Die nicht enden wollende Weltfinanzkrise - die 2008 mit dem Lehman-Kollaps begann - ist teils eine Spätfolge der US-Subprime/Banken-Krise, die auch bei vielen europäischen Banken zu horrenden Verlusten geführt hat und noch führen wird (Leichen im Soffin-Keller), geht aber auch auf Versäumnisse und hedonistische Vorstellungen europäischer Politiker inkl. EZB-Notenbanker sowie auf die Fehlkonstruktion des Euro (Währungsgemeinschaft ohne gemeinsame Fiskalpolitik) zurück.
In diesem Thread möchte ich - der laufenden Entwicklung Rechnung tragend - ein Forum zum Generalthema "globale bärische Deflations-Tendenzen" schaffen. Hier soll also die These diskutiert werden, ob als Spätfolge der Weltfinanzkrise nach 2008 - die der USA-Bärenthread 2007 vorausahnte - nun der gesamten Weltwirtschaft "japanische Verhältnisse" drohen.
Nach meiner Sicht der Dinge wird es den Zentralbanken nicht gelingen, durch "künstlich erzeugte Inflation" - d.h. mittels "finanzieller Repression" - eine Inflation alten Zuschnitts zu erzeugen (darauf wettet u. a. Bernanke). Inflation entsteht in wirtschaftlich guten Zeiten durch die Lohn-Preis-Spirale. Diese setzt aber voraus, dass es keine Massenarbeitslosigkeit (wie jetzt in den PIIGS und kaschiert in USA) gibt, weil sonst kein Lohndruck aufkommen kann. Außerdem muss die Wirtschaft dazu ihr Potenzialwachstum erreichen, was zurzeit wegen der Deflationstendenzen nicht der Fall ist.
Politiker in USA, BG, Japan und neuerdings auch in Europa versuchen, die Spätfolgen der Kreditexzesse bis 2007 durch gigantische keynsianische Konjunkturprogramme zu kompensieren. Diese brachten zwar pro forma (Aktienstände) eine Erholung, führten jedoch in vielen Ländern - darunter den PIIGS, USA, GB und Japan - zu horrenden und kaum mehr rückzahlbaren Staatsverschuldungen. Selbst USA hat inzwischen die 100 % Marke erreicht. Vor allem schuf QE nur wenig neue Arbeitsplätze.
Nach gängiger Theorie gilt ein Staat als ökonomisch "todgeweiht", wenn er mehr als 40 % seiner Steuereinkünfte für den Schuldendienst aufwenden muss. Schwindet infolgedessen das Vertrauen, wird die Neuverschuldung - wie jetzt in Griechenland und z. T. in Spanien - über den freien Markt kaum mehr möglich. Deshalb ist Griechenland auf laufende EU-Hilfsgelder angewiesen - und Spanien auf stützende EZB-Staatsanleihenaufkäufe via ESM. USA, GB und Japan können sich zwar dank eigener Notenbanken fehlendes Geld "drucken", doch auch dies führt mittelfristig zum Vertrauensschwund in die Solidität der Staatsfinanzen und der jeweiligen Währungen - vor allem wenn die mit QE einhergehende Staatsschulden-Quote nachhaltig die 100 % Marke überschreitet. Die Staatsverschuldungen halten bei QE-Maßnahmen daher sozusagen "den Deckel drauf".
Japan geht diesen Weg seit 2000 - ohne Erfolg, wie westliche Ökonomen kritisierten. Denn das massive Gelddrucken in Japan, das die Schuldenquote auf aktuell über 230 % anstiegen ließ, konnte die Deflation in Japan nicht aufhalten. Der Nomura-Ökonom Richard Koo verteidigt in seinem Buch "The Holy Grail of Macroeconomics" diese Maßnahmen damit, dass Japan anderenfalls eine Große Depression (ähnlich der in USA 1930 ff.) gedroht hätte. Durch das Gelddrucken wurde zwar die Deflation nicht eingedämmt, sagt Koo, wohl aber wurde der ganz große Absturz, der sonst beim Rewind der Japan-Kreditblase aus 1990 gedroht hätte, vermieden. Daher sei QE in Japan dennoch als Erfolg zu werten - auch wenn damit die Deflation nicht "weginflationiert" werden konnte.
Diese Erfahrung steht westlichen Notenbankern von Bernanke bis Draghi mMn noch bevor. Die meisten westlichen Ökonomen (Krugman und Co.) glauben noch, dass es den Notenbanken mittels der laufenden Inflationierungspolitik (QE, LTRO) gelingen wird, eine weltweite Deflation zu vermeiden. Hedgefondsmanager Soros und m. E. Warren Buffett sehen sogar in der Inflationierung die einzige und letzte Chance, die Weltwirtschaft auf Potenzialwachstum zu bringen und die überschuldeten Staaten zu entschulden.
Mein Gegenargument lautet, dass der Deflations-Druck aus dem laufenden Unwind vormaliger Kredit- und Spekulationsblasen zu stark ist, als dass die Notenbanken mit künstlicher Inflation (QE/LTRO) dagegen halten könnten. Grund ist nicht zuletzt der extrem "schwere" Hausmarkt (in USA 5 Billionen Dollar), der sich durch staatliche Interventionen (inkl. Notenbank-Aktionen) nicht künstlich heben lässt. Der freie Markt lässt sich nur begrenzt durch Notenbank-Manipulationen außer Kraft setzen. Die Notenbanken werden mit ihren Staatsanleihen-Aufkäufen allenfalls eine weitere Blase in Aktien und Rohstoffen zustande bringen (dort gibt es Futures, im Hausmarkt nicht). Deflationstendenzen können sie damit aber nicht eindämmen. Daher werden sich mittels QE herbeigeführte Assetblasen (inkl. in Rohstoffe und Aktien) auch langfristig nicht halten. In Japan hat sich der Nikkei seit 1990 trotz QE (seit 2000) gefünftelt.
Dies entspricht meiner aktuellen Sicht der laufenden Entwicklungen - was nicht bedeutet, dass es auch so kommen muss. Inflations- und Goldjünger werden dagegenhalten, dass die Welt "wegen des Gelddruckens" kurz vor einer Hyperinflation steht. Diese Erwartung wird nicht zuletzt durch die laufende Inflationspropaganda in den Medien geschürt, die "mental" bzw. psychologisch die Inflationierungspolitik der Notenbanken stützen soll. (Notenbanker wie Bernanke setzen auf das Wecken von Animal Spirits - Stichwort: Behavioral Finance - mit dem neue Blasen aufgepumpt werden sollen, idealerweise auch im fundamental angeschlagenen Immobilienmarkt bzw. faulen Immo-Schuldpapieren.) Wohl dem, der Propaganda von Realität - und vor allem Machbarkeit - zu unterscheiden weiß.
Viele bei Ariva (und anderswo) werden wegen der grassierenden Inflations-Propaganda obige Erwartung einer "übergeordneten Deflation" - die sich mit den Thesen von Richard Koo deckt - für falsch oder uninteressant halten. Dies sei jedem unbenommen. Die Diskussion darüber ist mir dennoch wichtig, weil ich sie für die Abschätzung der wirtschaftlichen Lageentwicklung in den kommenden Jahren für unverzichtbar halte. Um die Diskussion auf angemessenem Niveau führen zu können und um Spammer rauszuhalten, werde ich diesen Thread ebenfalls als geschlossene Gruppe (mit dem bestehenden Stammbären-Filter) verwalten.
Wer hier postet, sollte folgende Leitlinien akzeptieren: Kennzeichen dieses Threads soll eine faire, offene und vor allem sachliche Diskussion sein - mit möglichst wenig persönlichen Querelen, Beleidigungen und sinnlosen Hahnenkämpfe. Wer nachhaltig stört, Unfrieden stiftet und/oder andere Mitglieder beleidigt, rassistische Sprüche klopft oder braune Propaganda verbreitet, wird nach Verwarnung aus der Stammbärengruppe gelöscht bzw. auf "Ignore" gesetzt.
In diesem Thread möchte ich - der laufenden Entwicklung Rechnung tragend - ein Forum zum Generalthema "globale bärische Deflations-Tendenzen" schaffen. Hier soll also die These diskutiert werden, ob als Spätfolge der Weltfinanzkrise nach 2008 - die der USA-Bärenthread 2007 vorausahnte - nun der gesamten Weltwirtschaft "japanische Verhältnisse" drohen.
Nach meiner Sicht der Dinge wird es den Zentralbanken nicht gelingen, durch "künstlich erzeugte Inflation" - d.h. mittels "finanzieller Repression" - eine Inflation alten Zuschnitts zu erzeugen (darauf wettet u. a. Bernanke). Inflation entsteht in wirtschaftlich guten Zeiten durch die Lohn-Preis-Spirale. Diese setzt aber voraus, dass es keine Massenarbeitslosigkeit (wie jetzt in den PIIGS und kaschiert in USA) gibt, weil sonst kein Lohndruck aufkommen kann. Außerdem muss die Wirtschaft dazu ihr Potenzialwachstum erreichen, was zurzeit wegen der Deflationstendenzen nicht der Fall ist.
Politiker in USA, BG, Japan und neuerdings auch in Europa versuchen, die Spätfolgen der Kreditexzesse bis 2007 durch gigantische keynsianische Konjunkturprogramme zu kompensieren. Diese brachten zwar pro forma (Aktienstände) eine Erholung, führten jedoch in vielen Ländern - darunter den PIIGS, USA, GB und Japan - zu horrenden und kaum mehr rückzahlbaren Staatsverschuldungen. Selbst USA hat inzwischen die 100 % Marke erreicht. Vor allem schuf QE nur wenig neue Arbeitsplätze.
Nach gängiger Theorie gilt ein Staat als ökonomisch "todgeweiht", wenn er mehr als 40 % seiner Steuereinkünfte für den Schuldendienst aufwenden muss. Schwindet infolgedessen das Vertrauen, wird die Neuverschuldung - wie jetzt in Griechenland und z. T. in Spanien - über den freien Markt kaum mehr möglich. Deshalb ist Griechenland auf laufende EU-Hilfsgelder angewiesen - und Spanien auf stützende EZB-Staatsanleihenaufkäufe via ESM. USA, GB und Japan können sich zwar dank eigener Notenbanken fehlendes Geld "drucken", doch auch dies führt mittelfristig zum Vertrauensschwund in die Solidität der Staatsfinanzen und der jeweiligen Währungen - vor allem wenn die mit QE einhergehende Staatsschulden-Quote nachhaltig die 100 % Marke überschreitet. Die Staatsverschuldungen halten bei QE-Maßnahmen daher sozusagen "den Deckel drauf".
Japan geht diesen Weg seit 2000 - ohne Erfolg, wie westliche Ökonomen kritisierten. Denn das massive Gelddrucken in Japan, das die Schuldenquote auf aktuell über 230 % anstiegen ließ, konnte die Deflation in Japan nicht aufhalten. Der Nomura-Ökonom Richard Koo verteidigt in seinem Buch "The Holy Grail of Macroeconomics" diese Maßnahmen damit, dass Japan anderenfalls eine Große Depression (ähnlich der in USA 1930 ff.) gedroht hätte. Durch das Gelddrucken wurde zwar die Deflation nicht eingedämmt, sagt Koo, wohl aber wurde der ganz große Absturz, der sonst beim Rewind der Japan-Kreditblase aus 1990 gedroht hätte, vermieden. Daher sei QE in Japan dennoch als Erfolg zu werten - auch wenn damit die Deflation nicht "weginflationiert" werden konnte.
Diese Erfahrung steht westlichen Notenbankern von Bernanke bis Draghi mMn noch bevor. Die meisten westlichen Ökonomen (Krugman und Co.) glauben noch, dass es den Notenbanken mittels der laufenden Inflationierungspolitik (QE, LTRO) gelingen wird, eine weltweite Deflation zu vermeiden. Hedgefondsmanager Soros und m. E. Warren Buffett sehen sogar in der Inflationierung die einzige und letzte Chance, die Weltwirtschaft auf Potenzialwachstum zu bringen und die überschuldeten Staaten zu entschulden.
Mein Gegenargument lautet, dass der Deflations-Druck aus dem laufenden Unwind vormaliger Kredit- und Spekulationsblasen zu stark ist, als dass die Notenbanken mit künstlicher Inflation (QE/LTRO) dagegen halten könnten. Grund ist nicht zuletzt der extrem "schwere" Hausmarkt (in USA 5 Billionen Dollar), der sich durch staatliche Interventionen (inkl. Notenbank-Aktionen) nicht künstlich heben lässt. Der freie Markt lässt sich nur begrenzt durch Notenbank-Manipulationen außer Kraft setzen. Die Notenbanken werden mit ihren Staatsanleihen-Aufkäufen allenfalls eine weitere Blase in Aktien und Rohstoffen zustande bringen (dort gibt es Futures, im Hausmarkt nicht). Deflationstendenzen können sie damit aber nicht eindämmen. Daher werden sich mittels QE herbeigeführte Assetblasen (inkl. in Rohstoffe und Aktien) auch langfristig nicht halten. In Japan hat sich der Nikkei seit 1990 trotz QE (seit 2000) gefünftelt.
Dies entspricht meiner aktuellen Sicht der laufenden Entwicklungen - was nicht bedeutet, dass es auch so kommen muss. Inflations- und Goldjünger werden dagegenhalten, dass die Welt "wegen des Gelddruckens" kurz vor einer Hyperinflation steht. Diese Erwartung wird nicht zuletzt durch die laufende Inflationspropaganda in den Medien geschürt, die "mental" bzw. psychologisch die Inflationierungspolitik der Notenbanken stützen soll. (Notenbanker wie Bernanke setzen auf das Wecken von Animal Spirits - Stichwort: Behavioral Finance - mit dem neue Blasen aufgepumpt werden sollen, idealerweise auch im fundamental angeschlagenen Immobilienmarkt bzw. faulen Immo-Schuldpapieren.) Wohl dem, der Propaganda von Realität - und vor allem Machbarkeit - zu unterscheiden weiß.
Viele bei Ariva (und anderswo) werden wegen der grassierenden Inflations-Propaganda obige Erwartung einer "übergeordneten Deflation" - die sich mit den Thesen von Richard Koo deckt - für falsch oder uninteressant halten. Dies sei jedem unbenommen. Die Diskussion darüber ist mir dennoch wichtig, weil ich sie für die Abschätzung der wirtschaftlichen Lageentwicklung in den kommenden Jahren für unverzichtbar halte. Um die Diskussion auf angemessenem Niveau führen zu können und um Spammer rauszuhalten, werde ich diesen Thread ebenfalls als geschlossene Gruppe (mit dem bestehenden Stammbären-Filter) verwalten.
Wer hier postet, sollte folgende Leitlinien akzeptieren: Kennzeichen dieses Threads soll eine faire, offene und vor allem sachliche Diskussion sein - mit möglichst wenig persönlichen Querelen, Beleidigungen und sinnlosen Hahnenkämpfe. Wer nachhaltig stört, Unfrieden stiftet und/oder andere Mitglieder beleidigt, rassistische Sprüche klopft oder braune Propaganda verbreitet, wird nach Verwarnung aus der Stammbärengruppe gelöscht bzw. auf "Ignore" gesetzt.