Sonntag, 14.01.2018 10:57 von Klaus Stopp | Aufrufe: 288

London spielt beim Brexit auf Zeit

Ein untrügliches Zeichen dafür, wie ernst es die Banken in London mit dem Abzug von Arbeitsplätzen meinen, ist die Tatsache, dass diese bereits jetzt versuchen, sich Wohnraum für ihre Mitarbeiter und auch Plätze an internationalen Schulen für deren Kinder zu sichern. Allein die Deutsche Bank will rund 4.000 Angestellte von der Themse an den Main umsiedeln.

 

 

Zwar stellt der Brexit-Unterhändler der EU, Michel Barnier, den Briten eine teilweise Anerkennung ihrer Finanzmarktregeln in Aussicht, weil einige Regeln mit EU-Recht vergleichbar seien. Einen Freifahrtschein für die britische Finanzbranche aber wird Barnier nicht ausstellen. Es sei die EU, die eigenständig die Regeln festlege, so Barniers Tenor.

 

 

 

Weil sie bei der EU immer wieder auf Granit beißen, suchen die Briten offenbar einen Ausweg, indem sie sich zunehmend auf eine Übergangsphase nach dem Brexit konzentrieren. Sie spielen also auf Zeit. So werben Finanzminister Philip Hammond und Brexit-Minister David Davis via „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ im Vorfeld ihres Berlin-Besuchs für eine zeitlich befristete Periode, in welcher der Zugang zu den Märkten der anderen EU-Partner in seiner jetzigen Form erhalten bleiben soll. Die Prioritäten der EU seien nicht unvereinbar mit den unseren, heißt es da. Und wenn man die Minister weiter sagen hört, nach dem Ausstieg der Briten aus der Zollunion eine wirtschaftliche Partnerschaft über sämtliche Branchen hinweg schaffen zu wollen, einschließlich eines Abkommens zur verstärkten Kooperation innerhalb des europäischen Bankensektors, dann fragt man sich, warum man an der Themse den Brexit überhaupt noch will. Der Eiertanz der britischen Regierung um die Brexit-Verhandlungen geht offenbar weiter.

 

 

 

Dennoch wappnet sich die britische Premierministerin Theresa May für einen harten Brexit, also den Fall eines EU-Austritts ohne Einigung mit Brüssel, indem sie dafür einen neuen Posten im Kabinett schaffen will. Der Schritt gilt in London als ein Signal an Brüssel, dass Großbritannien den Brexit in jedem Fall vollziehen werde – auch wenn die Verhandlungen über ein Anschlussabkommen scheitern sollten. Jüngsten Umfragen zufolge sehen zwei Drittel der Briten die EU in den Brexit-Verhandlungen in einer stärkeren Position als Großbritannien. Nachdem die Briten im Verlauf der Verhandlungen immer deutlicher mit den Realitäten eines Brexits konfrontiert worden sind, hatte vor Weihnachten erstmals das wachsende Lager der Remainer überwogen. Vor dem Brexit-Referendum im Juni 2016 hatte bekanntlich die Fraktion der Befürworter immer wieder mit falschen Behauptungen (Fake News) für einen Austritt agitiert.

 

 



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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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