http://www.welt.de/politik/ausland/article13871074/Griechischer-Praesident-knoepft-sich-Schaeuble-vor.html
Der 82-jährige griechische Präsident Papoulias poltert gegen Finanzminister Wolfgang Schäuble. Er wirft ihm die "Verhöhnung Griechenlands" vor
Wegen ihrer harten Haltung im Umgang mit Griechenland hat sich der griechische Präsident Karolos Papoulias Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), die Niederlande und Finnland vorgenommen.Ich akzeptiere nicht, dass Herr Schäuble mein Land verhöhnt, als Grieche akzeptiere ich das nicht“, sagte Papoulias während eines Besuchs im Verteidigungsministerium in Athen.„Wer ist Herr Schäuble, dass er Griechenland verhöhnt? Wer sind die Niederländer? Wer sind die Finnen?“, fügte das 82-jährige Staatsoberhaupt hinzu.
Widerstandskämpfer gegen die Nazi-Besatzung
Wir waren stets stolz nicht nur auf die Verteidigung unserer Freiheit, sondern auch auf diejenige Europas“, bemerkte Papoulias, der in jungen Jahren gegen die deutschen Nazi-Besatzer Griechenlands kämpfte, später in München und Köln Jura studierte und fließend Deutsch spricht.
Schäuble hatte zuvor erklärt, die Euro-Länder seien weiterhin bereit, das hochverschuldete Griechenland zu unterstützen. Allerdings könnten sie „nicht in ein Fass ohne Boden schütten“, sagte er im SWR vor einer Telefonkonferenz der Euro-Finanzminister über Griechenland.Am Mittwoch forderte Deutschland vor der Freigabe eines zweiten Rettungspakets für Griechenland einen überzeugenden Vertrauensbeweis von den Spitzepolitikern in Athen. Als Drohung stellten Deutschland und die anderen nördlichen Geber-Staaten Niederlande und Finnland Euro-Kreisen zufolge eine Verschiebung des gesamten Pakets bis nach der Wahl in den Raum.
In der griechischen Bevölkerung wächst der Unmut über die Forderungen Deutschlands. Demonstranten verbrannten bereits deutsche Fahnen. In Zeitungen wurde eine Fotomontage von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Nazi-Uniform veröffentlicht.Unterdessen stellte die Euro-Gruppe wichtige Weichen für Milliardenhilfen zugunsten von Griechenland. Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker zeigte sich am Mittwochabend nach einer Videokonferenz der Euro-Finanzminister zuversichtlich, dass beim Treffen der Euro-Gruppe am Montag „alle notwendigen Entscheidungen“ fallen würden.
Juncker begründete seinen Optimismus nach etwa dreieinhalbstündigen Beratungen mit den schriftlichen Verpflichtungen der beiden Regierungsparteien in Griechenland an die Europartner, auch nach der für April geplanten Parlamentswahl den vereinbarten Sparkurs zu verfolgen. Außerdem sei klar geworden, wie die geforderten neuen Einsparungen in Höhe von 325 Millionen Euro in diesem Jahr erzielt werden könnten. Weiterhin sei eine „detaillierte Liste“ mit ersten Maßnahmen inklusive dem Zeitpunkt ihrer Umsetzung verabredet worden, fügte Juncker hinzu.
Bei dem kommenden Treffen der Euro-Gruppe am Montag könnte Diplomaten zufolge das neue Hilfsprogramm in Höhe von 130 Milliarden Euro zunächst im Grundsatz beschlossen werden. Zudem werde die Euro-Gruppe möglicherweise den Schuldenschnitt billigen, über den die Regierung in Athen in den vergangenen Wochen mit ihren privaten Gläubigern verhandelt hatte.
Erst wenn dieser dann erfolgreich abgeschlossen sei, könne endgültig grünes Licht für das neue Milliarden-Hilfsprogramm gegeben werden. Mit diesem und dem Schuldenschnitt soll der griechische Schuldenstand bis zum Jahr 2020 auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gedrückt werden. Offen ist laut Juncker noch, wie die Umsetzung der Sparbedingungen durch die griechische Regierung künftig besser kontrolliert werden soll. Zu den diskutierten Vorschlägen gehört ein deutsch-französischer Vorstoß, ein Sonderkonto für griechische Staatseinnahmen einzurichten, um vorrangig Schulden zu tilgen. In der Euro-Zone wuchs unterdessen die Befürchtung, dass durch einen Machtwechsel in Griechenland nach der Wahl bisherige Vereinbarungen hinfällig werden könnten. Schäuble erklärte in diesem Zusammenhang, besser sei es, wie in Italien eine Expertenregierung zur Lösung der Krise einzusetzen und vorerst keine Wahlen abzuhalten. Der CDU-Europapolitiker Elmar Brok plädierte im „Tagesspiegel“ dafür, die Wahl in Griechenland zu verschieben.