Zitat:
Der Bitcoin ist in erster Linie ein Spekulationsobjekt
Wie die Börsen stürzte auch der Kurs der Kryptowährung aus Sorge vor der neuen Coronavirus-Variante ab. Experten haben zudem Zweifel, dass der Bitcoin vor Inflation schützt.
Dass der Bitcoin nicht als sicherer Hafen dient, wurde spätestens am vergangenen Freitag deutlich: Als die Aktienmärkte in Sorge vor der neuen Coronavirus-Variante Omikron abstürzten, nahmen sie die Digitalwährung auf ihrem Weg nach unten direkt mit. Die Fähigkeit, Ausverkäufe am Aktienmarkt einfach abzufedern? Fehlanzeige.
Dabei ist es genau jenes Narrativ vom „sicheren Hafen“, dessen sich viele Krypto-Befürworter so gerne bedienen. Und das stößt natürlich dann auf offene Ohren, wenn die weltpolitische Lage und die Aktienmärkte ein Gefühl von Unsicherheit verbreiten.
Ähnlich verhält es sich mit der vermeintlichen Eigenschaft der Kryptowährung, vor Inflation zu schützen. Das Argument: Ähnlich wie bei Gold ist die Anzahl der schürfbaren Bitcoin begrenzt und das Angebot damit endlich – während staatliche Notenbanken beliebig Geld nachdrucken können.
Doch auch an dieser Erzählung äußern Experten regelmäßig ihre Zweifel. Nicht nur, weil dem Bitcoin kein physischer Wert zugrunde liegt, sondern auch, weil es ihn erst seit 2009 gibt und er daher bislang kaum mit Inflation in Berührung kam.
Naheliegender ist, den Bitcoin-Kurs mit dem Konzept von Risk-on oder Risk-off zu erklären: In Zeiten, die Anleger als wenig riskant einschätzen, neigen sie dazu, Anlageentscheidungen mit größerem Risiko zu fällen. Wenn sie umgekehrt die Lage als riskant einschätzen, entscheiden sie sich eher für Investitionen mit geringerem Risiko. Weil Bitcoin stark schwanken und damit selbst hochriskant sind, versagen sie deshalb als Absicherungsinstrument.
Der Bitcoin dient, wie die Wertentwicklung der Vergangenheit zeigt, in erster Linie als Spekulationsobjekt. Das ist nicht per se schlimm, denn nach wie vor können die Kurse weiter steigen. Anleger sollten sich aber von falschen Versprechungen nicht in die Irre führen lassen.
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