Freitag, 08.12.2017 12:37 von Markus Bußler | Aufrufe: 1789

Gold ist out, Bitcoin ist sexy: Jahrtausendwechsel lässt grüßen

Keine Frage: Die Stimmung bei den Edelmetallen schwankt zwischen mies und schlicht und ergreifend nicht mehr vorhanden. Auch zahlreiche Firmenchefs sind frustriert. Das sieht man ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Dazu kommt: Manche Finanzierungen funktionieren nicht mehr. Kleinere Unternehmen tun sich schwer, Geld zu beschaffen, Exploration wird wieder auf Eis gelegt. Aber das vielleicht beste Indiz: Immer wieder hören wir von Goldfirmen, die plötzlich ihr Geschäftsfeld verändern und irgendetwas mit Blockchain machen.

„Achtung, wir machen jetzt Blockchain“

Die Aktien explodieren auf diese Ankündigung regelrecht. Mit anderen Worten: Für Goldaktien interessiert sich aktuell kein Mensch, aber Blockchain, selbst die Ankündigung, irgendetwas mit Blockchain machen zu wollen, reicht häufig für ein Plus im dreistelligen Prozentbereich. Ist das verrück? Vielleicht. Gab es so etwas schon früher? Wer um die Jahrtausendwende schon an der Börse war, der weiß  wovon ich rede. Plötzlich wollte jeder etwas mit Internet machen. Wer sich ein .com an den Namen angehängt hat, wurde an der Börse praktisch über Nacht höher bewertet. Und sei es nur, dass Unternehmen plötzlich einen Onlineshop hatten.

Und die Stimmung war damals so wie heute. Jeder, der in Dotcom-Aktien investiert war, war sich sicher, dass die Party weiter gehen würde. Jeder war sich sicher: „Dieses Mal ist alles anders.“ Jeder hatte praktisch Dollar-Zeichen in den Augen. Und jeder überlegte schon, was er mit der ganzen Freizeit anstellen sollte, nachdem er ja nicht mehr arbeiten bräuchte angesichts des Reichtums, den er sicher mit Dotcom-Aktien verdienen würde. Der mittlerweile als Perma-Bär bekannte Harry S. Dent hatte damals übrigens sein Buch „Die goldenen 2.000er“ herausgebracht, in dem er Wohlstand für alle durch die Börse prophezeite.

Heute wissen wir, was damals passiert ist. Wir wissen, wie viele Menschen damals wirklich nachhaltig Geld verdient hatten und wie viele am Ende auf der Strecke geblieben sind. Damals war eben rückblickend nicht alles anders. Die Gesetze der Finanzmärkte wurden nicht über Nacht durch das Internet ausgehebelt. Aktien waren nicht deshalb mehr Wert, weil sie plötzlich ein .com im Namen hatten. Im Nachhinein logisch, oder? Nur in dem Moment, als überall die Gier herrschte und jeder das Gefühl hatte, etwas zu verpassen, nur weil er nicht dabei ist, setzte die Logik bei vielen aus. Und am Ende wurde das teuer bezahlt.

Welches Jahr haben wir gerade?

Erkennen Sie Parallelen? Ich will Bitcoin und vor allem die Blockchain nicht verteufeln. Vor allem die Blockchain wird ihren Platz finden. Das Internet hat auch seinen Platz gefunden. Und Aktien wie Amazon, Google und Co haben viele Anlegern Geld beschert. Doch viele andere, vermeintlich coole Internet-Stars sind auf der Strecke geblieben. Und ich denke, so wird es auch vielen Coins, vielen ICOs und viele Aktien von Blockchain-Firmen gehen.  Die große Frage ist, sind wir gerade im Jahr 1998 oder schon im Jahr 2000?

Mit anderen Worten: Die Party kann durchaus noch eine Weile so weiter gehen. Vielleicht Wochen, vielleicht Monate? Und ich gönne jedem von ganzem Herzen das Geld, das er mit Bitcoin oder andere Coins verdient hat. Aber jeder sollte sich den einen Gefallen tun und immer einmal wieder einen Schritt zurück gehen und die Realität der Finanzmärkte nicht aus den Augen verlieren.

Warum ich das Ganze schreibe? Damals, als sich der Rauch um den Dotcom-Hype (und ich schreibe absichtlich nicht Blase, weil das Wort immer so negativ belastet ist) gelegt hat, begann die große Zeit des Goldes. Und die Parallelen sind auch hier nicht von der Hand zu weisen.

 


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DER AKTIONÄR
Seit 2008 schreibt Edelmetall-Experte Markus Bußler für das Wirtschaftsmagazin DER AKTIONÄR. In der Sendung „Bußlers Goldgrube“ spricht er regelmäßig über die Trends im Gold- und Silbersektor. Seine Top Picks gibt er wöchentlich im Börsenbrief Goldfolio bekannt und empfiehlt mit welchen Aktien der Sektor geschlagen werden kann. Mehr zum Goldfolio Report unter www.goldfolio.de
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