Generell möchte ich dazu anmerken, dass der Fussball sich (vor allem) in den letzten Jahren (von den letzten Jahrzehnten mal ganz zu schweigen) eine gesellschaftliche Stellung erobert hat, die nur noch als gigantisch zu bezeichnen ist.
Sogar noch bis Ende der 80er Jahre galt Fussball in gewissen (finanzstarken) Kreisen als "Proletensport".
Dieses Image hat er inzwischen vollkommen abstreifen können und ist heute auf jeder gesellschaftlichen Ebene nicht nur etabliert, sondern wird förmlich hofiert und von Wirtschaftsunternehmen bzw. extrem vermögenden Einzelpersonen als ideale Profilierungsplattform wahrgenommen.
Dieser Wandel ist soziologisch auch erklärbar, soll vorliegend aber nicht mein Thema sein.
Lange Rede, kurzer Sinn: Am Fußball hängen inzwischen Summen, die bis vor wenigen Jahren (vor allem in Deutschland) noch völlig undenkbar waren.
Ja, es geht sogar so weit, dass z.B. die Spanier selbst in ihrer brachialen Wirtschaftkrise überwiegend der Meinung sind, dass es sei völlig egal sei, ob ein FC Barcelona oder Real Madrid sich finanziell übernehmen. Sie interessiert nur der sportliche Erfolg und notfalls müsse eben (allen Ernstes!) der Staat dafür sorgen, dass diesen beiden Vereine genug Geld zur Verfügung steht, um weiterhin an Europas Spitze zu stehen.
Derartiges muss man erst mal "sacken" lassen ;-)
Die Engländer sind auf ähnliche Art und Weise "weichgekocht" worden (siehe Abramowitsch bei Chelsea und die Scheichs bei ManCity etc.). Die Fans haben anfänglich gegen diese fremdländischen Okkupatoren noch gewettert, aber mit dem (temporären) Erfolg sich überwiegend auf die Seite von denen geschlagen, die sagten: "Scheiß egal, woher die Kohle kommt, Hauptsache unser Verein hat Erfolg."
Ja, der Fussball ist inzwischen auf allen Ebenen ein Milliardengeschäft geworden.
Printmedien, Onlinemedien, Bezahlsender (wie Sky etc.) könnten ohne Fussball kaum noch überleben.
Selbst die öffentlich-rechtlichen Schnarchnasen in Deutschland haben inzwischen realisiert, dass ihnen selbst ein A-Jugend Spiel um die deutsche Meisterschaft mehr Quote bringt, als unzählige, teuer produzierte Eigenformate.
Mit anderen Worten: Der Fussball ist medial auf jeder Ebene der absolute Quotenkönig.
Und was das Merchandising der Vereine anbetrifft: Mit Trikots, Caps, Tassen, Bechern etc. pp. lässt sich inzwischen ein Schweinegeld (auch im Ausland) verdienen.
Und ganz wichtig: Der FC Bayern z.B., hat letztes Jahr mit Martinez einen 40 Millionen-Transfer abgezogen, der alle Beteiligten kurzfristig zum Übergeben auf die Toilette geschickt hat. Aber was ist am Ende dabei rausgekommen?: Ein gigantisches Geschäft für den FCB. Die gegenwärtigen Merchandising Einnahmen sprengen jegliches Vorstellungsvermögen der Verantwortlichen und auch Top-Sponsoren stehen beim FCB geradezu Schlange.
Für den FCB sind Transfers in der Region von 30 Millionen + x inzwischen "normal", weil sie sich schlichtweg unterm Strich für den FCB rechnen.
Für den BVB hingegen sind Transfers oberhalb der 20 Millionen Marke schon recht grenzwertig.
Warum? Ganz einfach, die Antwort darauf gibt der sehr gute BVB-Geschäftsführer Treß:
1) ,, Wir können bestenfalls den Abstand auf die Bayern verkürzen. Doch einholen können wir sie nicht. Dort wurde jahrelange hochseriöse Arbeit im finanziellen Bereich betrieben. Ein solcher Vorsprung ist nicht innerhalb weniger Jahre einzuholen." (Zitat aus dem Handelsblatt vom 25.02.2013)
2) ,,Ein solcher Transfer [meine Anm.: oberhalb der 30-Millionen-Marke] würde unserer Strategie widersprechen, Stars lieber selber zu machen als sie am Markt teuer einzukaufen. Das ist unsere Philosophie. Das ist aber auch den finanziellen Rahmenbedingungen von Borussia Dortmund geschuldet. Wir streben nicht an, solche Transfers abzubilden. (Zitat ebenfalls aus dem Handelsblatt vom 25.02.2013).
Dazu nur noch eine Anmerkung von mir: Wenn in diesem Gemengelage ein Spitzenfußballer ein Gehalt von ca. 10 Millionen Euro pro Jahr (oder mehr) fordert und auch erhält, so habe ich damit überhaupt kein Problem.
Denn: Wem wäre damit geholfen, wenn er es nicht bekommen würde???