Rainybruce, danke für Deine Rückmeldung!
Erstens: ich bin ganz Deiner Meinung, dass diese GS-Meldungen (wie auch die der anderen Banken) zum allergrößten Teil keine Eigenpositionen sondern das Ergebnis von Kundentransaktionen sind (WP-Leihe, Swaps, Derivate). Nur hier im Forum wurde immer geschrieben/suggeriert, dass Goldman selbst über eine Milliarde Euro als Eigenposition in Wirecard investiert hat, mit dem Hinweis, dass die Aktie daher viel Potenzial hat. Vereinzelte Gegenstimmen wurden ignoriert/ausgelacht. Deswegen schrieb ich, dass heute eigentlich eine Theorie in die ewigen Jagdgründe gehen müsste - entweder die, dass es sich um eine GS Eigenposition handeln müsste oder die, dass solche Häuser mit ihren Empfehlungen ihre eigenen Positionen unterstützen.
Zweitens: seit Jahrhunderten ist in diesen Foren die Reaktionen auf Analysteneinstufungen die gleiche: ist der Analyst positiv gestimmt, werden die zitiert, gelobt, als Argument gebracht, die Kursziele erwähnt, etc. Wie oft wurde Hauck mit seinem Mond-Kursziel hier erwähnt, wurde nicht erst gestern Frau Pauls hier wieder zitiert? Also wenn es zur eigenen Meinung passt, wunderbar und immer her damit, Analysten sind toll.
Aber wehe, wenn es andersherum geht, dann ist die Sau am Kreisen. Bei „neutral“ oder sogar „sell“ sind das wahlweise Verbrecher, Hitler-Vergleiche werden gezogen, bezahlte Studien für die LVs unterstellt, die Annahme kommt, dass „die selber günstig rein wollen“, die Fähigkeiten des Analysten werden in den Dreck gezogen weil zB dessen Arbeitgeber in Schwierigkeiten ist/war, denen wird unterstellt die hätten das nicht begründet obwohl man nur den Zweizeiler auf guidants gelesen hat, aber nicht die möglicherweise dahinter liegende 50-Seiten-Studie, etc.
Da ich hier sowieso keine Freunde habe, kann ich das Folgende auch so offen geschrieben: diese Reaktion - immer und immer wieder - finde ich einfach nur kindisch. Auch ich habe hier oft genug einzelne, für mich nicht nachvollziehbare Analystenempfehlungen kritisiert, denn da ist oft genug auch Schmarrn dabei - sind halt auch nur Menschen, die falsch liegen können (sogar müssen). Aber Up- und Downgrades gehören nun mal zur Börse dazu, da muss man mE nicht jedes mal mit der großen Keule um die Ecke kommen und Theorien entwerfen. Die Standard-Verteilung bei Aktien ist doch meistens 60% Buy, 25% Hold, 15% Sell (gefühlt), da gibt es nun mal auch Reports der unteren 40% und es liegen immer welche falsch.
Bei Wirecard muss man sich doch eigentlich auch glücklich schätzen: hier sind konstant 90% der Analysten ziemlich überzeugt und auf „Buy“. Dass diese 90% über die letzten zwei Jahre schlecht gelegen haben (ich weiß, hier wird jetzt reingegrätscht...), während die 10% - wenn auch nicht mit der Begründung, aber zumindest mit der Empfehlung - besser gelegen haben, wird natürlich ignoriert. Zerrissen werden aber die 10%.
Übrigens, Goldman hat heute auch die US Ikone Apple auf „Sell“ gestuft. So viel zu der anderen Theorie, dass man sich nur die europ./dt. Aktien vornimmt.