ROUNDUP: Zerschlagungspläne für Dexia werden konkret
18:36 06.10.11
PARIS/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Zerschlagungspläne für den belgisch-französischen Finanzkonzern Dexia nehmen konkrete Formen an. Die im Zuge der europäischen Schuldenkrise in Schieflage geratene Gruppe kündigte am Donnerstag exklusive Verhandlungen über den Verkauf der Tochter Dexia Banque Internationale (BIL) in Luxemburg an: Eine internationale Investorengruppe habe Interesse, teilte das Finanzinstitut mit.
Unterdessen wurden die Aktien des Konzerns nach einem weiteren heftigen Kurssturz vom Handel in Paris und Brüssel ausgesetzt. Die Sperre gilt bis Montag. Als offizielle Begründung nannte die belgische Finanzmarktaufsicht FSMA die Verkaufsverhandlungen für die BIL und bevorstehende Krisentreffen über die Zukunft der Gruppe. Die Papiere der Bank mit rund 35.000 Mitarbeitern hatten zuletzt bei 0,85 Euro notiert - 17 Prozent weniger als am Vortag. In den vergangenen zwölf Monaten verlor der Konzern damit mehr als 70 Prozent seines Börsenwerts.
VERSTAATLICHUNG IN BELGIEN
Am Donnerstagvormittag hatten sich zudem Gerüchte über eine bevorstehende Verstaatlichung von Teilen des Finanzinstituts gemehrt. Die belgischen Nachrichtenagentur Belga und die Zeitung "De Tijd" erfuhren aus einer Regierungssitzung in Brüssel, dass der belgische Teil, die Dexia Banque Belgique, nationalisiert werden soll. Die problematischen Altlasten des Geldhauses sollten in eine sogenannte Bad Bank überführt werden, die mit Staatsgarantien aus Frankreich und Belgien abgesichert wird. Der von Großaktionären favorisierte Alternativvorschlag, das Geschäft über einen Aktiensplit separat an die Börse zu bringen, habe dagegen keine Zustimmung gefunden. Ein solcher Schritt würde kein frisches Geld ins Unternehmen bringen.
Belgiens Premierminister Yves Leterme wollte sich am Donnerstag nicht konkret zu Verstaatlichungsgerüchten äußern. "Wir schließen keine Hypothese aus", sagte er dem französischen Sender RTL. Dexia sei für Belgien systemrelavant. Nach Angaben der französischen Regierung könnten die französische Staatsbank CDC und die Postbank das Kommunalfinanzierungsgeschäft von Dexia übernehmen.
LIQUIDITÄTSPROBLEME WEGEN SCHULDENKRISE
Die Gruppe hat vor allem Liquiditätsprobleme. Weil die Bank problematische Wertpapiere für 95 Milliarden Euro hält, hat sie an den misstrauischen Finanzmärkten Schwierigkeiten, sich frisches Kapital zu besorgen.
Bei den Interessenten für die Banque Internationale in Luxemburg soll es sich nach belgischen Medienberichten um den Staatsfonds des Wüstenstaats Katar handeln. Als möglicher Verkaufspreis wurde die Summe von 900 Millionen Euro genannt./cb/ddo/mt/aha/DP/enl
Quelle: dpa-AFX