Der Staat ein Gefährder und nicht als Helfer? Bestsellerautor Daniel Kehlmann entlarvt in seinem Stück „Heilig Abend“ die staatliche Sicherheitsneurose. Das Bühnenspiel berührt die Zuschauer auch emotional.
Was ist ein Gefährder? Früher gab es dieses Wort nicht. Erst 2009 hat es das maskuline Substantiv in den Duden geschafft. Heute ist es aus dem amtlichen Sprachgerbrauch nicht mehr wegzudenken. Der Duden definiert den Gefährder als „eine Person, von der eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgehen könnte“.
Die Bundesregierung wird in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage im Deutschen Bundestag schon exakter: „Ein Gefährder ist eine Person, bei der bestimmte Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung, insbesondere solche im Sinne des § 100a der Strafprozessordnung (StPO), begehen wird.“
Solch ein Mensch steht im Mittelpunkt des neuen Theaterstücks „Heilig Abend“ des Bestsellerautors Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“), das am Wiener Theater in der Josefstadt aufgeführt wird. Die linke Professorin Judith hat sich auf die Werke des französischen Schriftstellers und Politikers Frantz Fanon (1925-1961) spezialisiert.
Wie dem Autor des berühmten Oeuvres „Die Verdammten der Erde“ wird auch der Hochschullehrerin von dem Verhörspezialisten Thomas (Bernhard Schir) die Verherrlichung von Gewalt vorgeworfen. Der Druck auf das Duo im Verhörraum, hinter dessen Wand sich ein halbes Dutzend Verfassungsschützer verbergen, ist enorm. Denn angeblich soll um Mitternacht an „Heilig Abend“ eine Bombe hochgehen. Das Verhör beginnt exakt um 22.30 Uhr und endet um 24 Uhr.
In diesen eineinhalb Stunden ohne Pause entfaltet Regisseur Herbert Föttinger auf der minimalistischen Guckkastenbühne aus einem kahlen, betongrauen Verhörraum mit Neonbeleuchtung und zwei schwarzen Bürostühlen ein Wortgefecht zwischen dem brutal-egomanischen Ermittler und der intellektuell-staatskritischen Philosophieprofessorin.
Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.