EU-Politiker und Umweltschützer fordern eine Bezahlpflicht für Plastikbeutel. Doch ein Tüten-Soli würde nicht asiatische Billigproduzenten treffen, sondern deutsche Mittelständler.
Samstagnachmittag auf der Königsallee in Düsseldorf. Schultern und Handgelenke der Passanten sind schwer behängt. Ob Benetton, Gucci oder Louis Vuitton: Für jeden Strumpf gibt es ein eigenes Tütchen – es kostet ja nichts. Das soll sich bald ändern, geht es nach dem Willen von Politikern und Umweltschützern. Erst hat sich EU-Umweltkommissar Janez Potocnik für einen Plastikbeutel-Bann ausgesprochen, um die Umwelt zu schonen. Mitte April legte der Präsident des Bundesumweltamts, Jochen Flasbarth, nach und forderte, Tüten nicht mehr kostenlos abzugeben. Zwar wurde der Vorstoß von Bundesumweltminister Peter Altmaier abgelehnt. Die deutschen Plastiktütenproduzenten sind trotzdem alarmiert, denn in letzter Zeit häufen sich die Vorstöße.
Deutsche Hersteller? Plastiktüte – das klingt eher nach Massenproduktion aus Billiglohnländern denn nach deutscher Ingenieurkunst. Doch die Hersteller sitzen nicht nur in Vietnam, Polen und der Türkei, sondern in der deutschen Provinz: in Moorbach im Hunsrück, dem baden-württembergischen Walldürn oder Lindlar in Nordrhein-Westfalen.
Schnelle Lieferung
Bei der Rewe-Gruppe, die jedes Jahr rund 160 Millionen Tüten bezieht, stammen 90 Prozent von heimischen Herstellern. „Die Druckqualität ist höher, kurzfristige Anfragen können schnell bearbeitet werden“, sagt Bernhard Sprockamp vom Industrieverband Papier- und Folienverpackung.
Auch Metro, Karstadt und die Otto-Gruppe kaufen Tüten nicht nur in Übersee, sondern auch bei Ommer, einem Verpackungshersteller aus Lindlar. Für Geschäftsführer Herbert Pjede wäre die Bezahlpflicht eine Katastrophe – das Tüten-Geschäft macht 60 Prozent seines Umsatzes aus. „Die Abgabe würde den Verbrauch erheblich reduzieren“, befürchtet Pjede. Ommer gehört mit täglich rund zwei Millionen Plastiktüten zu den Großen.
Sorge der Tüten-Hersteller
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