Intel hat es geschafft - und das ist keine Verschwörungstheorie - die Preise für Prozessoren durch angebliche Knappheit von 14nm-Wafern stark in die Höhe zu treiben.
(Unten als Beispiel der Chart für den - veralteten - Core i3-7100).
Hintergründe:
Anfang 2017 ist Intels Erzkonkurrent AMD mit seinen neuen Ryzen-Prozessoren - 4-, 6- und 8-Kerner, teils mit bis zu 16 Threads dank Hyperthreading (HT) - aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Diese boten erstmals seit langer Zeit ein ähnliches Arbeitstempo (instructions per clock) wie gängige Intel-Modelle - und zudem bei ähnlichem Preis noch weit mehr Threads, so dass sie tempomäßig bei gut parallelisierbaren Aufgaben (3D-Berechnungen) teils die über 1000 Euro Spitzenmodelle von Intel schlugen.
Zuvor lag AMD mit seiner Carrizo- und Bristol-Serie bzgl. IPC noch rund 40 % hinter Intel zurück.
Bei Intel bestand Anfang 2017 die "Königsklasse" noch aus teuren 4-Kernern und sehr teuren 4-Kernern mit HT, die 8 Threads hatten.
Die neue, scharfe und leistungsfähige AMD-Konkurrenz erzeugte bei Intel eine regelrechte Panik. Der bisherige Platzhirsch hatte Angst, zur neuen Nr. 2 abzurutschen. Hastig stampfte Intel neue Prozessor-Modelle aus dem Boden , die nun ebenfalls 6 Kerne hatten. 2018 kamen auch noch 8-Kerner dazu: www.pcwelt.de/a/...neuer-achtkern-prozessor-von-intel,3450484
Um die AMD-Ryzen-Modelle auszubooten, bot Intel bei der neuen
Coffee Lake Serie mehr Kerne zum gleichen Preis - z. B. 4 Kerne statt zuvor 2 bei den i3-CPUs und 6 Kerne statt zuvor 4 bei den i5-CPUs.
Den Sockel der Coffee-Lake CPUs gestalte Intel jedoch bewusst inkompatibel zu den Vorgänger-Serien Sky Lake und Kaby Lake, obwohl Kompatiblität technisch möglich gewesen wäre. Intel schob vor, die stärken Ströme der 6- und 8-Kerner würden ein neues Pin-Layout im Sockel 1151 erfordern.
In Wahrheit, und das hat Intel aus zugegeben, hatte dies vor allem "marktstrategische Gründe". Intel wollte nicht die alten Lagerbestände der Händler entwerten nd die älteren Produktionsanlagen weiter auslasten.
Denn kein Anwender, der einen laufenden PC hat, tauscht eigens das Mainboard aus (gegen ein teureres neues), nur weil die neue Coffee-Lake-Serie mehr Kerne zum gleichen Preis bietet. Hätte Intel hingegen die neuen CPUs Pin-Kompatibel hergestellt, hätten viele Anwender einfach nur die CPU gewechselt. Die älteren Modelle wären dann zu Ladenhütern geworden, und der Markt würde mit vielen gebrauchten alten überschwemmt. Das wollte Intel unbedingt vermeiden.
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Inzwischen hat sich allerdings herausgestellt, dass viele Anwender Intel weiter die Stange halten. Denn Intel CPUs sind ausgereifter als die neuen Ryzen von AMD, bei denen es auch kleinere Software-Inkompatiblitäten gibt. Außerdem bieten sie immer noch rund 10 bis 15 % bessere IPC-Werte. Zudem lassen sie sich besser übertakten, auf bis zu 5 GHz, während bei AMD auch bei der neuen zweiten Ryzen-Serie (Pinnacle Ridge) bei 4,2 GHz Schluss ist.
Das heißt: Intels Panik aus 2017 hat sich als unbegründet erwiesen. Oder anders formuliert. Durch den aggressiven Einstieg in 6- und 8-Kerner für Privatanwender hat Intel es geschafft, das sonst fällige Markt-Fiasko zu vermeiden. Anwender stellten fest: Bei Intel hat sich erstmals seit langer Zeit "viel getan", und sie griffen nun vermehrt zu den neuen Modellen, die dank mehr Kernen erstmals seit langem auch einen spürbaren Performance-Schub boten. Das heißt die AMD-Konkurrenz hat am Ende Intels Absatz angekurbelt, weil Intel gezwungen war, aus der Selbstgefälligkeits-Starre aufzuwachen.
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Um dem Aktienkurs auf die Sprünge zu helfen, hat Intel Ende letzten Jahres zusätzlich eine angebliche Knappheit bei den 14nm-Wafern vorgegeben. Das ist lachhaft, weil Intel die Wafer ja selber herstellt und auch die Produktion hochfahren könnte. In Wahrheit ist es mMn eine gezielte Verknappung des Angebots, um die CPU-Preise erhöhen zu können. Das weckt bei Käufern auch "animal spirits" wie bei der US-Hausblase: "Lieber heute noch günstig kaufen, ehe es morgen noch teurer wird."
Das Ergebnis seht ihr unten bei den (aktuell bereits veralteten) Kaby-Lake-Prozessor i3-7100, ein gängiges Mittelklassemodell mit 2 Kernen und vier Threads. Die Preise für dieses alte Modell wurden mit der Knappheits-Strategie durch die Decke getrieben.
Der zugehörige Preischart stammt von geizhals.de Er deckt sich erstaunlich mit dem Intel-Aktienchart ;-) Das ist zur Abwechslung mal keine Verschwörungstheorie, sondern eine Realität. Und eine Ausgeburt schierer Marktmacht.
geizhals.de/...x80677i37100-a1557514.html?hloc=at&hloc=de
(Verkleinert auf 37%)