Donnerstag, 30.04.2020 10:46 | Aufrufe: 1649

CK*Trends: Katalysator Corona: Telemedizin – aus der Nische in die Mitte der Gesellschaft

Die Corona-Pandemie beschleunigt die Veränderung unserer Welt in einem selten gesehenen Tempo. Viele Dinge, die längst angestoßen waren, aber mit zahllosen Hindernissen zu kämpfen hatten, werden nun im Eiltempo zur Vollendung gebracht. Ob das immer zum Vorteil der Menschen und der Gesellschaft ist darf zu Recht hinterfragt werden.

In Zeiten der Not – wie groß sie im Abstand einiger Jahre am Ende auch tatsächlich gewesen sein mag – geraten Fragen nach Datenschutz in den Hintergrund. Wenn schon die weitgehende Außerkraftsetzung elementarer Grundrechte möglich ist, kommen viele wichtige aber noch darunter angesiedelte Fragen unter die Räder.

Die Akteure des Gesundheitssektors, indem mehr finanzielle Ressourcen zu verteilen sind als im Rüstungssektor, nutzen diese Situation nahezu selbstverständlich in ihrem Sinne.

So wird die digitale Gesundheitsakte jetzt ebenso schnell vorangetrieben wie Überwachungs- (die deutsche Übersetzung für „Tracking“)-Apps, die permanent die Gesundheits- und Aufenthaltsdaten ihrer (Zwangs-)Nutzer an die entsprechenden „Stellen“ übertragen. Impfstoffe und der lang ersehnte Traum der Pharmaindustrie nach möglichst weltweiten Zwangsimpfungen scheinen jetzt nicht nur in greifbarer Nähe, sondern sogar Gebot der Stunde zu sein.

Medikamente werden naturgemäß den Erkrankten zur Heilung oder Linderung verschrieben, was je nach Krankheit einige Tausend oder Millionen Menschen betrifft. Doch der Olymp der Pharmaindustrie ist der Impfstoff, wenn er dann noch prophylaktisch an 7 Milliarden Menschen  - vielleicht sogar jährlich-  verabreicht wird. 

Für den Laien ist es gerade in aufgeregten Zeiten nicht immer einfach die harten Fakten und Zusammenhänge neutral zu analysieren, jedoch sollte man bei jeder Aussage auch immer die wirtschaftlichen oder anderweitigen Interessenslagen des Redners kritisch im Hinterkopf haben.

Nicht immer ist die eigene wirtschaftliche Interessenslage die einzig treibende Kraft, aber kaum einem Menschen und erst recht keiner Organisation/Firma gelingt es diese vollständig auszublenden, weshalb sie immer in die jeweilige Einschätzung und Stellungnahme einfließen wird.

Nicht immer ist das, was Geld bringt deshalb schon die schlechtere Wahl, aber je mehr Geld im Spiel ist, desto genauer muss man prüfen, ob es wirklich auch zum Besten der Gesellschaft ist. In hektischen Zeiten ist dafür oft zu wenig Zeit.

Die Datenschutz-Diskussion um die Tracking-App ist richtig und wichtig. Dennoch ist nicht alles was mit Datenübertragung und –Zusammenführung zu tun hat automatisch schlecht. Ganz im Gegenteil. Die Telemedizin bringt – richtig eingesetzt – große Vorteile für die Gesellschaft. Wir erleben durch die aktuelle Krise gezwungenermaßen, wie man auch aus der Ferne viele medizinische Fragen klären kann, für die man bis vor Kurzem noch einen Tag mit Wartezimmer und Arztbesuch verbracht hat. Natürlich wird man auch in Zukunft keinen offenen Wadenbeinbruch per Smartphone behandeln können, aber mancher Hautausschlag benötigt nicht zwingend das persönliche Erscheinen beim Dermatologen, wenn ein mit 4K-hochaufgelöstes Handyfoto dem Arzt im Zweifel die gleiche Erstdiagnose ermöglicht.

Auch die Überwachung der eigenen Gesundheitsdaten durch ein Fitnessarmband kann von großem Vorteil sein, wie immer liegt der Unterschied zwischen Fluch und Segen im Detail der Ausführung. 

Daher sind wir gut beraten – wie seit Jahrhunderten – den technologischen Fortschritt zu begrüßen und zugleich ein wachsames Auge auf die Missbrauchsmöglichkeiten zu werfen um Ihnen vorzubeugen. Was erst einmal da ist, wird man nur schwer wieder los.

Besondere Bedeutung bekommt das Thema Telemedizin natürlich in entlegenen Gebieten, gleichgültig ob das für die wunderschönen weiten, aber mit geringer Arztdichte gesegneten, Landschaften Mecklenburgs gilt oder für entlegene Gebiet im Amazonas. Der minutenschnelle Zugang zu ärztlicher Beratung ist nicht nur im Krisenfall lebensrettend, sondern auch im Alltag schlichtweg beruhigend. 

Auch das elektronische Zusammenführen von Patientendaten hat abseits der Datenschutzfrage viele Vorteile. Bei jedem medizinischen Notfall von Herzinfarkt bis Verkehrsunfall ist die Information des erstbehandelnden Arztes vollkommen Lückenhaft. In der Regel hat er keine Ahnung von Vorerkrankungen, vorgeschädigten Körperteilen oder des Medikamentencocktails den der Patient möglicherweise in den vergangenen Monaten eingenommen hat.

Bei Verlegungen zwischen Krankenhäusern lassen sich mit schöner Regelmäßigkeit abenteuerliche Übergabefehler aufgrund fehlerhafter oder vergessener Dokumentationen beobachten, die immer zu Lasten der bestmöglichen Versorgung des Patienten gehen, aber oft auch nur doppel- und dreifach- Untersuchungen mit entsprechendem Kostenblock verursachen.

Die Digitalisierung der Medizin ist ein großer Fortschritt in vielen Bereichen, die es zu Begrüßen gilt, doch sollten wir höchste Wachsamkeit gegenüber deren Ausgestaltung an den Tag legen. 

Längst vorbei sind die Zeiten der Universitäten und staatlichen Forschungseinrichtungen, die nur der reinen Lehre und Wissenschaft verpflichtet waren. Der Beelzebub heißt heute „Drittmittel“ oder verständlicher ausgedrückt: „Schmiergeld für das richtige Forschungsergebnis“. Was nicht erforscht werden soll erhält keine Drittmittel (Zuwendungen privater Unternehmen), was potentielle Gewinne verspricht erhält Drittmittel. Bedenkenträgerei wird dabei ebenso wenig geschätzt wie unpassende Ergebnisse der Forschung. Auch wenn das nicht immer die treibende Kraft hinter jedem Forschungsergebnis ist, so wäre es doch naiv anzunehmen, dass es nicht doch beeinflussend wirkt.

Doch wie immer bleibt uns die Losung „Rechne mit dem Schlimmsten und hoffe das Beste“. In diesem Sinne schauen wir positiv auf die uns erwartenden Möglichkeiten der Telemedizin und beteiligen uns gerne mit Investitionen am nahezu sicheren Erfolg der neuen Technologien.

Welche Unternehmen hier die führenden Kräfte sein werden, dazu hat sich Dr. Eike Wenzel in der aktuellen Ausgabe seine Gedanken gemacht.

Bleiben Sie skeptisch, bleiben Sie gesund und machen Sie das Beste aus diesen unkonventionellen Zeiten.

Ihr
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