Das Öl strömt und strömt. 1500 Meter unter der Wasseroberfläche schießen pro Tag bis zu drei Millionen Liter in den Golf von Mexiko – 2000 Liter pro Minute,35 Liter pro Sekunde...
Wie viel Öl schließlich im Meer landet, ist für BP zur Existenz-Frage geworden. Der Öl-Gigant kämpft uns Überleben. Die Aktie fällt ins Bodenlose und die Konkurrenz steht zur Übernahme bereit. Droht bald die Pleite?
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Er kämpft um seinen Konzern: BP-Chef Tony Hayward
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Mit aller Macht will die Geschäftsführung den Kursverfall und damit den Niedergang des Unternehmens stoppen. Investoren und Analysten sollten bei einem eilig anberaumten Treffen besänftigt werden.
BP-Chef Tony Hayward will am Nachmittag über die wirtschaftliche Lage des Konzerns informieren.
Und die sieht ganz und gar nicht gut aus!
Die US-Ratingagentur Fitch hatte die Kreditwürdigkeit von BP zuvor von „AA+“ auf „AA“ gesenkt. Konkurrent Moody's nahm seine Einstufung von „Aa1“ auf „Aa2“ zurück. Beide Ratingagenturen halten eine weitere Rückstufung für möglich.
Die Kosten für Aufräumarbeiten werden schon jetzt in Milliarden gemessen, hinzu kommen gigantische Schadenersatzforderungen und Einnahmeausfälle. Als ganz große Unbekannte könnten sich jedoch Strafzahlungen entpuppen, nachdem die USA zivil- und strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen haben.
KRISE SCHMÄLERT WERT VON BP UM 70 MILLIARDEN DOLLAR
Der Kurs der BP-Aktie liefert ein eindeutiges Indiz dafür, welche Bedeutung die Krise für den Konzern hat. Vor der Explosion auf der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ vor sechs Wochen war BP gemessen am Marktwert die größte britische Firma. Seitdem ist der Wert des Konzerns um rund 35 Prozent oder 70 Milliarden Dollar geschmolzen.
Je billiger die Aktie, desto schmackhafter wird BP für die Konkurrenz!
Mit weniger als 140 Milliarden Dollar ist BP inzwischen nur noch halb so viel wert wie Exxon und auch kleiner als der Rivale Royal Dutch Shell. Aktienhändler fragen sich, ob die Aktie ein Schnäppchen geworden ist oder sich langfristig als wertlos entpuppen wird.
So wie das Öl ein tödliches Gift für die Umwelt ist, so gilt Unsicherheit als Gift für Investoren – und davon gibt es im Falle BP derzeit mehr als genug.
Endgültige Klarheit über die Kosten wird es erst geben, lange nachdem das Leck verschlossen ist – und das kann noch dauern.
BP selbst beziffert die bisherigen Kosten auf knapp eine Milliarde Dollar. Falls erst Entlastungsbohrungen den Ölfluss stoppen können, rechnet Konzernchef Tony Hayward mit drei Milliarden Dollar. Ein BP-Insider räumte ein, dass es sich hier nur um grobe Schätzungen für die Kosten der Aufräumarbeiten handele:
„Niemand weiß, wie hoch die Gesamtkosten sein werden.“
Auch Branchenexperten schenken Haywards Hochrechnungen wenig Glauben: Die Analysten von Credit Suisse beziffern allein die Aufräumarbeiten auf bis zu zehn Milliarden Dollar.
STRAFZAHLUNGEN VON BIS ZU 4300 DOLLAR PRO BARREL
Selbst diese astronomischen Summen könnten gegenüber den fälligen Strafzahlungen verblassen: BP droht im Extremfall eine Strafe von bis zu 4300 Dollar pro Barrel – abhängig davon, ob nach Ansicht der Richter grobe Fahrlässigkeit im Spiel war.
Ob ein dermaßen geschwächter Konzern jedoch alleine im harten Wettbewerb bestehen kann, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Der Gedanke einer Fusion wäre für den Konzern nichts Neues: BP erwog unter Haywards Vorgänger John Browne bereits einen Zusammenschluss mit Shell. Den Rivalen Exxon und Shell dürfte die Lage derzeit jedoch ebenfalls noch zu unsicher sein. Sie dürften erst zum Sprung ansetzen, wenn die Gesamtrechnung endlich auf dem Tisch liegt.