(aus Smart Investor 1/2014 übernommen; Liebe Moderation, bitte nicht kürzen, da der Link nicht mehr frei verfügbar ist, sondern ins Bezahlarchiv verschoben wurde)
"-------------------------------------------------- ...
Die Fed – wie kam es dazu?
Blenden wir zurück: Anlass für die Gründung der Fed ist nach offizieller Lesart die Finanzpanik des Jahres 1907 und die anschließende Instabilität des Bankensystems. Wir nennen dies deshalb einen „Anlass“, weil die Auseinandersetzung über die Grundsatzfrage, ob die USA eine Zentralbank benötigen, sehr viel älter ist: Die Fed hatte nämlich schon mehrere "Vorgänger". Bereits 1790 wurde die First National Bank of the United Staates gegründet, deren Mandat aber von der Regierung Madison im Jahre 1811 nicht verlängert wurde. Madison war ein enger Vertrauter des legendären dritten Präsidenten der USA, Thomas Jefferson, der ein leidenschaftlicher Gegner des Zentralbankwesens war. Diese Gegnerschaft zieht sich bis zum republikanischen Vordenker Ron Paul durch die Geschichte. Auch wenn die Fed heute in ihrer Imagebroschüre „Purposes & Functions“ („Aufgaben und Funktionen“) stolz verkündet, dass die meisten „entwickelten Länder“ heute über Zentralbanken verfügen, die dem Modell der Fed sehr ähnlich sind, ist eine solche Zentralbank natürlich nicht gottgegeben, sondern das Ergebnis politischer und höchst irdischer Entscheidungsprozesse.
"Money Trust“ und Pujo-Komitee
G. Edward Griffin zeichnet in seinem sehr empfehlenswerten Werk „Die Kreatur von Jekyll Island“ in aller Ausführlichkeit nach, was zwischen der Bankenpanik des Jahres 1907 und der Inkraftsetzung des Federal Reserve Acts im Jahre 1913 geschah. Die zentrale Periode sind einige Tage im November 1910 auf der idyllischen Insel Jekyll Island, denn dort ging der republikanische Parteivorsitzende, Senator Nelson W. Aldrich, mit sechs äußerst illustren Herren unter strengster Geheimhaltung in Klausur und gebar letztlich jene „Kreatur“, deren 100sten Geburtstag wir heute „feiern“. Aldrich saß zugleich der National Monetary Commission vor – jener Einrichtung, die der Kongress in der Folge des Zusammenbruchs des Jahres 1907 gründete, um das US-Bankwesen zu reformieren. Das amerikanische Volk war nicht nur von den Bankpleiten jener Jahre beunruhigt, es sorgte sich auch über die zunehmende Machtkonzentration in den Händen einiger weniger. In den Zeitungen wurde für diese Gruppe einflussreicher Banker der Begriff „Money Trust“ geprägt und nicht wenige Politiker verdankten ihre Wahl dem Versprechen, den eisernen Griff dieser Gruppe auf die Wirtschaft zu lockern – darunter übrigens auch der eingangs erwähnte Woodrow Wilson. Im Jahr 1912 richtete der US-Senat sogar einen eigenen Ausschuss ein, „um eine wettbewerbswidrige Verschwörung unter einigen der mächtigsten Finanzinteressen der Nation aufzudecken“– der nach dessen Vorsitzendem Arsène Pujo als Pujo-Komitee bekannt wurde. Im Abschlussbericht wurden namentlich Paul Warburg, Jacob Schiff, Felix Warburg, Frank Peabody, William Rockefeller, Benjamin Strong, aber auch das Bankhaus J. P. Morgan selbst genannt, das alleine 112 Unternehmen mit einer Kapitalisierung von rund 22 Mrd. USD (heutiger Wert: mehr als 500 Mrd. USD) kontrollierte.
„Selbstregulierung“
Blenden wir noch einmal zurück in den November des Jahres 1910: Wer waren die sechs „illustren Herren“, mit denen sich Senator Aldrich im Gästehaus von J. P. Morgan (!) auf Jekyll Island traf, um die wesentlichen Eckpunkte der künftigen amerikanischen Finanzverfassung festzuzurren, die in leicht abgeänderter Version als Federal Reserve Act zur Gründung der Fed führten? Es waren Abraham Piatt Andres, Ministerialdirektor der US-Treasury, Frank A. Vanderlip, Präsident der mächtigen National City Bank of New York (in Vertretung von William Rockefeller), Henry P. Davison (J. P. Morgan), Charles D. Norton (First National Bank of New York – Einflussbereich J. P. Morgan) und Benjamin Strong (Bankers Trust Company – Einflussbereich J. P. Morgan), der auch der erste Präsident der Federal Reserve Bank of New York werden sollte. Schließlich war Paul Warburg (Kuhn, Loeb & Company und Assoziation mit dem Bankhaus Rothschild) mit von der Partie, der zwei Jahre später genau wie Strong und Rockefeller im Pujo-Report namentlich erwähnt werden sollte. Aber selbst der Politiker Aldrich, Schwiegervater von John D. Rockefeller jr., vertrat zugleich gewichtige eigene Interessen, war er doch Gesellschafter von J. P. Morgan. Im Wesentlichen regulierte sich die amerikanische Bankenaristokratie, der „Money Trust“, mit dem Federal Reserve Act also selbst.
Tarnen und Täuschen
Die Geheimhaltung der verschworenen Siebenergruppe war also verständlich, denn auch Vanderlip machte - allerdings Jahre später – keinen Hehl daraus, dass dieses Gesetz nicht den Hauch einer Chance auf Verabschiedung gehabt hätte, wenn dessen Urheberschaft bekannt geworden wäre. Die Strategie des „Money Trusts“ war allerdings genial: Während man vordergründig gegen die Regulierung wetterte, riss man im Hintergrund das Gesetzgebungsverfahren an sich. Ein weiterer, noch wesentlich erschreckenderer Aspekt der Episode ist, dass die Repräsentanten der herrschenden Finanzhäuser lediglich nach außen als Konkurrenten auftraten, während sie hinter den verschlossenen Türen von Jekyll Island ein Kartell bildeten.
Koinzidenz oder Kausalität?
Rund um die Verabschiedung des Federal Reserve Acts kam es zu weiteren bedeutenden Ereignissen, die einen inneren Bezug zur Gründung des US-Zentralbanksystems gehabt haben dürften. Als ziemlich sicher darf der Zusammenhang mit der endgültigen Legalisierung der bundesweiten US-Einkommensteuer durch den 16. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten gelten. Als Folge wurde die Bundessteuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) im Jahr 1913 gegründet. Damit wurde jene Architektur installiert, die im Kern bis heute intakt ist: Nicht mehr der Staat selbst gibt Geld aus, sondern die Fed. Der Staat muss sich dieses Geld verzinslich leihen. Zur Begleichung der Zinsen erhebt er Steuern. Die „unabhängige“ Zentralbank ist damit vor allem auch ein gutes Geschäft. Die treibende Kraft hinter dem 16. Verfassungszusatz war übrigens unser alter Bekannter, Senator Aldrich. Wesentlich spekulativer ist der Zusammenhang mit dem Untergang der Titanic im Jahr 1912, bei dem drei der einflussreichsten Gegner eines Zentralbanksystems ums Leben kamen: John Jacob Astor IV, Benjamin Guggenheim und Isador Strauss. J. P. Morgan selbst soll erst kurz vor dem Ablegen des Schiffes von der Reise zurückgetreten sein. Von den Jekyll-Island-Teilnehmern und Fed-Befürwortern war niemand an Bord.
...
Wem gehört die Fed?
Seit vielen Jahren wird hitzig diskutiert, ob die Fed nicht eine rein private Institution sei. Tatsächlich steht das Fed-System im Eigentum der Mitgliedsbanken, und die sind privat. Aber: Diese Mitgliedsbanken können aus ihrem Eigentum nicht die üblichen Rechte wahrnehmen. So werden etwa die sieben Fed-Gouverneure, die die Politik bestimmen, vom US-Präsidenten nach Anhörung durch den Senat ernannt. Auch gewähren die Anteile der Mitgliedsbanken keine Mitspracherechte bei der Fed-Politik....
--------------------------------------------------"
Aber die Schlussfolgerung muss erlaubt sein, wenn die Fed den Mitgliedsbanken gehört, schuldet Amerika diesen mindestens die Hälfte aller seiner Schulden, also über 10 Billionen. Und das, obwohl diese bedauerlichen Banken nicht mitbestimmen dürfen...