National Bank of Greece will Kapitallücken ohne EU-Hilfen schließen

Sonntag, 08.11.2015 14:43 von

ATHEN (dpa-AFX) - Die größte griechische Bank National Bank of Greece (NBG) will die von der EZB attestierte Kapitallücke über 4,6 Milliarden Euro möglichst ohne weitere Hilfen der EU schließen. So plant die Bank die Ausgabe neuer Aktien für bis zu 4,6 Milliarden Euro, wie aus einer am Freitagabend in Athen veröffentlichten Pflichtmitteilung des Instituts hervorgeht. Die Aktionäre sollen dem Vorhaben bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 17. November zustimmen.

Angesichts des aktuellen Börsenwerts von rund 1,8 Milliarden Euro erscheint es unwahrscheinlich, dass durch den Verkauf neuer Anteile die gesamten 4,6 Milliarden Euro eingesammelt werden können - ein Erlös in Milliardenhöhe erscheint aber möglich. Die Bank hatte zudem in der Woche angekündigt, sich von ihrem Geschäft in der Türkei trennen zu wollen. Das könnte weitere Milliarden Euro bringen. Außerdem sollen Wandelanleihen in Eigenkapital gewandelt werden, was die Kapitaldecke weiter aufpolstert.

Sollte es der Bank gelingen, die 4,6 Milliarden Euro bei Investoren einzusammeln oder durch Verkäufe aufzutreiben, bräuchte sie keine weiteren Hilfen aus dem dritten insgesamt bis zu 85 Milliarden Euro schweren Hilfspaket der EU für das angeschlagene Land. Für die Banken, die vor allem unter einem großen Berg an faulen Krediten und dem Einlagen-Abzug von Sparern leiden, sind dabei bis zu 25 Milliarden Euro reserviert.

Derzeit sieht es aber danach aus, dass die Banken bei weitem nicht das Geld benötigen. Das Hilfspaket würde sich dementsprechend verringern. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangenen Samstag bei den vier größten Banken des Landes einen Kapitalbedarf von bis zu 14,4 Milliarden Euro festgestellt.

Neben der NBG zählen die Alpha Bank, die Eurobank und die Piraeus Bank zu den vier Häusern, die einen Großteil des griechischen Bankensektors abdecken. Sie haben bis Ende des Jahres Zeit, die Lücken zu schließen. Sie hatten im Laufe der Wochen bereits ähnliche Maßnahmen wie die NBG angekündigt.

Experten sehen gute Chancen, dass vor allem risikobereite ausländische Investoren Kapital zuschießen und damit zumindest einen Teil des Bedarfs decken. Sie wittern nach den heftigen Einbrüchen der Kurse griechischer Bankaktien die Chance auf hohe Gewinne.

So hatten sich zuletzt US-Hedgefonds und andere Investoren bei der Ausgabe neuer Aktien oder Schuldtitel beteiligt - bisher allerdings im eher kleineren Umfang. Bei der NBG zum Beispiel ist nach dem griechischen Staat, der rund 57 Prozent der Aktien hält, die US-Beteiligungsgesellschaft Blackrock mit 2,55 Prozent beteiligt. Auch andere ausländische Fonds und Großanleger halten Anteile./zb/edh

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