). Das rigide Sparprogramm zahlt sich offenbar aus, denn nach drei Verlustquartalen hintereinander schaffte man nun die Rückkehr in die Gewinnzone. Zudem konnte mit den Stadtwerken München ein wichtiger Kunde gewonnen werden, der dem Windanlagenhersteller jetzt einen fertig errichteten Windpark im Nordosten Frankreichs in der Region Lothringen abgekauft hat. Das Projekt „Fillières“ besteht aus vier Großturbinen der Serie N90/2500. Der kalkulierte Jahresenergieertrag liegt bei 20,7 Gigawattstunden.
Für die Stadtwerke München, die als Vorreiter im Bereich der erneuerbaren Energien gelten, und Nordex ist das eventuell der Auftakt einer längerfristig guten Zusammenarbeit. Denn die Bayern benötigen noch viele weitere Großturbinen.
Bis 2025 wollen sie so viel Ökostrom in eigenen Anlagen erzeugen, dass sie den gesamten Strombedarf der Stadt München – immerhin rund 7,5 Milliarden Kilowattstunden – decken könnten. München könnte damit weltweit die erste Millionenstadt sein, die dieses Ziel erreicht.
Was die Nordex-Anleger jedoch noch mehr erfreute als die Meldungen aus der Heimat, waren positive News aus Südafrika. Denn dort hat das Unternehmen einen zweiten lukrativen Auftrag für die Errichtung eines Windparks in Südafrika an Land ziehen können. 32 Turbinen für den Bau des 80 Megawatt-Windparks „Red Cap Kouga“ soll Nordex liefern.
Pro Megawatt installierter Windkraft-Leistung an Land wird von einem Investitionsvolumen von rund einer Million Euro ausgegangen. Demzufolge dürfte der Auftrag ein Volumen von rund 80 Millionen Euro haben. Bereits zu Monatsbeginn hatte Nordex einen Auftrag für die Errichtung eines Windparks mit 100 Megawatt bekommen.
Krise der Windbranche ist nicht vorüber
Trotz des derzeit „guten Laufs“ von Nordex, von dem auch die Aktie profitiert hat, sollten Investoren mindestens kurzfristig nicht auf große Gewinne hoffen. Denn die Windindustrie ist immer noch nicht aus ihrer Flaute heraus, auch wenn zuletzt wieder anziehende Geschäfte im wichtigsten Markt Europa für leichten Rückenwind sorgen.
Die Branche, zu der neben Nordex und dem dänischen Marktführer Vestas auch REpower mit der Konzernmutter Suzlon gehört, leidet seit der Wirtschaftskrise unter Überkapazitäten. Die Nachfrage ist nach wie vor vergleichsweise schwach. Auch das Wachstum des chinesischen Markts scheint sich mittlerweile zu verlangsamen.
Deshalb drängen immer neue chinesische Konkurrenten in den Weltmarkt. Die Preise fallen. Umso bedeutender für Nordex ist es, jetzt auf dem südafrikanischen Markt Fuß zu fassen. Nord- und Südafrika haben hervorragendes Potenzial und gelten unter Experten weltweit mit zu den besten Standorten.
Wegen der guten Wind-Bedingungen rechnet das Hamburger Unternehmen mit einem „überdurchschnittlichen Energieertrag“ des Windparks in der Nähe von Port Elizabeth. Den kann man auch gut gebrauchen, denn die Ziele von Nordex sind trotz Krise ambitioniert. So soll sich der Jahresumsatz in den nächsten fünf Jahren auf 1,5 Milliarden Euro erhöhen und eine Umsatzmarge von über fünf Prozent erwirtschaftet werden.
Das scheint jedoch nur realistisch, wenn das Unternehmen weiter Marktanteile gewinnen kann und nicht wieder in die Verlustzone rutscht. Im dritten Jahresviertel verdiente Nordex operativ (EBIT) 15,4 Millionen Euro. Das waren rund zwei Drittel mehr als ein Jahr zuvor, aber nicht ganz so viel wie einige Analysten (und vielleicht das Unternehmen selbst) erwartet hatten. So musste die Prognose für die Marge gesenkt werden.
Nordex
WKN / Kürzel
A0D655 / NDX1
Börsenwert
226 Mio. EUR
KGV 12e/13e
neg. / 37
52 Wochen
Hoch / Tief
5,50 EUR /
2,57 EUR
Akt. Kurs
2,93 EUR
Bisher sprach man von einer EBIT-Marge von 1 Prozent bis 3 Prozent, jetzt geht man von nur noch 1 Prozent aus. Der Umsatz legte um 11 Prozent auf 294,4 Millionen Euro zu. Unter dem Strich blieben 7,7 Millionen Euro übrig, mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.
Beim Auftragseingang will man mindestens die 1,1 Milliarden Euro aus dem Vorjahr erreichen. Aufgrund von Verschiebungen wegen Unsicherheiten über die Förderungspläne in einzelnen Ländern lagen die Bestellungen nach neun Monaten mit rund 640 Millionen Euro aber noch fast zehn Prozent unter dem Vorjahreswert. Angeblich sollen die Aufträge inzwischen eingegangen sein.
An dem Sparplan und der Konzentration aufs Kerngeschäft mit der Aufgabe der Offshore-Pläne will Nordex festhalten. Sicherlich ein richtiger Schritt, denn unkontrolliert steigende Kosten, enttäuschte Investoren und fehlende Kabel zeigen, dass es um die Offshore-Windanlagen vor den deutschen Küsten schlechter bestellt ist als gedacht.
Investiert wird von Nordex stattdessen u.a. am Standort Rostock. Die Nachfrage nach der neuen Windturbine vom Typ N117/2400 sei so groß, dass die Produktion der dazugehörigen Rotorblätter um zwei Fertigungslinien erweitert werde, heißt es von Unternehmensseite.
Das 58 Meter lange Rotorblatt ist größer und zugleich leichter als das Vorgängermodell, weil es zum Teil aus Karbon besteht. Die Anlagen sind speziell für windschwache Standorte, wie sie etwa in Deutschland in der Planung sind, entwickelt worden. Dort kann die neue Turbine ihre Stärken ausspielen.
MEIN FAZIT:
- Im dritten Quartal profitierte Nordex von einer gestiegenen Auslastung in seinen Werken. Endlich macht das Unternehmen auch in Europa wieder bessere Geschäfte.
- Dennoch gibt es auch viel Schatten. So hätte der operative Gewinn von 15,4 Millionen Euro ruhig 1-2 Millionen höher ausfallen können. Dass die Prognose für die EBIT-Marge daraufhin gesenkt wurde, ist nur folgerichtig.
- Derzeit läuft die Überprüfung der Aktivitäten in den USA (hier stagniert die Entwicklung) und in China. Der Einstieg in den südafrikanischen Markt ist für die Hamburger sehr positiv zu werten.
- Damit die Aktie Potenzial hat, sind weitere Kostensenkungsmaßnahmen unausweichlich. Auch Stellenstreichungen sind nicht ausgeschlossen, selbst wenn am Standort Rostock jetzt wieder neues Fachpersonal gesucht wird.
- Zu bedenken ist auch das wachsende Problem der mangelhaften Netzkapazität. Wegen fehlender Netze ist die Zwangsabschaltung von Windparks in Deutschland nach einer Studie des Beratungsunternehmen Ecofys im Auftrag des Bundesverbands Windenergie zuletzt um fast 200 Prozent gestiegen. Demnach ging vergangenes Jahr der Rekordwert von bis zu 407 Gigawattstunden (GWh) Windstrom verloren, 2010 waren es erst 150 GWh.
- Da die Betreiber für solche Produktionsdrosselungen entschädigt werden müssen und dies auf die Stromverbraucher abgewälzt wird, entstehen den Bürgern Millionenbelastungen für nicht eingespeisten Strom. Auf Dauer wird die Politik dieser Entwicklung nicht zuschauen können.