Europa verhält sich wie immer. Eine Krisensitzung jagt die nächste. Welch eine Weitsicht!! Kein Plan in der Schublade wie es nach einem Brexit weitergeht. Nichts aus der Vergangenheit gelernt. Man lässt sich treiben. Die Finanzmärkte werden wieder mal versuchen diese Schwäche der Politik auszunutzen. Man wird die vermeintlich nächsten Opfer angreifen. Wir haben das schon am Freitag gesehen. Während die Rendite fast überall auf neue Tiefstniveaus fielen stiegen die Renditen u.a. in Spanien. Das kann natürlich so weitergehen nachdem es nach der heutigen Wahl wieder schwierig wird eine neue Regierung zu bilden.
Für viele überraschend hat sich der englische Aktienmarkt besser entwickelt als die anderen europäischen Märkte. Allerdings nur wenn man die Währung nicht berücksichtigt. Und der Pfundverfall kann der englischen Exportwirtschaft natürlich helfen. Insofern eine logische Reaktion. Unlogisch die Reaktion der englischen Bondmärkte. Hier fiel die Rendite obwohl S&P ein Downgrade angekündigt hat und obwohl England durch den Währungsverfall Probleme bekommen kann die Auslandsschulden langfristig zu bedienen.
Letztendlich haben die Märkte noch nicht viel gemacht. Der DAX hat das verloren was er in der Vorwoche gewonnen hat. Gold hat den Ausbruch auf Schlußkursbasis nicht geschafft. Die Währungsbewegungen haben allerdings teilweise neue Niveaus erreicht, insbesondere bei USD/Yen, aber auch EURO/Yen. Japan ist hier zunächst der große Verlierer. Die Schweiz sieht kaum besser aus, hat deshalb bereits massiv interveniert.
Ich denke, dass wir an den Aktienmärkten die Tiefs noch nicht gesehen haben. Es mag vorübergehend Spekulationen geben, dass der Brexit durch einen 2.Volksentscheid rückgängig gemacht werden kann, dass die Notenbanken massiv intervenieren, aber letztendlich dürfte das zerstörte Vertrauen gewinnen. Meine Strategie: Short im DAX bei Gapclose bei 9.800 bzw. bei Unterschreiten von 9.400. Wobei die zweite Variante die deutlich höhere Wahrscheinlichkeit hat. Meine am Donnerstag bei ca. 10.100 gekauften Puts habe ich am Freitag geschlossen. Hier hat es sich mal wieder gelohnt einen weiten KO zu wählen. Übrigens nehme ich nur KO´s die während der normalen Börsenzeiten verfallen können. Habe mich nicht getraut die Shorts auf den DAX über das Wochenende zu halten. Gehalten habe ich meine Puts auf den N100. Mit dem Unterschreiten von 4.300 sehe ich hier 3.900 als erstes Ziel, die Tiefs aus dem Februar. Der DAX sollte die Februar-Tiefs ebenfalls erreichen.
Eine wirkliche fundamentale Betrachtung ist momentan kaum möglich. Problem ist das zerstörte Vertrauen. Insofern eine psychologische Börse. Auch wenn der tatsächliche Austritt erst in 2 Jahren vollzogen wird, werden die negativen Implikationen schon heute eingepreist. Die massiven Bewegungen können zu unkalkulierbaren Schieflagen führen, die Aktionen erfordern.
Nüchtern betrachtet wären die Reaktionen der Märkte nicht notwendig. Der Brexit hat es geschafft, dass sich England und auch der Euroraum über die Abwertung der Währungen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, insbesondere gegenüber Japan. England importiert nun über die Währung gewünschte Inflation. Die Frage, die sich stellt, ist, ob die anderen Staaten in den Abwertungswettlauf einsteigen. Ich rechne damit , dass der Yuan weiter an Wert verlieren wird. Kurs wird ja vom Staat gemacht. Eine Zinserhöhung der FED ist damit wohl für dieses Jahr vom Tisch. So auch von den FED-Funds-Futures eingepreist. Noch 2% Wahrscheinlichkeit am Jahresende. Aber ob die Märkte deshalb jubeln? Oder als Schwächeanzeichen bewerten?
Es bleibt volatil und spannend. Bis man alles wieder nüchtern bewertet das wird wohl noch eine Zeitlang dauern.