... alles möglich, bis zum letzten Tag! Man braucht für solche Investments Nerven, Geduld und auch ein wenig Diversifikation: Wetten können verloren gehen, im letzten Moment aufgehen oder erst gut, dann auch wieder schlechter laufen. Wenn es einen "Fahrplan" für eine Aktie gibt, dann wird dieser ganz sicher nicht durch die alltäglichen Nachrichten bestimmt, sondern durch "große" Ankündigungen. Das selbst gute und sehr gute Nachrichten (mit einem gewissen Nachdruck) schlecht geredet werden können, haben wir Ende Januar bei Yahoo! und Alibaba erlebt. Gerade Yahoo! hätte mit der Ankündiguing zur Steuerfreiheit $10 nach oben springen müssen, aber es wurde alles mögliche unternommen, um den Wert klein zu halten. Das kann umgekehrt genauso passieren (siehe Twitter und Amazon).
Derivatehändler können sich problemlos gegen Verluste absichern. Die Mathematik hinter diesen Berechnungen sind keine Raketenwissenschaft. Ob Short- oder Long-Postitionen überwiegen, spielt für die Anbieter keine Rolle, ebensowenig wie plötzliche Kursauf- wie -abschläge. Nur die Gaps können gefährlich werden, in die eine, wie auch in die andere Richtung. Theoretisch könnte man die Verluste/Gewinne auch mit der entsprechenden Mathematik kurzfrisitg ausgleichen, müsste dann aber ein relatives hohes Maß an Eigenhandel betreiben, was jedoch mit einem anderen Bereich innerhalb einer Universalbank abgestimmt werden müsste. In der Praxis ist das aber gar nicht so leicht, diese Bereiche miteinander arbeiten zu lassen. Häufig rivalisieren diese um Boni und die Bereichsleiter und Händler können sich nicht riechen, deshalb ist der Handel mit Derivaten auch größtenteils automatisiert und relativ autark. Im Grunde genommen ist es die Arbeit eines Buchmachers (Wetten), der nicht zwingend schummeln muss, um seine Gewinne zu sichern. Man erkennt die Unterschiede in der Liquidität des gehandelten Basiswertes und seiner Volatilität. Entsprechend hoch sind die Zeitwerte und die Spreads der Puts und Calls.
Nimmt man z.B. Yahoo!, dann hat sicher der Handel mit Optionsscheinen und Optionen zum Jahreswechsel nahezu halbiert. Die Aktienpositionen großer Emittenten wie Commerzbank (deutsch) oder Susquehanna (USA) hat sich ungefähr halbiert. Man kann also nicht sagen, dass bei Yahoo! viele long oder short sind. Was man aber sagen kann ist, dass sich die Institutionellen in den letzten Monaten groß eingekauft haben. In einem früheren Beitrag hatte ich schon einmal die Schätzung abgegeben, dass Yahoo! zum Jahreswechsel zu ca. 72% in den Händen institutioneller Anleger landen wird und jetzt, wo so ziemlich alle Institutionellen ihre Beteiligungen offengelegt haben, sind es tatsächlich 71,88% und damit gut 5% mehr als noch Ende September 2014. Es sieht also ganz danach aus, dass Yahoo! nur nach außen hin die Aktie ist, die man besser nicht anfassen sollte. Die Jungs mit den dicken Portemonnaies sehen das offensichtlich ganz anders:
http://www.nasdaq.com/symbol/yhoo/institutional-holdings
Leider sind das auch die Jungs, die ihre Aktien an professionelle Shortseller verleihen. Die entscheiden dann (nach Absprache mit den Verleihern), wann und wohin die Aktie gehen wird. Die Medien und Analysten spielen das Lied größtenteils mit. Es ist gar nicht notwendig, alle zu involvieren. Solange schlechte wie gute Nachrichten auf dem Markt sind, kann man sich einfach diejenigen aussuchen, weshalb eine Aktie heute dorthin und morgen dorthin gelaufen ist. Die Kurse bei Alibaba und insbesondere bei Yahoo! sind also nicht deshalb niedrig, weil es schlechte Werte sind. Sie sind deshalb billig, weil es jede Menge Käufer gibt, die sich hier einkaufen möchten. Umgekehrt gilt das bei Werten wie Twitter und Amazon natürlich genauso. Möglicherweise können die Umsätze ein guter Indikator dafür sein, wann ein mögliches Ende dieser Phasen eingeläutet wird. Momentan sieht es bei beiden Werten eigentlich ganz gut aus: Die Umsätze sind seit einigen Tagen im Keller. Nicht einmal mehr 40% des Durchschnitts (seit September) werden mehr gehandelt. Wen wundert es, wenn man bedenkt, dass man zu diesen Kursen beim Verkauf nur dann ein Geschäft macht, wenn man sie am gleichen Tag ein paar Cent teurer oder billiger gekauft hat? Aktuell wird das Volumen fast ausnahmslos von den Daytradern bestimmt und es dürfte nun auch die Zeit gekommen sein, an der wir diesen Boden verlassen werden. Hoffentlich kommt es nicht wie im Oktober noch zu einem kurzen Einbruch nach unten, bevor es nach oben geht, aber auszuschließen ist das leider nicht. Wenn der Markt sich weiter stabil Zeit, könnten wir auf dem aktuellen Niveau loslegen und schauen, wo wir in 2, 4 oder auch 6 Wochen landen werden...