Die Grafik in # 825 veranschaulicht die Funktion des amerikanischen
Schattenbankensystem und des Overnight Funding-Markets. In letzterem knirscht es seit Herbst 2019, als die Fed ihr jüngsten Repo-Hilfsprogramm startete. Dessen "Dosis" hat sie zum Jahresende hin noch deutlich erhöht.
Die hochkomplizierte Grafik stammt aus dem Artikel, den walter.e in # 824 verlinkt hat. Wenn man die Grafik dort anklickt, kommt sie in 4 x besserer Auflösung als *.png Datei. (Bei Ariva darf man nur bis 300 MB hochladen).
Der in dem Artikel vorgestellte Warner vor dem nächsten Liquiditätsengpass heißt Zoltan Pozsar (Credit Suisse). Poszar hat den nächsten Engpass für den Jahreswechsel 2019/20 vorhergesagt. Und er ist am "Fed System" wesentlich näher dran als viele andere. Fast wie ein Insider.
Du fragtest, warum ich die Grafik vom US-Schattenbankensystem und des Overnight Funding-Markets überhaupt reingestellt habe. Antwort: Weil die komplizierten Vernetzungen den Aberwitz des ganzen Systems aufzeigen.
Je komplizierter ein System ist, desto störanfälliger wird es. Die Grafik weist in ihrer Komplexität erstaunliche Ähnlichkeit zu einem hochkomplizierten Prozessor-Layout von Intel auf (# 826).
Im Artikel-Link von Walter E. zu Pozsar steht (man achte auch das
von mir fett hervorgehobene):
[Poszars] damalige Tätigkeiten [sprechen] für sich selbst:
„At the Federal Reserve Bank of New York, he played a key role in gathering market intelligence for the FOMC, led the effort that backstopped securitization markets in the aftermath of Lehman, and pioneered the mapping and understanding of the shadow banking system.
„At the International Monetary Fund (IMF) he crafted policy responses to shadow banking. He consulted G7 policymakers and various G20 working groups.“ (Quelle: Interdependence)
Nun ist [Poszar] seit Februar 2015 Credit Suisse-Mitarbeiter bei Investment Strategy and Research in New York und schreibt regelmässig über die Funktionsweise der Finanzmärkte in seinen „Global Money Notes“....
Das einzige kleine Problem: Das, was er schreibt, versteht fast keiner. Nicht, weil er kein guter Schreiberling wäre, sondern weil die Materie einfach extrem komplex ist. Seine Papers und Research Notes gleichen dem Schlüssel zum weltweiten Finanzsystem. Kostprobe gefällig? Hier ein Bild seines Layoutplans des Schattenbankensystems und des Overnight Funding-Markets, den er bei der NY Fed vor 10 Jahren entwarf. [siehe # 825] Der Plan ist so detailliert und kompliziert, dass er in einem Briefing-Room der Fed als Poster aufgehängt war, der Bildschirm ist zu klein dafür.
A.L.: Wenn man zu diesem hochkomplexen, durch zig wechselseitige Abhängigkeiten gekennzeichneten System noch die irren Derivate-Positionen der Großbanken in Höhe von mehr als dem 10-fachen des Welt-BIP nimmt, kommt eine (sanfte) Ahnung auf, welchen Fels die Fed mit ihrem seit Herbst laufenden Repo-Aktionen davor bewahren will, donnernd zu Tale zu gehen.