Zitat:
hallo chartex,
soweit, so gut, aber was machen wir, wenn tcm, seine prognosen für 2008 ff nach unten anpasst, so wie das auch schon für q3 und q4/2007 erfolgt ist. dann helfen die ganzen planspiele nicht weiter.
und das ist glaube ich zur zeit das grösste risiko, der vertrauensverlust in das management und gefürchtete prognoseanpassungen nach unten.
DrKursplus
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Hallo DrKursplus,
JEDE Prognose JEDES Unternehmens ist immer in Gefahr, an die Realitäten angepasst werden zu müssen.
Der Hersteller von Modeschmuck läuft Gefahr, dass er den Geschmack des Publikums nicht getroffen hat und weniger absetzen kann, als geplant. Der Hersteller von Erfrischungsgetränken läuft Gefahr, dass der Sommer kalt und verregnet ist, und viel weniger seiner Getränke getrunken und damit verkauft werden, als prognostiziert. Der Hersteller von Häusern läuft Gefahr, dass die Banken Hypothekenkredite nur noch sehr zögerlich vergeben, und seine Kunden deshalb weniger Häuser kaufen. Der Hersteller von Wattestäbchen läuft Gefahr, dass sein Konkurrent die Ware weitaus billiger anbietet, und er seine vorgesehenen Verkaufszahlen nicht erfüllen kann. Der Hersteller von Waschmittel läuft Gefahr, dass seine Werbekampagne nicht den erhofften Erfolg hat, und er seine Planziele verfehlt.
Demgegenüber ist TCM in einer geradezu komfortablen Lage: Es bestehen keine Sorgen, die produzierte Menge auch zu einem guten Preis absetzen zu können.
Dafür haben wir hier eben die typischen Risiken eines Minenunternehmens: Es kann ein Erdrutsch passieren und die Produktion vorübergehend beeinträchtigen. Es kann sich herausstellen, dass die Konzentration im Erz nicht dem verwendeten Berechnungsmodel entspricht, und der Bereich zwischen 2 Bohrlöchern weniger Konzentration aufweist, als vorhergesagt wurde. Es kann eine für die Produktion wichtige Maschine ausfallen und nicht kurzfristig repariert werden können usw. usw.
TCM gibt für 2008 eine Produktionsmenge von 24 bis 25,5 Mio Pfund Molybdän an. Hier ist also bereits ein gewisser Unsicherheitsfaktor berücksichtigt. Wem diese Spanne nicht ausreicht, weil er Zweifel hegt, der kann problemlos noch weitere Abschläge nach unten vornehmen und in seine persönliche Gewinnschätzung einbauen.
Falls ein Anleger jedoch so misstrauisch ist, dass er bei einer prognostizierten Produktionssteigerung von 51% bis 60% immer noch von einer ProduktionsKÜRZUNG gegenüber 2007 ausgeht, dann ist er mit seinem Investment bei TCM ganz sicher nicht richtig.
Wie kam es zu den beiden Korrekturen der geplanten Produktionsmenge nach unten?
Endako: Darüber, dass ein Erdrutsch nicht exakt vorhersehbar ist, brauchen wir uns wohl nicht unterhalten.
Thompson Creek: Ein Minenunternehmen wie TCM beschäftigt Fachleute, die tagtäglich mit der entsprechenden Problematik zu tun haben und damit vertraut sind. Wenn ein entsprechendes Minenunternehmen also diese Fachleute nicht hat, wer dann soll solche Leute beschäftigen? Dieses Alltagsgeschäft sollten diese Fachleute also meistern können. Aber hatten wir im letzten Halbjahr so ein Alltagsgeschäft? Ganz klar NEIN.
Es wurde gearbeitet ausserhalb des eigentlichen Erzkörpers, der durch Exploration (Bohrungen, Analysen und Berechnungen) innerhalb gewisser Genauigkeiten bekannt ist. Zudem wurde im Sommer nicht das übliche Material (Erz) verarbeitet, dessen Eigenschaften man aus jahrzehntelanger Erfahrung einigermassen einschätzen kann (und auf dessen Eigenschaften hin der ganze Verarbeitungsprozess optimiert ist), sondern es wurde das Material verarbeitet, das man viele Jahre lang verworfen und auf Halde gelegt hatte, weil seine Verarbeitung nicht wirtschaftlich war. Es bestand also eine nur teilweise bekannte Situation. Bei der Beurteilung dieser Sondersituation hat man sich ganz klar verschätzt.
Seit einigen Wochen ist man nun wieder in einer Abbauzone, die zumindest am Rand des bekannten Erzkörpers liegt, allerdings noch eine niedrige Konzentration aufweist. Zudem scheint dort des Gestein härter zu sein, als es dem üblichen Erz der Kernzone entspricht (was nach dem veröffentlichten Bericht zu einer deutlichen Verlangsamung des Verarbeitungsprozesses in der Gesteinsmühle führt). Bei einer Durchlaufzeit durch den gesamten Produktionsprozess in der Größenordnung von etwa 4 Monaten konnte man die Produktionseinschränkung im 3. quartal evtl. tatsächlich erst ziemlich spät erkennen. Zumindest war die neuerliche Kürzung für das 4. Quartal nach meiner Auffassung am 9.November noch nicht bekannt, da man sonst sicher nicht nur etwas nach unten korrigiert hätte, sondern gleich reinen Tisch gemacht hätte (wenn schon schlechte Nachrichten, dann lieber alles auf einen Schlag als noch einmal nach unten korrigieren zu müssen). Inzwischen verfügt man über eine entsprechende Einschätzung und hat diese auch bekannt gegeben. Es wäre sicher verfehlt, das Management für diese nunmehr zeitnahe Veröffentlichung schelten zu wollen. Dass diese neuerliche Reduzierung der Produktionszahlen dem Gewinn und damit dem Aktienkurs nicht zuträglich war, durften wir durch einen entsprechenden Kursabschlag am 13.12. erleben.
Als Argument für erneute Korrekturen an den zukünftigen Produktionszahlen kann man sicher anführen, dass dies eben allgemeines Minenrisiko ist. Dagegen spricht, dass ein gewisser Sicherheitspuffer durch Angabe einer Spannweite bereits berücksichtigt ist und man nun wieder auf exploriertem Terrain arbeitet.
Eine Garantie gegen weitere Kürzungen wird es also nicht geben. Lustigerweise könnte das Pendel aber natürlich auch nach der anderen Seite ausschlagen (nicht, dass ich ein erhöhtes Produktionsziel in den Raum stellen möchte, aber möglich wäre es immerhin, dass man aufgrund der Erfahrungen der letzten Monate diesmal einfach übervorsichtig war).
Bleibt die Frage, ob hier schuldhaftes Handeln zum Schaden des Unternehmens vorliegt, oder zumindest ein Versagen mangels ausreichender Fähigkeiten.
Hätte das Unternehmen mehr produziert, wenn die auftretenden Probleme bereits im Vorfeld richtig eingeschätzt worden wären? Ganz sicher nein, denn was hätte man ab 2007 noch dagegen unternehmen sollen? Der eigentliche Fehler (oder das Versäumnis) lag an dem früheren Management von TCM (vor der Übernahme), das zwecks Gewinnmaximierung in 2005 und 2006 die rechtzeitige Umgestaltung der Abbaugrube versäumt hat.
Fehlerhaft war sicher die Beurteilung der Auswirkungen der Sachverhalte auf die Produktionsmenge. Ob diese fehlerhaft Beurteilung schuldhaft oder zumindest vermeidbar war, kann ich nicht beurteilen. Üblich ist es jedoch, dass der "Boss" für die Fehler seiner Untergebenen geradestehen muss. Wenn sich mir der Zusammenhang zwischen einem "Aufsichtsratvorsitzenden" (Ian McDonald), der mit dem Tagesgeschäft seit Jahresanfang nichts mehr zu tun hat, und einer Abstufung auf den Posten des Vize nicht so recht erschliessen will, so könnte man zumindest auf den Gedanken kommen, dass dieser Wechsel durch eine Art "politische Verantwortung" ausgelöst wurde.
Auf alle Fälle gab es jedoch einen gewissen Mangel an zeitnaher Information über auftretende Probleme für die Anteilseigner. Insofern ist ein gewisser Vertrauensverlust sicher gerechtfertigt. Alleine aus dieser Sicht ist das Listing an der NYSE sicher von Vorteil für die Aktionäre, da aufgrund der an dieser Börse recht strengen Informationspflichten, solche Verzögerungen eigentlich nicht mehr vorkommen sollten.
Um auf deine Frage zurück zu kommen:
Wenn du (und natürlich auch jeder andere Anleger) das Vertrauen in das Management verloren hast, und wenn du ernsthaft mit weiteren einschneidenden Kürzungen der vorhergesehenen Produktionszahlen rechnest, dann gibt es für dich nur eine einzige Handlungsweise: verkaufen.
Hast du weiterhin ein gewisses Vertrauen in das Management und hältst du eine Produktionsmenge, die eine Gewinnsteigerung gegenüber 2007 erlaubt, für realistisch, dann kannst du unter Berücksichtigung des allgemeinen Marktumfeldes auf entsprechende Kurssteigerungen rechnen.
Dies ist jedoch eine persönliche Beurteilung, die nur du für dich alleine treffen kannst. Bei der Beschaffung von Fakten können dir andere helfen (zumindest einen Hinweis geben, wo du Fakten nachlesen kannst), die Beurteilung liegt dann in deinem persönlichen Ermessen. Auf blose Meinungen anderer zu hören, welche nicht mit nachvollziehbaren Fakten untermauert sind, ist immer ein gefährlicher Weg. Aber das weist du selbst, diesen Ratschlag muss ich dir nicht geben.
Ich wünsche dir die Beurteilung und Entscheidung, die du auch Ende 2008 noch für die richtige hältst.
Viele Grüsse
chartex
P.S.: Um auch noch deine Frage von 20:20 Uhr zu beantworten: Auch heute hat die 15,33 gehalten, jedenfalls bis jetzt. Jeder erfolgreiche Test der Aufwärtstrendlinie spricht für deren Stärke als Unterstützung.