Bei Nordex an detailierte Q3-Schätzungen zu kommen ist etwas kompliziert bzw. fast unmöglich, weil man bestimmte Daten wie Umsatz- oder Nettogewinnerwartungen zusammen suchen muss aus verschiedenen Portalen (Bloomberg, Reuters, 4-Trader)
und diese dann in verschiedene Ergebnisse einberechnen muss bzw. bestimmte Zahlen voneinander ableiten muss wie Steuerquote, Abschreibungen oder das Finanzergebnis.
So sehen dann in etwa die Q3-Analystenschätzungen bzw. die Erwartungen zu Nordex aus:
Umsatz: 570 Mio. € (+ 119 Mio. € bzw. + 26% zu Q3 2014)
EBITA: 51,2 Mio. € (+ 17,3 Mio. € bzw. + 51% zu Q3 2014)
EBITA-Marge: 9,0% (Q3 2014: 7,5%)
EBIT: 36 Mio. € (+ 13,1 Mio. € bzw. + 57% zu Q3 2014)
EBIT-Marge: 6,3% (Q3 2014: 5,1%)
EBT: 30 Mio. €
Nettogewinn: 21 Mio. € (+ 10,5 Mio. € bzw. + 91% zu Q3 2014)
EPS: 0,26 €
Ganz so spektakulär wie die Q2 Zahlen werden die Q3-Zahlen nicht ausfallen wenn es nach einigen Analysten geht. Sehe ich ähnlich, denn der Q2-Umsatz von 604 Mio. € war schon erste Sahne wie auch der Q2-Auftragseingang mit 711 Mio. € schon mehr als hervorragend war (Q1: 642 Mio. €). Schaut man sich aber Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn an, dann sind die natürlich sehr gut.
Wenn man nach den offiziellen Auftragsmeldungen innerhalb Q3 geht (gemeldet wurden 395 MW), dann dürfte wohl in Q3 ein Auftragseingang zwischen 480 bis 500 Mio. € raus gekommen sein und damit dürfte der fest finanzierbare Auftragsbestand leicht nach unten gegangen sein auf nach wie vor (sehr) guten 1,6 Mrd. € (Ende Q2 bei 1,66 Mrd. €) und würde damit deutlich über dem Auftragsbestand aus dem Vorjahr liegen (1,35 Mrd. €/+ 15%).
Da es in den letzten Wochen zu einigen Kurszielerhöhungen gekommen ist lohnt sich mal auch ein kleiner Blick auf die aktuellen durchschnittlichen Analystenschätzungen für dieses Jahr und fürs kommende Jahr, denn die wurden ja damit auch mit nach oben gezogen.
Die Umsatzschätzungen für 2015 wurden um 35 Mio. € erhöht auf jetzt 2,2 Mrd. € (vor genau einem Jahr lagen die Umsatzschätzungen noch bei 1,7 Mrd. € und hier sieht man welch riesige operative Dynamik Nordex in den letzten 12 Monaten hingelegt hat) bei einer EBIT-Marge von 5,9% und einem EPS von 0,97 €, das ebenfalls in den letzten 3 Wochen um 3% leicht nach oben revidiert wurde. Vor genau einem Jahr lag die EPS-Schätzung noch bei 0,68 € und hier kann man dann sehr gut erkennen, dass man KGVs nicht als reine statische Bewertungszahl hernehmen darf. Wenn man schon nur die Fundamentals rein nach dem KGV betrachten will, dann geht des nur meiner Meinung nach, wenn man auch über den Tellerrand schauen will bzw. das überhaupt auch kann. Nordex ist dafür ein Paradebeispiel.
Auch die Schätzungen für 2016 wurden angehoben. Der Umsatz um 60 Mio. € auf 2,38 Mrd. € bei einer EBIT-Marge von 7,3% (!!!) und der Nettogewinn um 8 Mio. € auf 107,5 Mio. € bzw. ein EPS von 1,33 €.
Die höchste 2016er Umsatzschätzung liegt übrigens inzwischen bei 2,65 Mrd. € (wurde in der letzten Woche um satte 100 Mio. € erhöht - weiß da ein Analyst schon deutlich mehr wie wir ?) und bei einem Nettogewinn von 118 Mio. € bzw. einem EPS von 1,46 €.
Wenn ich jetzt mal zum Spass diese höchste 2016er Schätzung hernehmen würde, dann hätte Nordex aktuell ein 2016er KUV von nach wie vor billigen 0,93, ein 2016er KGV von 20,9 und ein cashbereinigtes 2016er KGV von 18 (Nettocash 319 Mio. € = 3,94 je Aktie). Teuer wäre das eigentlich nach wie vor nicht bei diesem Börsenumfeld inkl. des sehr niedrigen Zinsniveau und billigem Geld von den Notenbanken wie auch im Vergleich zur Peer Group (Gamesa, Vestas). Auch die zu erwarteten Wachstumsraten (Umsatz 2015: + 27%/Umsatz 2016: + 20%/Nettogewinn 2015: + 101%/Nettogewinn 2016: + 50%/Grundlage hier die höchste Schätzung) gerechtfertigen durchaus eine hohe Bewertung. Wobei so hoch ist dann die Bewertung nicht einmal, denn im TecDax gibt es aktuell 16 Aktien, die über einem KGV-Niveau von 20 notieren. Also über 50%.
Bei dieser Betrachtungsweise ist natürlich die Acciona-Übernahme noch nicht mit dabei. Somit würde das dann noch selbstredend beim KGV noch ein Stück weit besser aussehen, denn Nordex kauft in etwa einen operativen Gewinn von 70 Mio. € bei einer Verwässerung von 20% dazu. Nordex-EBIT in 2015 bei rd. 130 Mio. € - also wird ein operativer Zugewinn von rd. 50% auf Basis der 2015er Zahlen dazu gekauft.
Hier mal eine kleine Spielerei von mir mit Nordex und Acciona als Gesamtunternehmen:
Acciona:
Umsatz: 1 Mrd. €
EBIT: 70 Mio. € (Marge bei 7% wie bei der Übernahmepräsentation angegeben)
EBT: 58 Mio. €
Nettogewinn: 40,6 Mio. € (Steuerquote wie in Dtschl. 30%)
Nordex:
Nettogewinn: 118 Mio. €
Gesamtnettogewinn also bei 158,6 Mio. €. Würde bei einer Aktienstückzahl von 97 Mio., also inkl. der Kapitalerhöhung, ein Gewinn je Aktie von 1,63 € ergeben. Bei dieser Spielerei komme ich dann aktuell inkl. der Kapitalerhöhung auf ein 2016er KGV von knapp 19 und auf ein KUV von sehr billigen 0,83.
Ist jetzt alles natürlich von mir nur angenommen und ich unterstelle dabei, dass Acciona im kommenden Jahr weder beim Umsatz noch beim Gewinn wachsen wird. Natürlich muss man dann auch noch noch mit Synergieeffekten rechnen, spätestens ab 2017 und das macht das ganze von der fundamentalen Bewertungssicht noch ein Stück interessanter. Sollten sich in 2017 z.B. Synergieeffekte von 25 Mio. € ergeben, dann hätte das einen positiven EPS-Effekt von alleine 0,26 € bei 97 Mio. Nordex-Aktien. Denke mal, dass wir alle nach dem investor-Day, der ja nur ein Tag nach den Q3-Zahlen stattfindet am 12.11., ein wenig klüger sind.
Kommende Woche wird jedenfalls bei Nordex richtig interessant werden mit den zwei sehr wichtigen Terminen.