Ehemaliger US-Präsident Donald Trump spricht mit Teilnehmern auf der von Turning Point Action veranstalteten
Dienstag, 13.03.2018 11:09 von | Aufrufe: 1963

Trump blockiert Qualcomm-Übernahme - Intel könnte profitieren

Ehemaliger US-Präsident Donald Trump spricht mit Teilnehmern auf der von Turning Point Action veranstalteten "Rally to Protect Our Elections" im Arizona Federal Theatre in Phoenix, Arizona. ©Gage Skidmore https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/

(neu: Hintergrund zu weiteren Fusionen in der Branche, Kursreaktionen)

WASHINGTON (dpa-AFX) - US-Präsident Donald Trump hat dem bisher teuersten Übernahmeversuch in der Technologie-Industrie einen Riegel vorgeschoben. Trump untersagte das über 140 Milliarden US-Dollar schwere Gebot des Chipkonzerns Broadcom aus Singapur für den US-Rivalen Qualcomm (Qualcomm Aktie) . Ein solcher Deal könne der nationalen Sicherheit der USA schaden, sagte Trump am Montag zur Begründung.

Profitieren könnte davon nun der US-Konzern Intel (Intel Aktie) , dem das "Wall Street Journal" zuletzt ein Interesse an Qualcomm nachgesagt hatte. Qualcomm konkurriert wiederum in einigen Bereichen mit dem deutschen Hersteller Infineon (Infineon Aktie) . Zudem versucht Qualcomm seit einiger Zeit, den europäischen Chipspezialisten NXP zu schlucken.

Die Intel-Aktien reagierten positiv auf die Nachrichten. Auf der Handelsplattform Tradegate gewannen sie am Dienstagvormittag rund ein Prozent an Wert. Der offizielle Handel an den US-Börsen startet erst um 14.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Für die Papiere von Infineon ging es im Xetra-Handel unterdessen leicht abwärts.

Qualcomm hatte sich vehement gegen den Übernahmeversuch durch Broadcom gewehrt - und das macht Trumps Vorstoß so ungewöhnlich: Üblicherweise griffen US-Präsidenten erst ein, wenn ein Übernahmegebot konkreter wurde - wie zum Beispiel beim geplanten Verkauf des deutschen Chipzulieferers Aixtron an ein chinesisches Unternehmen, der 2016 am Widerstand des damaligen US-Präsident Barack Obama scheiterte.

Widerstand aus Washington gegen die Übernahme von Qualcomm hatte sich bereits abgezeichnet: Vor einigen Tagen leitete die Behörde zur Überwachung von Auslandsinvestitionen eine Untersuchung ein und ließ den Konzern eine möglicherweise entscheidende Aktionärssitzung verschieben.

Broadcom ist dabei, den Unternehmenssitz von Singapur in die USA zu verlegen. Dies sollte die feindliche Übernahme vereinfachen. Trumps Anordnung ist jedoch eher so formuliert, dass Broadcom auch danach der Kauf von Qualcomm untersagt bliebe. Zunächst gab es keine Angaben dazu, ob Broadcom Trumps Verbot vor Gericht anfechten könnte. Das Unternehmen erklärte lediglich, man werde die Anordnung prüfen und sei überhaupt nicht einverstanden mit der Ansicht, dass der Zukauf die nationale Sicherheit gefährden könne.

Qualcomm produziert Funkchips, die in sehr vielen Telefonen für die Verbindung sorgen, sowie auch die Haupt-Prozessoren diverser Smartphones mit dem Google -Betriebssystem Android. Außerdem arbeitet das Unternehmen im Auftrag von US-Behörden - was als Begründung für die Sorgen um die nationale Sicherheit dienen kann.

Broadcom hatte zuletzt zugesichert, keine sicherheitsrelevanten Teile von Qualcomm an ausländische Unternehmen zu verkaufen. Zudem stellte das Unternehmen eine Investition von 1,5 Milliarden Dollar (Dollarkurs) in den USA in Aussicht. Das reichte jedoch nicht, um die US-Behörden umzustimmen. Laut Medienberichten sehen sie Verbindungen von Broadcom-Tochterfirmen nach China und sind besorgt darüber.


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Zuletzt zeichnete sich ab, dass es den USA bei dem Deal auch um die Mobilfunk-Zukunft mit der nächsten superschnellen Datenfunk-Generation 5G gehen könnte. Qualcomm ist ein führender Entwickler der Technologie in Amerika und im Westen insgesamt. Broadcom hatte bereits signalisiert, dass die Firma nicht besonders an der Fortführung von Qualcomms 5G-Geschäft interessiert sei.

Die Sorge in Washington ist, dass mit einer Schwächung dieser Forschung chinesische Player wie der Netzwerkausrüster und Smartphone-Anbieter Huawei die Oberhand bei 5G bekommen könnten. Besonders dem US-Militär und Sicherheitsbehörden ist nicht wohl bei der Aussicht, möglicherweise künftig auf Netzwerktechnik aus China angewiesen zu sein. Huawei wird in den USA gerade als Sicherheitsrisiko angesehen, während das Unternehmen jegliche Verstrickungen mit chinesischen Geheimdiensten zurückweist.

Broadcom hatte für Qualcomm in der Spitze 121 Milliarden Dollar geboten, zuzüglich der Übernahme von Schulden in Höhe von 25 Milliarden Dollar. Dann wurde die Bewertung um vier Milliarden Dollar gekürzt, nachdem Qualcomm seinerseits das eigene Übernahmeangebot für den europäischen Chipspezialisten NXP hochschraubte. NXP ist stark im Bereich NFC-Funkchips, wie sie in Zugangs- oder Bankkarten verwendet werden, sowie bei Technik für vernetzte Autos.

In Europa war die Politik nach Angaben aus Branchenkreisen nicht besonders glücklich über die Aussicht, dass NXP als künftiger Teil von Qualcomm mit an Broadcom fallen könnte. Broadcom-Chef Hock Tan hatte mehrfach betont, dass er keinen Wert in NXP sehe. Deshalb wurde befürchtet, NXP als ein wichtiger Lieferant von Chips für sicherheitsrelevante Anwendungen könne danach zum Verkauf stehen und in unwillkommene Hände geraten.

In der Chipbranche rollt seit einiger Zeit eine Übernahmewelle. Zuletzt gab der US-Halbleiterhersteller Microchip Technology bekannt, für 8,35 Milliarden US-Dollar seinen Rivalen Microsemi übernehmen zu wollen. Microchip stellt Chips her, die in Autos und Computern zum Einsatz kommen. Microsemi hat sich auf besonders robuste Chips spezialisiert, die auch in rauer Umgebung durchhalten - etwa in Flugzeugen und Rüstungsgütern.

Auch das heutige Unternehmen Broadcom ist bereits das Produkt einer Serie von Übernahmen: Der Netzwerk-Spezialist Avago aus Singapur hatte die Chipfirma Broadcom gekauft und deren Namen übernommen. Der Umzug des Firmensitzes in die USA soll Anfang April abgeschlossen werden. Gemäß Trumps Anordnung soll die zunächst auf Anfang April verschobene Hauptversammlung von Qualcomm nun bereits in zehn Tagen stattfinden. Ursprünglich wollte Broadcom auf dem Treffen versuchen, sich von Aktionären die Mehrheit im Verwaltungsrat geben zu lassen./so/ki/zb/stw/tav/jha/

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