Der Hauptsitz von Siemens in München.
Mittwoch, 27.09.2017 11:25 von | Aufrufe: 6499

Zug-Fusion von Siemens und Alstom: Ein neuer Bahnriese entsteht

Der Hauptsitz von Siemens in München. - © istock.com / servickuz

Siemens bringt seine Bahntechnik-Sparte in den französischen Rivalen Alstom ein. Damit wollen die beiden Konzerne vor allem dem chinesischen Branchengiganten CRRC Paroli bieten. Beide Unternehmen hätten eine entsprechende Absichtserklärung über die Zusammenlegung des Mobilitätsgeschäfts, einschließlich der Sparte Bahnantriebe von Siemens, unterzeichnet. Es soll sich bei der Zusammenlegung um eine Fusion unter Gleichen handeln, wie Siemens am Dienstagabend in München mitteilte. Bei Anlegern kam die Nachricht offenbar gut an. Die Aktie des Dax-Konzerns konnte im frühen Handel am Mittwoch zulegen.

Synergien von 470 Millionen Euro

Das neue Unternehmen solle einen Auftragsbestand von 61,2 Milliarden Euro haben, einen Umsatz von 15,3 Milliarden Euro erwirtschaften und einen bereinigten operativen Gewinn in Höhe von 1,2 Milliarden aufweisen. 50 Prozent der Aktien werde Siemens an dem neuen Unternehmen halten, teilte der Dax-Konzern weiter mit. Siemens und Alstom rechnen mit jährlichen Synergien von 470 Millionen Euro, spätestens vier Jahre nach dem Zusammenschluss. Der neue Konzern solle im Großraum Paris sitzen und von Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge geführt werden und auch weiterhin in Frankreich notiert sein. Berlin solle dagegen der zentrale Firmensitz der Mobilitätslösungen werden. Insgesamt werde das neue Unternehmen 62.300 Beschäftigte in mehr als 60 Ländern zählen. Auf mögliche Konsequenzen für die bestehenden Arbeitsplätze ging Siemens in seiner Mitteilung nicht näher ein, allerdings habe Siemens-Chef Joe Kaeser der Nachrichtenagentur Reuters zufolge bereits im Vorfeld gesagt, dass ein Zusammenschluss im Bahngeschäft kaum einen Arbeitsplatzabbau zur Folge hätte. Alstom ist an der Börse derzeit sieben Milliarden Euro wert, wolle allerdings unmittelbar vor der Fusion noch bis zu 1,8 Milliarden Euro an seine bisherigen Aktionäre ausschütten. Rund 2,5 Milliarden Euro stehen dem französischen Unternehmen auch noch aus dem Verkauf der restlichen Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen mit General Electric zu. Die Geschäftsaktivitäten der beiden Unternehmen würden sich nach Angaben von Siemens weitgehend ergänzen. Das neue Unternehmen werde ein erweitertes und breiter gefächertes Produkt- und Lösungsspektrum anbieten. Zudem würde die globale Präsenz den Zugang zu Wachstumsmärkten im Nahen und Mittleren Osten, Afrika, Indien, Mittel- und Südamerika sowie in China, den USA und Russland ermöglichen.

Unterstützung von französischer Regierung

Die französische Regierung unterstütze Siemens zufolge die Fusion unter bestimmten Voraussetzungen, wie beispielsweise einer Stillhalteverpflichtung in Höhe von 50,5 Prozent am Grundkapital von Alstom über einen Zeitraum von vier Jahren nach dem Zusammenschluss. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire erklärte Reuters zufolge, dass die Regierung die Fusion unterstütze, weil sie die europäische Industrie stärken wolle. Siemens und Alstom werden die Rückendeckung in der Politik brauchen, da die Fusion mit großer Wahrscheinlichkeit von den EU-Wettbewerbshütern unter die Lupe genommen werden dürfte. „Dieser deutsch-französische Zusammenschluss unter Gleichen sendet in vielerlei Hinsicht ein starkes Signal. Wir setzen die europäische Idee in die Tat um und schaffen gemeinsam mit unseren Freunden bei Alstom auf lange Sicht einen neuen europäischen Champion der Eisenbahnindustrie.“, sagte Siemens-Chef Kaeser. „Der Weltmarkt hat sich in den vergangenen Jahren erheblich gewandelt. Ein marktbeherrschender Akteur in Asien hat die globale Marktdynamik verändert. Gleichzeitig wird die Digitalisierung die Zukunft der Mobilität prägen. Gemeinsam können wir ein breiteres Angebotsspektrum anbieten und diese Transformation für unsere Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre auf verantwortungsvolle und nachhaltige Weise vorantreiben", ergänzte er.

Reaktion auf Wettbewerbsdruck in der Branche

Nachdem der Wettbewerbsdruck durch den Zusammenschluss der beiden größten chinesischen Zughersteller zum marktführenden Giganten CRRC massiv zugenommen hatte, war bereits absehbar, dass es zu mehr Bewegung in der Branche kommen wird. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen zum Zusammenschluss von Siemens und Alstom. Vor allem in Frankreich regt sich die Sorge um einen „Ausverkauf“ des französischen Hochgeschwindigkeitszuges und Markenzeichens TGV. Ein großer Verlierer der geplanten Fusion ist außerdem der kanadische Bahntechnik-Konzern Bombardier, mit dem Siemens zuvor ebenfalls über einen Zusammenschluss gesprochen hatte. In letzter Minute regten sich dann jedoch Zweifel an der finanziellen Stabilität der Kanadier.

Bei Anlegern kam die geplante deutsch-französische Fusion im frühen Handel am Mittwoch zunächst gut an. Die Aktie von Siemens notierte zuletzt mit 1,76 Prozent deutlich im Plus bei 118,60 Euro und auch für die Aktie von Alstom ging es aufwärts: Sie verzeichnete zuletzt ein Plus von 3,37 Prozent.


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