsprechendes Papier der Société Générale erwirtschaftet eine annualisierte Rendite von rund 13 Prozent, wenn der Dax bis Mitte Dezember innerhalb einer Bandbreite von 4500 bis 7600 Punkten verbleiben sollte.