Die britische Finanzaufsicht hat einen Hauptschuldigen im Libor-Skandal ausgemacht: die Händler mit ihrer Zockermentalität. Ihre Einstellung habe die jahrelange Manipulation von Interbanken-Zinssätzen möglich gemacht.
Die britische Finanzaufsicht FSA macht eine Zockermentalität unter Händlern für die jahrelange Manipulation von Interbanken-Zinssätzen wir dem Libor verantwortlich. Das Verhalten im Handelsraum habe sich von der realen Welt abgekapselt, sagte FSA-Chef Adair Turner am Mittwoch bei einer Anhörung vor einem Parlamentsausschuss in London. Einige Händler hätten sich bei der Arbeit wie bei einem Computerspiel gefühlt und dabei gedacht: Warum soll ich nicht schummeln?"
Ein früheres Aufdecken der Vorfälle sei unmöglich gewesen, wehrte sich Turner gegen Vorwürfe, zu spät eingeschritten zu sein. Es sei einfacher, Missbräuche beim computergesteuerten Aktienhandel festzustellen als illegale Absprachen unter Händlern. Weder die FSA oder die US-Aufsicht CFTC noch andere Regulierer hätten die Möglichkeit gehabt, den Betrug zu erkennen. Auch eine intensivere Überwachung hätte nichts genützt. Eine Polizeitruppe kann gar nicht groß genug sein, um alle diese Probleme aufzudecken", so Turner. Hinweise von Insidern gehörten zu den wenigen Möglichkeiten, hinter solchen Machenschaften zu kommen.
Der Libor (London Interbank Offered Rate) soll anzeigen, zu welchen Sätzen sich Banken untereinander Geld leihen. Er fußt auf von außen kaum nachprüfbaren Angaben der Banken und ist Grundlage für billionenschwere Finanztransaktionen rund um den Globus. Insgesamt sollen ihn mehr als ein Dutzend Großbanken über Jahre manipuliert haben. Auch gegen die Deutsche Bank (Deutsche Bank Aktie) und große US-Institute wird ermittelt. Bislang wurden die Schweizer UBS und die beiden britischen Geldhäuser Barclays und Royal Bank of Scotland (Royal Bank of Scotland Aktie) deswegen zu hohen Geldbußen verdonnert. Die niederländische Rabobank rechnet auch mit einer Strafe.
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