Sonntag, 03.12.2017 10:30 von Klaus Stopp | Aufrufe: 215

Athen schöpft Hilfsprogramm nicht aus

Immerhin, Griechenland wird nach Einschätzung des Eurorettungsfonds ESM das laufende Hilfsprogramm nicht komplett ausschöpfen und wohl deutlich unter dem ESM-Programmdeckel von 86 Mrd. € bleiben. Allerdings könnten nicht abgerufene Gelder teilweise dazu genutzt werden, Griechenlands Darlehen an andere Gläubiger zurückzuzahlen. Voraussetzung für derartige Schuldenerleichterungen sei aber, dass Athen die Reformauflagen umsetze und dass alle Euro-Staaten zustimmen, hatte ESM-Chef Klaus Regling dem Handelsblatt gesagt. Das ist zwar besser, als wenn Athen das Rettungspaket voll hätte ausschöpfen müssen, aber dennoch erinnert eine solche Vorgehensweise an das Prinzip „Rechte Tasche, linke Tasche“ und bedeutet eben nicht, dass Griechenland seinen Schuldendienst selbst leistet.


Ab Sommer 2018 will das Krisenland - nach mehr als acht Jahren am finanziellen Tropf - wieder selbstständig wirtschaften können. Bis dahin, so hofft man in Athen, soll an den Finanzmärkten wieder so viel Vertrauen eingekehrt sein, dass sich das Land am Kapitalmarkt zu auskömmlichen Zinsen Geld leihen kann. Aktuell hat Griechenland fünf neue Staatsanleihen (A19S2W, A19S2V, A19S2U, A19S2T und A19S2S) mit Laufzeiten zwischen fünf und 25 Jahren aufgelegt, in welche die Altanleihen getauscht werden konnten. Die Kupons der Titel reichen von 3,5% bis 4,2%.

Inzwischen hat auch die EZB auf die verbesserte Liquiditätslage in Griechenland reagiert. So wurde der Umfang der Notkredite um 1,1 Mrd. € auf 25,8 Mrd. € zurückgefahren. Diese sogenannten ELA-Kredite gibt es seit 2015 und werden gegen Sicherheiten von der Notenbank in Athen vergeben. ELA-Kredite sind teurer als eine direkte Geldversorgung über die EZB, von der Griechenlands Banken abgeschnitten sind.

Indessen nehmen die internationalen Gläubiger seit dieser Woche wieder Griechenlands Reformbemühungen unter die Lupe. Die Prüfungen, bei denen es um die Entwicklung der Staatsfinanzen geht, werden mindestens bis Januar andauern. Griechenland hofft aufgrund einer anziehenden Wirtschaft und sinkender Arbeitslosigkeit auf bessere Haushaltszahlen als von den internationalen Geldgebern gefordert. So soll 2018 der sogenannte Primärüberschuss, also ohne die Kosten für Schuldendienste, bei 3,8% der Wirtschaftsleistung liegen. Die internationalen Kreditgeber hatten zuletzt für 2018 3,5% vorgegeben. Die Arbeitslosenquote soll um 1,5 Prozentpunkte sinken, läge dann 2018 aber immer noch bei 20,2%.



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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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