Eine Option ist eine Vereinbarung zwischen zwei Geschäftspartnern zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen festgelegten Basispreis Aktien zu kaufen/verkaufen.
Der Optionsanbieter ist der Emittent - er kann Aktien haben oder auch nicht, muss aber wenn die Option ausgeübt wird, diese liefern. Der Käufer der Option erwirbt das Recht die Option am Stichtag zum bestimmten Preis auszuüben und die Aktie z.B. bei einer Call Option zu erwerben, was er nur machen würde, wenn der Aktienkurs höher ist als der Basispreis (plus Aufgeld).
Anbieter und Käufer wetten also gegeneinander, und haben entgegengesetzte Interessen.
Auf der Nasdaq Option Chain Seite siehst Du zu welchem Basispreis der Apple Aktie wie viele Optionen gelistet sind - das jeweilige Volumen und den jeweiligen Preis, beides jeweils für Calls (erwarten steigenden Kurs) und Puts (erwarten fallenden Kurs). Die Darstellung ist je Verfallstermin geordnet.
Normalerweise sollte das größte Volumen sich um den aktuellen Kurs herum tummeln, da ja Optionen klassisch gesehen der Absicherung gegen starke Kursänderungen dienen.
Bsp: Kurs Apple $125. Hat man Sorge, dass die Aktie auf $115 fällt, muss man sich überlegen wie viel Geld man sich die Absicherung kosten lassen will, und kauft die gewünschte Put Option mit einem Basispreis, einer Laufzeit und in der entsprechenden Stückzahl.
Der Einfachheit halber 'kaufe' ich mal Puts zum Basispreis von $125 (an der Schwelle zum 'im Geld') und lasse sie $2 Aufgeld) kosten. Die Stückzahl entsprechend angepasst und die Put Option im Depot schaue ich was passiert.
Nun fällt der Kurs tatsächlich sogar auf $110, und ich beschließe die Optionen zu verkaufen - und die abgesicherten Aktien.
Das bedeutet, dass ich je Aktie $15 Kursnachlass realisiere, aber auf der anderen Seite ist meine Put Option eben mittlerweile $15 wert, und wenn die Laufzeit noch recht lang ist, kriege ich als Aufgeld eventuellnoch was heraus.
Als Ergebnis habe ich meinen Kurs von $125 abgesichert, und trotz Kursverfall auf $110 habe ich höchstens das Aufgeld verloren.
Das klingt einfach, ist aber i.d.R. nicht billig (Stückzahl muss passen, was das absichern teuer macht, Stop Loss evtl bessere/preiswertere Alternative) und wird aber kompliziert, weil man ja keine Apple Aktien haben muss, und dennoch Calls und Puts kaufen/verkaufen kann.
Zurück zur Nasdaq Option Chain: da siehst Du zu welchem Verfallstag welches Volumen für die einzelnen Basispreise gelistet ist, und wieviel die jeweilige Option kostet. Jeweils für Calls und Puts. Open Interest zeigt grob gesagt die Nachfrage an den entsprechenden Optionen.
Wie erwähnt, sollte der Großteil der Optionen normalerweise nahe des aktuellen Aktienkurses liegen - Absicherung. Wer mit Optionen ohne Aktien zu besitzen spekuliert, der kann je nach Überzeugung, Einsatz und Laufzeit Optionen kaufen, die im Geld sind (im Beispiel oben z.B. Put mit Basispreis $128, ca. $3), knapp davor $123) oder noch weit entfernt ($118) kaufen und hoffen, dass der Kurs deutlich darunter fällt.
Wenn sich nun der Verfallstag nährt (z.B. morgen zum Handelsschluss), wird es interessant.
Dann freuen sich die Verkäufer / Emittenten der Calls / Puts über alle Calls/Puts, die nicht (!) im Geld sind. Diese werden i.d.R. nicht ausgeübt, und verfallen - der Emittent kann das Aufgeld behalten und muss die Aktie nicht liefern. Der Käufer der Option verliert seinen Einsatz - das Aufgeld - zu 100% Verlust.
(Letzteres ist wichtig: bei VW sind einige verarmt, weil sie die Aktien nie hatten und liefern mussten, es aber kaum Aktien gab, und der Aktienkurs explodierte - sie mussten den extremen Preis bezahlen um zu liefern ('squeeze'). Wenn man die Aktien besitzt, ist das Risiko entsprechend gering, wenn nicht, kann es wie bei VW extrem teuer werden. Dieses Risiko hat der Käufer der Calls/Puts nicht. Er übt die Option worst case nicht aus und verliert den Einsatz für das Aufgeld.)
Ist die Option aber im Geld, so macht er schnell mit geringem Einsatz hohe Gewinne, teils mehrere Hundert Prozent. Im Beispiel oben hätte er $2 bezahlt, aber für $15 verkauft.
Und nun lässt Jumbo Wasser - meine Aussage von vorhin, dass bei einem unveränderten $125 Kurs von Apple 'Put Option Käufer bluten müssen'.
Wenn Du Dir die heutige Verteilung der Calls und Puts anschaust, so siehst Du, dass deutlich mehr Puts als Calls gelistet sind (Erwartung Apple fällt) und (!) dass die höchsten Volumina (>80% des gesamten Volumens) bei Puts deutlich unter $125 liegen. Die Zahl der bei $125 im Geld liegenden Puts (Basispreis >$125) ist eher gering.
Bleibt das so, freut sich der Großteil der Put Emittenten - ihre Spekulation ist aufgegangen, und sie müssen die Aktien nicht liefern (ob in Besitz oder nicht).
Richtig praktisch wird es, wenn - wie aktuell der Fall - zeitgleich auch das größte Volumen (>80%) bei Calls bei Basispreisen oberhalb von $125 liegt. Auch diese würden i.d.R. verfallen - die Call Emittenten freuen sich.
Und tatsächlich: bei Calls sind ebenfalls niedrige Volumina unterhalb und hohe Volumina oberhalb $125 zu verzeichnen, so dass alle Call Optionen mit einem Basispreis oberhalb $125 morgen Abend nicht ausgeübt und verfallen würden.
Sollte der Apple Kurs also morgen Abend zum Handelsschluss der Nasdaq bei $125 stehen, freuen sich Call UND Put Emittenten, und je nach Verteilung des Volumens ober-/unterhalb von $125 kann es passieren, dass >80% der Optionen *verfallen*. Ist das nicht schön?
Und wie von Zauberhand ist der Kurs in den letzten Tagen trotz Zwischenspurt am 01. Mai nach $125,15 am 30.04. nun wieder bei $125 angelangt - und hält sich auffällig in der Nähe von $125.
Ich finde das 'interessant'. :-]
(Anm.: Seit zwei Jahren gibt es immer wieder solche Situationen, in denen die größten Call / Put Volumina weiter vom Basiskurs entfernt liegen, mitunter bereits sehr weit im Geld, und wie von Zauberhand wandert zum Verfallstag hin der Kurs in den Bereich, in dem die meisten Optionen verfallen. Der Apple Kurs steigt oder fällt dann stark auch ohne irgendwelche Nachrichten, teils deutlich entgegen der jeweiligen Marktsituation.
Das passiert mit Vorliebe dann, wenn sehr große Volumina gelistet sind, und in der Nähe von Apple Events und Quartalsergebnissen. Warum? Vielleicht weil die Nervosität da bereits hoch ist, und kleine 'Nachrichten' schnell den Aktienkurs in die gewünschte Richtung wandern lassen. Weil der Kurs deswegen einfacher zu steuern ist, mit geringerem Risiko?
Ich wurde oft dafür gescholten, dass ich eine auffällige Korrelation zwischen Verfallsterminen mit großen Volumina bei Optionen und einem mitunter unverständlichen, über Tage suspekt verlaufenden Apple Kurs zur Diskussion stelle.
Ja: das kann Unsinn sein, aber es erklärt recht gut, warum sich der Kurs manchmal wider allen Regeln in eine Bestimmte Preisregion bewegt - und dann teils ein bis zwei Tage wie festgenagelt wird. Und am folgenden Montag - sofern in der Folgewoche keine hohen Volumina bei Optionen lauern - erholt sich der Kurs, ohne irgendwelche auffälligen Nachrichten.
Na ja: vielleicht bilde ich mir das alles ein, aber es würde - mal wieder - den aktuellen Apple Kursverlauf erklären: bei $125 werden die meisten Call und Put Optionen genullt, und deswegen wurde er seit der Quartalsergebnissen in diese Region gedrückt und wird nun aktuell in der Nähe von $125 gehalten. Einen auffälligen Kursverlauf gab es bereits zum Monatsende am 30.04. - ebenfalls $125.
Ok: und weil diesmal deutlich mehr Volumen in Puts steckt, lässt man diese eben stärker bluten. Stand jetzt würden >80% der der Call und Put Käufer morgen leer ausgehen.)
Ich hoffe, dass es nicht allzu verwirrend war? Falls ja: mea culpa. :-]