Das ist leider nicht ganz scharf formuliert und auch nicht richtig. Selbst gestrafft darauf zu antworten, würde Stoff für eine Masterarbeit geben.
Weswegen ich nur knapp darauf antworte.
Grundsätzlich müssen wir verschiedene Formen von Inflationen unterscheiden (es gibt tw. sogar partielle Inflationen mit eingelagerten Deflationen, weil in bestimmten Sektoren noch hohe Lagerbestände von alten Produkten gibt).
Die Kerninflation wurde über zwei Dekaden von Notenbanken verursacht und final befeuert in dem sie, als es durch Covid zu einer Verknappung kam, nochmal mehr Geld draufgelegt haben.
Die EZB hat darüberhinaus noch 20 Jahre versucht, die Konstruktionsmängel der EU auszugleichen.
Die kriegsbedingte Erhöhung bei Dünger, Rohstoffen und damit auch bei der Energie zählt anteilig nur gering bis gar nicht zur Kerninflation, wenngleich die Energieversorgung im Falle der deutsche Chemie auch eine binäre Komponente (und auch damit eine solche für Investor) hat.
Deswegen schrub ich ja reeller Kaufkraftschwund und nicht Inflation.
Ich habe auch nicht gesagt, dass ich nicht investiere, sondern nur darauf hingewiesen, dass wenn man in einem Geldgefängnis sitzt (also abwärts oder bei Inflation reicht schon seitwärts) man nun Geld verliert.
Die Betrachtung Aktien/ anteiliger Unternehmensbesitz sei inflationssicher, was soll das sein?
Geld ist ein Speichermedium, das ich gg. Waren und Dienstleistungen tauschen kann. Und Wertpapiere sind halt eine geldwerte Speicherform.
Läge bspw. die mich persönlich treffende Inflation bei 7% muss ich durchschnittlich 9,5% Performance erzielen, um mir davon dasselbe kaufen zu können wie vor 1 Jahr.
Oder anders. die alten 12% (der letzten 10 Jahre) sind die neuen 1,7% netto.
Auf das Unternehmen, in das ich investiere wirken aber ggf. 15 – 30 % höhere Kosten, die es im Wettbewerb weder kongruent noch zeitglich auf die Abnehmer umlegen kann. Parallel dazu gehen global die Multiples runter.
Das ist vielen, die meinen, sie seien nun schon alte Hasen weil sie 20 Jahre mit Aktien rummachen, nicht klar, welche Tragweite sich dahinter verbirgt und für die Bewertung ihrer Assets bedeutet.
Für die Investition in Einzeltitel ist die Arbeit viel aufwendiger geworden; wer erstmal nur timen will, der ist ggf. mit Fonds besser dran.
Zurück zum Papier
Auf Covestro wirken eben nicht 7% Inflation. Sondern Steilemann hat im April noch mit einer Verdopplung seiner Energiekosten gerechnet. 6 Wochen später hat er im Interview mit 3,5- fachen gerechnet. Und das obwohl sie ihre Energie 60% besser nutzen als die Mitwettbewerber.
Im Bauwesen haben wir Erhöhungen zwischen 30 – 278% . Bei Dachziegel bekommt man teilweise gar keine Liefertermine mehr, es weil angeblich auf Anweisung schon mit der Energie geplant werden soll. Heißt übersetzt: man spricht hier nicht mehr von einem Lieferaufschub, der Dachdecker kann gar keinen Liefertermin nennen. Kein Dach, keine Dämmung. Die Hypothekenzinsen sind bereits um 240% gestiegen, die Immobilienpreise kommen aber noch nicht zurück, da wird das Geld knapp.
Hier findest Du die aktuellen Werte des statistischen Bundesamtes für die Erzeuger und das sind die höchsten seit Gründung der BRD:
www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/...Produkte/_inhalt.html
Es ist recht wahrscheinlich, dass Covestro aus der Vollauslastung über eine Margenschrumpfung in eine wenig stabile Seitenlage wandert – aber nur wenn es ausreichend Gas gibt.
Ab Q3 werden Analysten an den wesentlichen Börsen beginnen, die Prognosen und die Cash flows abzuzinsen.
Im Ergebnis werden nicht nur die Multiples runtergehen, und die Börse arbeitet ja bekanntlich immer mit Übertreibungen, es wird auch extrem unterschiedlich sein, wie sich Werte wieder erholen.