Der?!?! Nein, der andere !?!
Ich kann es nicht besser formulieren. Daher erlaube ich mir, aus dem oben von tibesti verlinkten Artikel zu zitieren. Und bevor jetzt wieder die Polemiken daherkommen, was "der andere doch gefälligst zu tun bzw. zu lassen habe" empfehle ich: erst mal ganz unaufgeregt LESEN. Danach drüber nachdenken, sacken lassen und dann: eine eigene Meinung bilden.
"... Der schlichte Narrativ, der nun vom "Remain"-Lager in Europa verbreitet wird, ist ja, dass die Briten nun das grössere Problem als die EU haben und sich "störrische, ungebildete Alte" in England, sozusagen selber in den Fuss geschossen haben.
Für bestimmte Denkschulen, ist die Welt ja immer simpel. Wenn man nicht ihrer Meinung ist, ist man wahlweise rechtsextrem, ungebildet, in der Vergangenheit lebend, fremdenfeindlich oder einfach nur blöd. Es lebt sich einfach gut, wenn die Welt so fein in Gut und Böse geteilt ist und man so immer nur bei den "Guten" ist. ..."
und einige Zeilen später im Text:
"... Und dabei beschleicht mich ein Verdacht. Der Verdacht, dass die EU nun das viel grössere Problem hat.
Denn das grösste Problem der Märkte ist nun Unsicherheit. Wo wird denn nun die Unsicherheit grösser sein?
Die Unsicherheiten in Grossbritannien sind bekannt. Es sind vor allem potentielle Sezessionsbewegungen wie in Schottland, die Frage der Zukunft des Finanzplatzes London und die Frage, nach welchen Regeln nun mit dem EU Binnenmarkt interagiert wird.
Das ist alles nicht schön und kurzfristig belastend. Aber es ist überwindbar, denn man hat die Kontrolle über die eigene Währung, die durch ihre aktuelle Abwertung gerade ein Konjunkturprogramm für die britische Exportindustrie startet.
Vor allem hat man aber die Kontrolle über den Prozess, denn ob und wann man überhaupt die Scheidungspapiere nach Artikel 50 der EU Verträge einreicht, kann man selber bestimmen und sicher stellen, dass schon vorher wesentliche Themen grob geregelt sind.
Die Forderungen von Seiten der EU und auch aus der deutschen Sozialdemokratie, GB solle nun "sofort und schnell" die Scheidungspapiere vorlegen, sind dagegen eher lächerlich und gehören wohl in die Kategorie "Pfeifen im dunklen Walde".
Kein englischer Politiker mit Verstand, wird sich nun zur Eile drängen lassen. Vielmehr werden sie ganz langsam und gemächlich ihre Karten zum Wohle ihrer Industrie ausspielen und einen Schritt nach dem Anderen gehen.
Gleichzeitig wird man sich weiter zur Welt öffnen, der man durch die Historie des Commonwealth ja sowieso schon mehr verbunden ist, als der typische Kontinental-Europäer.
Und so ist es keineswegs unmöglich, dass am Ende der Finanzplatz London als Drehscheibe der freien Welt sogar profitiert. Einige Geschäfte, wie das mit europäischen Staatsanleihen, werden sicher abwandern. Andere Geschäfte werden hinzu kommen. Der Saldo muss aber nicht negativ sein, es kommt wie immer auf die Details an.
Das grosse Pfund Englands ist aber im wahrsten Sinne des Wortes erstens das Pfund, die Hoheit über die eigene Währung. Und zweitens die Tatsache, dass man nun die Macht über den Prozess hat und diesen beliebig nach Gusto dehnen oder beschleunigen kann.
Und nun schauen wir doch mal auf die EU und den Euro. Die haben in meinen Augen das viel grössere Unsicherheitsproblem.
Denn die Existenz des Euros ist nun endgültig in Frage gestellt und ich wage die Behauptung, dass wir in 10 Jahren von jetzt die Währung nicht mehr haben. Vielleicht noch dem Namen nach, aber nicht mehr dem Inhalt nach.
Gleichzeitig ist klar, dass die EU sich massiv verändern müsste, schaut man aber auf das Crescendo der Stimmen sieht man schnell, dass hier keinerlei Konzept existiert und die Gegensätze nun erst recht aufbrechen.
Der Kerngegensatz ist dabei das zutiefst unterschiedliche Staatsverständnis zwischen Frankreich und Deutschland, das nur mühsam kaschiert wird. Deutschland denkt in den Kategorien eines föderalen Bundesstaates und will eine halbwegs staatsfreie Wirtschaft. Frankreich fröhnt nach wie vor dem Zentralismus und dem Interventionismus, bei dem Staat und Wirtschaft zwar formal getrennt sind, aber faktisch eine Einheit bilden.
Diese Gegensätze drohen nun offen aufzubrechen, während gleichzeitig an der Peripherie Europas keine einzige Krise je gelöst wurde, auch wenn sich Merkel und Co. gerne im beliebten Habitus des Krisenmanagers sonnen. Alles wurde aber bisher nur vertagt und aufgeschoben, gelöst und abgeräumt, wurde keines der Strukturprobleme des Euros und der EU.
Und nun stellen wir uns mal vor, bei der kommenden Präsidentschaftswahl in Frankreich wird LePen gewählt, die aus dem Euro heraus will. Dann macht es laut *Peng* in Euroland und der mit Draghi-Luft gefüllte Währungsballon platzt mit einem Knall.
..."
Das alles ist nur ein mögliches Szenario unter vielen. Aber sooo unlogisch ist die Argumentation nicht.
Good night europe!
PS: Und ja, ich fands ein geiles Spiel der Isländer. Und das haben Sie mMn ganz allein hinbekommen. Ohne metaphysischen Beistand.