... über 100 Jahre funktionierenden Rentenversicherung die Bürger in den Kapitalmarkt und in Aktien locken.
"Es ging nur darum, dass Aktien wie Versicherungen gesehen werden: wichtige Vorsorge des Einzelnen für Ernstfälle, staatlich gefördert."
Nur sehe ich das ebenfalls als Teil der Umverteilung von unten nach oben: Riesterrente (Sponsoring von Versicherungen), Aktien (Sponsoring von Banken und Unternehmen), mehr Eigenverantwortung = Hire and Fire und Hartz IV.
Man kann das schwer voneinander trennen.
Ich glaube, dass AGs ja ganz nett sind, aber am Ende bedeutet das nur, dass das mühsam verdiente Geld von Arbeitnehmern den Unternehmen und Reichen zuarbeiten soll, indem man den Anschein erweckt, sie wären 'Eigner' und würden dadurch ihre Altersvorsorge aufbessern können.
Wieviele Crashs hast Du bisher bewusst mitgemacht? Ich alle seit 1985, mal mehr, mal weniger investiert.
Wenn Du bei mir darauf geachtet hast, habe ich weder links noch rechts als Schlagworte verwender, sondern einfach das geschrieben, was mir mein logischer Menschenverstand sagt - und mit den Informationen, die mir vorliegen:
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer mehr auf, es führt zu Verwefungen und Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft, die meisten Reichen sind reich durch Erbschaften, die meisten Armen sind arm, weil die Löhne nicht zum überleben reichen - und durch die ungerechte Besteuerung wird das noch zementiert.
Da tauchte weder Klassenkampf noch Kapitalismus als Theorie auf. Das ist m.E. einfach der Ist-Zustand. Und wem das nicht gefällt, der muss eben überlegen, wo man ansetzen kann.
Mein Ansatz ist es, dass die Besteuerung gerechter wird. Und dass das Prinzip "Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen" zu den Akten gelegt, und gegen ein System ausgetauscht wird, in dem sich Arbeit und Leistung stärker lohnt als 'Erbschaft' und pures Kapital.
Was ist also daran schlecht?
Die Bundesrepublick Deutschland war über 50 Jahrelang ein Erfolgsmodell, und dieses System wird seit zwanzig, fünfundzwanzig Jahren geschliffen und immer mehr gegen eines ausgetauscht, das dem Angelsächsischen ähnelt:
Universitäten Bachelor statt Diplom, Ingenieure werden auf Gehorsam und nicht auf Innovation gedrillt, Kinder auf Leistung (anstelle von Kreativität), Schule auf Durchmarsch (anstelle von Allgemeinbildung), Ausbilden will keiner mehr, aber 'fertige Fachkräfte' will jedes Unternehmen haben, Steuern werden von Unternehmen gemieden, aber Subventionen kreativ eingefordert, überall wird das kallte unsoziale Leistungsprinzip eingeführt, als ob es nicht 50 Jahre lang auch anders ging, und als ob es Deutschland als Staat UND den Bürgern nicht 50 Jahre mit dem gut ging, was vorher bestanden hat.
Solche Erfolgsgeschichten wie Sozial-, Renten- und Krankenversicherungen, die werden nun geschliffen und gegen so etwas ersetzt, was sich nur Teile der Gesellschaft (Private Vorsorge) und Reiche leisten können, zum Beispiel eine Zwei-Klassen-Medizin, die schon in zehn Jahren mit der Krankenversorgung in England wird konkurrieren müssen. Um die Krone der maximalen Ineffektivität:
Nur ein Beispiel, schon längst reist wer es sich leisten kann ins Ausland, um zeitnah wichtige Operationen zu erhalten. Wer es sich nicht leisten kann, muss bangen und stirbt dann eben früher. Interessiert keinen, sind arme Menschen.
www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/...der-krise-a-1187911.html
Diese ganze neoliberale Soße, die hier seit zwanzig, fünfundzwanzig Jahren über die Menschen ausgeschüttet wird, die macht die Gesellschaft kalt und ungerecht, und am Ende macht sie sie kaputt, und bereitet den Nährboden für radikale Gruppierungen.
Was aber passiert denn, wenn sich so eine bodenlose Schweinerei wie 2007 im Nachgang zu Lehmanns wiederholt?
Als Risiken und Verluste sozialisiert wurden, OBWOHL jahrelang Gewinne von den Eliten und Reichen abgesaugt wurden? Hat Oma Müller die Subprime Krise angeleiert? Oder Kleinsparer? Oder die normalen Bürger, die einfach ihrer Arbeit nachgegangen sind?
Oder waren es diejenigen, denen Du, so interpretiere ich das, die Verantwortung über das hat verdiente Geld in die Hand drücken möchtest?
Die Lösung für die Altersvorsorge hatte 100 Jahre lang einen Namen, und die hieß Rentenversicherung. Die war (und ist) sicher. Und sie hat nur deswegen ein Image Problem, weil Versicherungen und Banken diesen Schatz heben wollen, und das Geld des Bürgers verlangen, und miese Politiker darauf hinarbeiten.
Was passiert denn mit einer AG, wenn das Management diese gegen die Wand fährt? Das Geld ist weg, die Manager haben von nix gewusst, und der Schaden, den haben die kleinen Anleger.
Man macht funktionierende Systeme kaputt, weil das angelsächsische System exportiert wird. Auf allen Ebenen.
Und nein: ich denke, dass Hartz IV jeden erwischen kann, ob er nun sein Leben eigenverantwortlich gearbeitet hat, oder nicht, zweimal falsch abgebogen, oder zweimal Pech gehabt (Ehe, Job, Krankheit), und das war's. Und zwar für jeden bis zu den mittleren Einkommen.
Man sollte sich nicht zu sicher wähnen, es kann sehr schnell gehen.
"Nach dem Scheitern sozialistischer Systeme auf breiter Front, einschließlich China, sollte ein System von Abermillionen von Kleinkapitalisten die systemimmanente Idee der Aktiengesellschaft aufgreifen und so Risiken, Gewinne und Verluste auf ganz viele Schultern verteilen. Das schafft Gleichheit, Gerechtigkeit, Verantwortung und Einsatz, statt Leckmich, Faulheit und Desinteresse."
Mir ist das Thema links oder rechts erst einmal egal. Ich denke, ich sehe wo die Probleme liegen, und ich denke, dass es kein Fehler ist, wenn man den Bürgern mit unterem und mittlerem Einkommen mehr gibt, weil sie sind diejenigen, die die Wirtschaft am Leben erhalten. Nicht die 5% Reichen.