Die Balda AG hat Halbjahreszahlen für das Geschäftsjahr 2014/2015 (bis 30. Juni) vorgelegt und die können sich durchaus sehen lassen. Nachdem im Vorjahr operativ noch ein Verlust von 1,5 Mio EUR zu Buche schlug, kann nun ein Gewinn von 0,4 Mio. EUR ausgewiesen werden. Die Erlöse stiegen im gleichen Zeitraum um knapp 16 Prozent auf 40,4 Mio. EUR. Die prognose für das Gesamtjahr bekräftigte Balda und rechnet bei Erlösen zwischen 73 und 78 Mio. EUR mit einem positiven EBIT - allerdings geht der Vorstand inzwischen davon aus, bei der Umsatzspanne im oberen Bereich zu landen.
Der operative Turnaround ist allerdings nur ein Mosaikstein, wenn es um Balda geht, wenn auch ein ganz wichtiger. Der eigentliche Reiz Baldas liegt in der "attraktiven Unterbewertung" der Aktie, der deutlichen Diskrepanz zwischen Buchwert/Liquiditätsausstattung und Marktkapitalisierung. Bei einem Aktienkurs von 3 EUR kommt Balda auf eine Börsenbewertung von rund 177 Mio. EUR, während das Nettoumlaufvermögen bei 195 Mio. EUR anzusetzen ist. Balda notiert hier also mit einem Discount, obwohl das Unternehmen operativ wieder schwarze Zahlen schreibt. Daher sind die Kursziele der Warburg Bank von 3,90 EUR oder von First Berlin bei 4,40 EUR auch mehr als verständlich und zeigen das Potenzial auf, das die Aktie noch bieten könnte.
Der dritte Aspekt sind die Rechtsstreitigkeiten, in die Balda verstrickt ist. Einerseits wird Balda von den ehemaligen Verkäufern des US-Geschäftsbereichs auf Schadensersatz verklagt wegen eines angeblich mutwillig herbeigeführten verminderten Kaufpreisanspruchs und hat nun selbst Gegenklage erhoben und die beiden Verkäufer als Geschäftsführer der US-Tochter abberufen. Des Weiteren ist Balda selbst auf Schadensersatz aus und zwar im zweistelligen Millionenbereich, die man von ehemaligen Vorstands- und Organmitgliedern einfordert. Ihnen werden Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit dem beabsichtigten Verkauf von Aktien an der TPK Holding Co. im Juli 2011 vorgeworfen, aufgrund derer die TPK-Aktien erst zu einem späteren Zeitpunkt zu einem deutlich geringeren Preis veräußert werden konnten.
Normalerweise sind Rechtsrisiken Anlegers Feind. Im Fall von Balda gehören sie seit Jahren zur Begleitmusik und wenn man sich die potenziellen Auswirkungen auf den Wert der Balda AG ansieht, scheint hier eher Bewertungspotenzial nach oben zu bestehen, als dass man sich größere Sorgen um unangenehme Nachzahlungen machen müsste, die sich deutlich auf den Wert des Unternehmens auswirken würden. Balda scheint auf dem aktuellen Kursniveau weiterhin erheblich unterbewertet zu sein und der Wermutstropfen, dass sich das Management in absehbarer Zeit nicht alleine auf das Voranbringen des operativen Geschäfts und mögliche Zukäufe konzentrieren kann, sondern sich auch auf die Rechtsstreitigkeiten konzentrieren muss, sollte den Aktienkurs nicht allzu lange mehr bremsen.
Quelle: www.intelligent-investieren.net/