Ui, eine weitere Ausgabe von "Calibans Geschichtsstunde"! Hier lernt man immer was. Heute zum Beispiel, dass der erste Weltkrieg ebenfalls von den fiesen Banken (=Juden) ausgelöst wurde, die das arme Deutschland in den Krieg getrieben haben, und natürlich ging es wie immer ums Öl. Man staunt, dass die Banken einerseits Deutschland nicht davon abhalten konnten, den Bau dieser Eisenbahn einfach zu unterlassen, aber es andererseits zu den extrem weitreichenden Politikentscheidungen bewegen konnten, die schlussendlich den Krieg auslösten (Aufgabe des Rückversicherungsvertrags, Flottenbauprogramm, "Blankoscheck" für Österreich-Ungarn). Ein kleiner Planungsfehler ist ihnen wohl auch dabei unterlaufen, dass sie nicht einfach die Besetzung des Osmanischen Reiches angestrebt haben, sondern stattdessen einen Krieg mit dem weitaus mächtigeren Deutschland angestrebt haben. Naja, nobody's perfect. Wirklich wundern muss ich mich allerdings darüber, dass sie die im Krieg so teuer erkämpften zukünftigen Erdölfelder dann einfach fast ein halbes Jahrhundert lang weitestgehend ignoriert haben, denn noch Jahrzehnte später fand dort keine massgebliche Förderarbeit statt. Das mag vielleicht etwas damit zu tan haben, dass Erdöl vor hundert Jahren noch bei weitem nicht dieselbe Bedeutung wie heute hatte, da der Konsum in erster Linie durch den zunehmenden Individualverkehr und die Kunststoffindustrie ab den 50ern rapide anstieg.
Trotz des traurigen Jubiläums letztes Jahr haben viele Leute allerdings nach wie vor keine Ahnung von den Hintergründen des ersten Weltkriegs und hängen sich lieber an die nächste Verschwörungstheorie. Es ist halt schwer, Geschichtsbücher zu lesen, die die ganzen miteinander verwobenen Faktoren aufdröseln und analysieren - viel einfacher ist es, sich mal wieder in ein paar Absätzen einen einzigen Auslöser vorkauen zu lassen, der zudem die Schuld auch noch bei den bekannten Feindbildern ablädt. Übrigens geht die Geschichtsschreibung schon seit Jahrzehnten nicht von einer deutschen Alleinschuld am Krieg aus, was man ebenfalls in jedem auch nur halbwegs aktuellen Buch zum Thema nachlesen kann. Aber selbst eine Mitschuld ist anscheinend für Leute unerträglich, die krampfhaft an ein Deutschland glauben müssen, dass immer nur eine ewige Kraft des Guten in der Welt war. Das Eingeständnis, dass Imperialismus und Nationalismus hier genauso wie in anderen Ländern auch den Tod von Millionen von Menschen zur Folge hatten, muss unter allen Umständen vermieden werden, denn sonst merken die Leute schliesslich, dass diese Ideologien keine Lösung für unsere heutigen Probleme sein können. Die meisten haben das zum Glück auch begriffen - nur Caliban und seine ewiggestrigen Konsorten lugen noch ab und an aus dem Mülleimer der Geschichte hervor.