dpa-AFX: HINTERGRUND: Solarbranche ist sauer - Geräte-Engpass bremst das Geschäft
FRANKFURT (dpa-AFX) - Dicke Luft in der Solarbranche: Ein Engpass bei
Wechselrichtern, einem zentralen Element von Solaranlagen, verzögert die
Lieferungen an die Kunden. Und das gerade jetzt, da sich die Industrie
angesichts der bevorstehenden Förderkürzungen im Juli in Deutschland kaum vor
Bestellungen retten kann. Unternehmen wie Solarworld , Conergy
und Phoenix Solar müssen länger als versprochen auf die
Geräte warten, mit denen die Sonnenenergie von Gleich- in Wechselstrom
umgewandelt und so ins Netz eingespeist wird. Auswirkungen auf ihre Umsätze
befürchten die meisten aber noch nicht.
Marktführer für die heiß begehrten Wechselrichter ist das Kasseler
Unternehmen SMA Solar . Dessen Management schiebt die Schuld für den
Lieferengpass auf die Halbleiterindustrie. Die habe wegen der Wirtschaftskrise
ihre Produktionskapazitäten reduziert und komme nun nicht nach, die steigende
Nachfrage auch aus anderen Branchen zu bedienen. SMA selbst hat seine
Produktionskapazitäten in diesem kurzfristig verdoppelt, kann diese nun aber
selbst nicht auslasten.
Sorgen bereitet der Engpass auch den Käufern von Solaranlagen. Sie müssen
ihre Module unbedingt noch in diesem Monat ans Netz bringen, um sich die alten
Förderkonditionen zu sichern. Für später installierte Anlagen soll es weniger
Einspeisevergütung geben. Daher ist der Zeitdruck enorm. Das
Bundesumweltministerium beruhigt aber: Im Gesetz heiße es, die Solaranlage müsse
bis zum Stichtag anschlussbereit sein, dazu gehöre aber nicht zwingend der
Wechselrichter.
Bereits im Mai hatte SMA auf den Engpass hingewiesen, nun hat sich die
Situation verschärft. Sogar fest zugesagte Lieferungen kann das Unternehmen
nicht immer erfüllen. Wann es besser wird, ist noch unklar. Bei Fragen verweist
SMA auf seine Homepage. 'Einschätzungen der Halbleiterindustrie gehen von einer
schrittweisen Entspannung der Lage im dritten oder vierten Quartal 2010 aus',
heißt es dort. Dennoch gelten die Nordhessen als große Profiteure von der
Knappheit. Ihre operative Gewinnmarge, im ersten Quartal bereits bei 27,2
Prozent, dürfte weiter steigen.
In der Branche zieht SMA derweil zunehmend Ärger auf sich. Viele
Solarunternehmen fürchten um ihren Ruf, die Kunden zuverlässig zu beliefern.
'Schon seit Monaten werden wir vertröstet, und ständig kürzt SMA zugesagte
Mengen', schimpft ein Branchenvertreter. Der Markt ist quasi leer gefegt,
einzelne Wechselrichter werden im Internet versteigert.
Das Photovoltaikunternehmen IBC Solar aus dem fränkischen Bad
Staffelstein geht zum Beispiel davon aus, in diesem Jahr nur 70 Prozent der
geplanten und bestellten Menge an Wechselrichtern zu bekommen. 'Für unser
Geschäft bedeutet das, dass wir unsere Umsätze nicht wie geplant ausbauen können
und bestehende Geschäftsverbindungen teilweise gefährdet sind', sagt
Vorstandsmitglied Norbert Hahn. Auch Solarworld hält die Lage auf dem
Wechselrichter-Markt für 'höchst bedauerlich'. Das Unternehmen hofft, dass sich
die Situation im zweiten Halbjahr normalisiert. 'Für die Zukunft hoffen wir,
dass die Hersteller ihre Liefersituation besser in den Griff bekommen', sagt ein Sprecher.
Die traumhafte Situation für SMA, alle Wechselrichter aus der
Hand gerissen zu bekommen, könnte früher zu Ende sein als dem Unternehmen lieb
ist. Denn Engpässe sind in der von Subventionen geprägten Solarbranche nichts
Neues. Lange war Silizium knapp, später Zellen und Module. Stets rief die
Aussicht auf hohe Renditen neue Spieler vor allem in Asien auf den Plan. Mit
immensem Kapitaleinsatz fuhren sie eigene Produktionen hoch. Die Folge war ein
Überangebot und damit einbrechende Preise.
Das könnte nun auch SMA drohen. Denn längst haben Unternehmen vor
allem in Taiwan begonnen, in Wechselrichter zu investieren. Noch fehlt ihnen
allerdings das Know-how. Den Experten vom Großhändler Phoenix Solar
zufolge könnte es ein bis zwei Jahren dauern, bis neue Anbieter auf den Markt
kommen. Andere Experten halten es aber auch für möglich, dass Unternehmen die
Wechselrichter-Technologie durch Zukäufe erschließen könnten. Als mögliche
Kandidaten gelten etwa die deutschen Solarunternehmen Conergy und Sunways
sein, die kleine Wechselrichtersparten betreiben./nmu/nl/she
--- Von Nadine Murphy und Erik Nebel, dpa-AFX ---
FRANKFURT (dpa-AFX) - Dicke Luft in der Solarbranche: Ein Engpass bei
Wechselrichtern, einem zentralen Element von Solaranlagen, verzögert die
Lieferungen an die Kunden. Und das gerade jetzt, da sich die Industrie
angesichts der bevorstehenden Förderkürzungen im Juli in Deutschland kaum vor
Bestellungen retten kann. Unternehmen wie Solarworld , Conergy
und Phoenix Solar müssen länger als versprochen auf die
Geräte warten, mit denen die Sonnenenergie von Gleich- in Wechselstrom
umgewandelt und so ins Netz eingespeist wird. Auswirkungen auf ihre Umsätze
befürchten die meisten aber noch nicht.
Marktführer für die heiß begehrten Wechselrichter ist das Kasseler
Unternehmen SMA Solar . Dessen Management schiebt die Schuld für den
Lieferengpass auf die Halbleiterindustrie. Die habe wegen der Wirtschaftskrise
ihre Produktionskapazitäten reduziert und komme nun nicht nach, die steigende
Nachfrage auch aus anderen Branchen zu bedienen. SMA selbst hat seine
Produktionskapazitäten in diesem kurzfristig verdoppelt, kann diese nun aber
selbst nicht auslasten.
Sorgen bereitet der Engpass auch den Käufern von Solaranlagen. Sie müssen
ihre Module unbedingt noch in diesem Monat ans Netz bringen, um sich die alten
Förderkonditionen zu sichern. Für später installierte Anlagen soll es weniger
Einspeisevergütung geben. Daher ist der Zeitdruck enorm. Das
Bundesumweltministerium beruhigt aber: Im Gesetz heiße es, die Solaranlage müsse
bis zum Stichtag anschlussbereit sein, dazu gehöre aber nicht zwingend der
Wechselrichter.
Bereits im Mai hatte SMA auf den Engpass hingewiesen, nun hat sich die
Situation verschärft. Sogar fest zugesagte Lieferungen kann das Unternehmen
nicht immer erfüllen. Wann es besser wird, ist noch unklar. Bei Fragen verweist
SMA auf seine Homepage. 'Einschätzungen der Halbleiterindustrie gehen von einer
schrittweisen Entspannung der Lage im dritten oder vierten Quartal 2010 aus',
heißt es dort. Dennoch gelten die Nordhessen als große Profiteure von der
Knappheit. Ihre operative Gewinnmarge, im ersten Quartal bereits bei 27,2
Prozent, dürfte weiter steigen.
In der Branche zieht SMA derweil zunehmend Ärger auf sich. Viele
Solarunternehmen fürchten um ihren Ruf, die Kunden zuverlässig zu beliefern.
'Schon seit Monaten werden wir vertröstet, und ständig kürzt SMA zugesagte
Mengen', schimpft ein Branchenvertreter. Der Markt ist quasi leer gefegt,
einzelne Wechselrichter werden im Internet versteigert.
Das Photovoltaikunternehmen IBC Solar aus dem fränkischen Bad
Staffelstein geht zum Beispiel davon aus, in diesem Jahr nur 70 Prozent der
geplanten und bestellten Menge an Wechselrichtern zu bekommen. 'Für unser
Geschäft bedeutet das, dass wir unsere Umsätze nicht wie geplant ausbauen können
und bestehende Geschäftsverbindungen teilweise gefährdet sind', sagt
Vorstandsmitglied Norbert Hahn. Auch Solarworld hält die Lage auf dem
Wechselrichter-Markt für 'höchst bedauerlich'. Das Unternehmen hofft, dass sich
die Situation im zweiten Halbjahr normalisiert. 'Für die Zukunft hoffen wir,
dass die Hersteller ihre Liefersituation besser in den Griff bekommen', sagt ein Sprecher.
Die traumhafte Situation für SMA, alle Wechselrichter aus der
Hand gerissen zu bekommen, könnte früher zu Ende sein als dem Unternehmen lieb
ist. Denn Engpässe sind in der von Subventionen geprägten Solarbranche nichts
Neues. Lange war Silizium knapp, später Zellen und Module. Stets rief die
Aussicht auf hohe Renditen neue Spieler vor allem in Asien auf den Plan. Mit
immensem Kapitaleinsatz fuhren sie eigene Produktionen hoch. Die Folge war ein
Überangebot und damit einbrechende Preise.
Das könnte nun auch SMA drohen. Denn längst haben Unternehmen vor
allem in Taiwan begonnen, in Wechselrichter zu investieren. Noch fehlt ihnen
allerdings das Know-how. Den Experten vom Großhändler Phoenix Solar
zufolge könnte es ein bis zwei Jahren dauern, bis neue Anbieter auf den Markt
kommen. Andere Experten halten es aber auch für möglich, dass Unternehmen die
Wechselrichter-Technologie durch Zukäufe erschließen könnten. Als mögliche
Kandidaten gelten etwa die deutschen Solarunternehmen Conergy und Sunways
sein, die kleine Wechselrichtersparten betreiben./nmu/nl/she
--- Von Nadine Murphy und Erik Nebel, dpa-AFX ---