Umstrittene Ostsee-Pipeline
Russland will Nord Stream 2 bis Jahresende fertigstellen
Rund hundert Kilometer fehlen noch: Russland rechnet mit einer raschen Eröffnung von Nord Stream 2. Erste Erprobungen der umstrittenen Ostseepipeline sind bereits angekündigt.
03.06.2021, 15.39 Uhr
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Russisches Verlegeschiff »Fortuna« vor Wismar: Manche hatten gar eine Fertigstellung im Sommer für möglich gehalten
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Russisches Verlegeschiff »Fortuna« vor Wismar: Manche hatten gar eine Fertigstellung im Sommer für möglich gehalten Foto: Jens Büttner / dpa
Die Widerstände gegen Nord Stream 2 sind riesig. Erst diese Woche hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) aus Gründen des Klimaschutzes eine Rücknahme der Bau- und Betriebsgenehmigung beantragt. Die USA wiederum arbeiten aus geostrategischen Gründen gegen die Ostseepipeline von Russland nach Deutschland.
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EIN ANGEBOT VON
Trotz dieser Probleme hat sich Russland nun zuversichtlich gezeigt, Nord Stream 2 bis Ende dieses Jahres fertigzustellen. Vizeregierungschef Alexander Nowak sagte am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg, dass die Arbeiten an der russisch-deutschen Gasleitung fortgesetzt würden.
»Die Betreiberfirma und die beteiligten Unternehmen machen mit der Realisierung weiter«, sagte Nowak. »Wir hoffen, dass die Arbeit beendet wird vielleicht bis Ende dieses Jahres.« Zuvor hatten einzelne russische Politiker eine Fertigstellung schon im Sommer für möglich gehalten.
Russland zur Klage der Umwelthilfe: »Das stört mich nicht«
Die DUH dagegen will die Pipeline nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts nun noch stoppen. Das Gericht habe mit seinem verfassungsrechtlichen Klimaschutzgebot »neue Tatsachen« geschaffen, außerdem seien wesentliche Erkenntnisse zu Klimawirksamkeit und Umfang der Methan-Emissionen der Erdgaswirtschaft erst nach Erteilung der Genehmigung für Nord Stream 2 im Jahr 2018 bekannt geworden.
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Russland verweist darauf, dass die russische Gasgewinnung deutlich sauberer sei, als das in den USA durch die umstrittene Fracking-Methode hergestellte Gas, das dann verflüssigt werde. Zugleich sagte der Kremlbeamte Sergej Iwanow, er sehe keine Gefahr für Nord Stream 2 durch die jüngste Klage der DUH. »Das stört nicht«, sagte er. Die Gasleitung sei sicher für die Umwelt. »Natürlich gibt es keine Gefahr. Aber die Gegner werden sagen, dass es eine Gefahr gibt.«
An der Pipeline sollen nahe dem Startpunkt der Röhren in Russland bereits in wenigen Tagen die ersten Tests beginnen. Die Leitung mit zwei Strängen kommt laut Nowak auf insgesamt 2460 Kilometer Rohre, von denen aktuell noch rund hundert Kilometer fehlen. Nord Stream 2 zählt seit Jahren auch zu einem der Hauptstreitpunkte in den deutsch-amerikanischen Beziehungen, zumal auch osteuropäische Staaten wie Polen und die baltischen Länder die Pipeline ablehnen. Die USA befürchten eine zu starke Abhängigkeit Europas von russischem Gas und wollen das Projekt mit Sanktionen stoppen. Befürworter der Pipeline halten den Amerikanern entgegen, sie seien nur auf bessere Absatzchancen für ihr Flüssiggas in Europa aus.
Russland hatte zuletzt begrüßt, dass die USA auf scharfe Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft Nord Stream 2 AG verzichten wollten. Ein Ende der Einmischung aus den USA sieht die russische Führung wegen der laufenden Gespräche zwischen Berlin und Washington zu dem Milliardenprojekt aber nicht. Iwanow beklagte auf dem Forum in der Ostseemetropole St. Petersburg, dass die USA weiter mit einem »groben politischen Ansatz« Druck auf das europäische Energieprojekt ausübten für ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen.
apr/dpa
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