Isostar, ich lese das jetzt seit fünf Jahren, dass die LVs Schuld an dem AMS Kurs haben. Ok, manchmal ist auch die Presse oder die Analystenschar schuldig. Aber im Großen und Ganzen immer wieder die LVs. Und meistens ohne irgendwelche Belege dafür – woher weißt Du, dass aktuell LVs verkaufen und nicht „long only“ Investoren? Zumal wir gerade erst die Temasek Meldung bekommen haben, vllt ziehen die ihre Verkäufe weiter durch? Dass hier Wandelanleihen ausstehend sind, die auf 20% des Grundkapitals referenzieren und alleine deshalb Aktien short sind, hatten wir bereits diskutiert.
Nach so vielen Jahren muss man doch einfach mal konstatieren, dass die Probleme woanders liegen…am Management, an den Produkten, an der Osram Übernahme, an der Bilanz, an den schweigenden und leidenden Investoren, etc.
Was macht denn eine gut laufende Aktie aus? Ich versuch’s im Folgenden mal:
1) Ein Börsendarling
ASML, Infineon, Apple, Nvidia, STM, die Teslas dieser Welt – das sind Börsenlieblinge. AMS Osram ist das definitiv nicht.
2) Gutes Management
Muss ich hierzu noch etwas schreiben? Es wird wohl kaum ein Management im Chip-Sektor geben, das so eine angeschlagene credibility hat. Dass hier noch keiner der Investoren aufbegehrt hat, verstehe ich nicht.
3) Momentum im Geschäft
Das Gegenteil ist bei AMS der Fall, auch das laufende Jahr wird wiederum ein Übergangsjahr wie von AE selber gesagt. Das ist dann das dritte Jahr in Folge. Der Verlust des Face-ID muss noch „ausgeschwitzt“ werden; geht der ALS auch noch verloren, dauert es noch länger. Die Chip-Welt da draußen zeigt Wachstum noch und nöcher und AMS verzeichnet sinkende Umsätze.
4) Solide Bilanz, gute Cash Position
Bei AMS auch nicht vorhanden. Während die STMs & Infineons mit Dividenden (& ARPs) die Investoren beglücken, hatte AMS per 30. Sep rund 2,2 Mrd USD pro-forma Verschuldung. Unterstelle ich, dass AMS eines Tages mal die Osram Aktionäre raussqueezen will, dann reden wir von fast 4 Mrd. USD pro-forma Verschuldung.
5) Fokus auf das Kerngeschäft
Während sich die Wettbewerber auf das Kerngeschäft fokussieren, sind bei AMS Ressourcen gebunden, weil man einen vielfach größeren Tanker integrieren muss.
6) Positive Analysten Coverage
Siehe unten…ich kenne kaum einen Tech-Wert, der so schlecht von den Analysten gerated wird – also von denen, die ernst genommen werden. Zwar gibt es Buy-Empfehlungen, aber die sind dann von den Tier 3 Analysten wie Erste Bank, Hauck oder Vontobel (JPM als einzige Ausnahme). Aber die, die mE ernst genommen werden, empfehlen die Aktie NICHT (mehr): UBS, DB, BofA, CS, MS, Barclays.
7) Mögliche Trigger
Aktien können auch gut laufen, wenn es mögliche Trigger gibt. Die sehe ich bei AMS Osram aber erst mit micro LED in 2023/24. Selbst die Verkäufe von Osram Teilen, auf die wir hier gewartet haben, hatten keinen Effekt. Ja, die Synergien mit Osram könnten sichtbar(er) werden, aber dann? Bleibt nur die Hoffnung, dass AMS mal als Übernahmeziel gesehen werden könnte.
Vielleicht ist die obige Zusammenstellung und mein Posting ja ein Beleg dafür, dass der Wert so ausgebombt ist, dass man genau jetzt kaufen müsste. Alleine der Glaube fehlt.
Zum Bofa Downgrade: alter Schwede! Solche Doppel Downgrades sind extrem selten, da die sich für das AMS Kapitalmarktgeschäft (Bondemissionen, KEs, Was) rausschießen – also da muss schon sehr viel Überzeugung dahinterstehen, dass man als Analyst so etwas macht. Ich habe das in den letzten 25 Jahren bei meinen Aktien quasi nie gesehen. Bei AMS ist es jetzt schon das zweite mal in nur einem Jahr (erst die CS, dann die Bofa) und insgesamt das dritte mal (mit Barclays). So einen track record muss man erst mal schaffen. Dazu am 2-Jahres-Tief.
@mfill, niemand hat davon gesprochen, dass das Unternehmen „vor dem Aus“ ist.