oder anderen Menschen sind sehr wichtig. Man braucht schließlich auch jemanden, der einem sagt, dass vielleicht nicht alles so rosarot ist, wie man es meist selbst sieht, wenn man investiert ist.
Wenn man investiert ist, dann ist man das ja nicht ohne Grund. Und man will natürlich, dass der Kurs steigt - deshalb liest man positive Darstellungen natürlich sehr gerne. Das bestätigt die eigene Meinung und man ist überzeugt, dass alles passt. Und genau aus diesem Grund ist es wichtig, dass es auch kritische Stimme gibt. Und ein gut geschriebener Artikel, auch wenn er das Unternehmen, in das man investiert hat, nicht gut aussehen lässt, ist sehr wichtig. Ein solcher Artikel veranlasst einen, sich intensiver mit dem Unternehmen zu befassen und nicht in Selbstgefälligkeit abzudriften.
Aber genau hier kommen wir zum springenden Punkt, was die Berichterstattung gegenüber Wierecard angeht. Diese ist zwar kritisch - und fast ausnahmslos kritisch - aber die Artikel sind fast alle sehr einseitig geschrieben, z.T. schlecht recherchiert und enthalten z.T. sogar Falschaussagen. Meist fehlen auch die Quellenangaben, es wird viel im Konjunktiv geschrieben und man bemüht sich noch nicht einmal, das Ganze Thema neutral anzugehen, bzw. wesentliche Themen anzusprechen und zu hinterfragen, die zum Verständnis der ganzen Situation wichtig sind. In fast allen negativen Artikeln wird nicht auf die Fundamentaldaten von Wirecard eingegangen, obwohl diese schon wichtig sind, die beanstandeten Summen in Singapur richtig einzuordnen. Es wird nie darauf eingegangen, dass bereits die Staatsanwaltschaft und die BaFin ermitteln - und zwar nicht gegen Wirecard. Auch das wäre eine relevante Information. Auch die Quellen werden nie hinterfragt - egal wie dubios diese Informationsquellen auch sein mögen. Und im zuletzt behandelten Thema des nicht testierten lokalen Abschlusses lässt man gerne und großzügig die Info unter den Tisch fallen, dass der Konzernabschluss sehr wohl uneingeschränkt testiert wurde.
Unter dem strich muss ich einfach feststellen, dass der Großteil der "Journalisten" einen beschämenden Eindruck ihrer Zunft hinterlässt.
Es ist ja nicht so, dass man nicht kritisch gegen Wirecard schreiben könnte, wenn man will. Klar kann man die Kommunikationspolitik von Wirecard kritisieren. Man kann auch kritisch hinterfragen, ob das prognostizierte Wachstum wirklich so weiter bestehen kann, ob Wirecard wirklich Technologieführer ist und woraus sich denn diese Behauptung ableiten lässt. Man kann auch den nicht testierten lokalen Abschluss in Singapur kritisieren - aber doch nicht einfach so, pauschal, ohne die Zusammenhänge zumindest anzureißen. Man kann auch kritisch sein gegenüber den Bestrebungen von Wirecard, stärker in's Bankgeschäft vordringen zu wollen. Warum bleibt Wirecard nicht bei der Kernkompetenz? Es gibt sicher noch eine ganze Menge mehr zu kritisieren oder zu hinterfragen. Aber, liebe Journalisten, doch bitte nicht einfach so pauschal, ohne die Zusammenhänge zu beleuchten. Es muss doch Ziel eines solchen Artikels sein, dass der Leser die Bedenken, verstehen, sie aber auch richtig einordnen kann - zumindest für einen echten Journalisten.