Konzernzentrale von Osram.
Montag, 07.10.2019 14:20 von | Aufrufe: 1145

ROUNDUP: Zukunft von Osram nach gescheiterter AMS-Übernahme offen

Konzernzentrale von Osram. ©Osram Licht AG

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Auch nach dem Scheitern der Übernahme von Osram durch den österreichischen Sensorspezialist AMS dürfte das Ringen um den angeschlagenen Lichtkonzern weitergehen. Die Österreicher konnten zwar nicht ausreichend viele Anleger von ihrem Angebot überzeugen und waren an der Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent gescheitert, doch stiegen sie im Zuge des Übernahmekampfes mit Finanzinvestoren mit einer direkten Beteiligung von 19,99 Prozent zum größten Aktionär auf.

Osram behält so zunächst seine Eigenständigkeit, sieht sich jedoch mit einem Ankeraktionär konfrontiert, der dem Management um den Chef Olaf Berlien noch unbequem werden könnte. Das Unternehmen aus Premstätten in der Steiermark will zudem einen Kauf des MDax -Konzerns weiter verfolgen.

An den Kapitalmärkten sorgten das Scheitern des Angebots und die Unsicherheit um die weitere Entwicklung für Kursverluste bei beiden Aktien. Das Osram-Papier fiel am Montag um knapp vier Prozent auf 39,21 Euro. Zum Vergleich: AMS hatte 41 Euro je Anteilsschein geboten. Die an der Züricher Börse gelisteten AMS-Papiere rutschten zuletzt um deutliche 5,1 Prozent ab.

AMS hat nun mehrere Optionen. Zwar dürfen die Österreicher nach den Regeln des Wertpapierübernahmegesetzes nun für ein Jahr kein weiteres freiwilliges Umtauschangebot vorlegen. Allerdings kann das Unternehmen vorbehaltlich regulatorischer Freigaben weitere Aktien zukaufen. Das Erreichen der 30-Prozent-Schwelle würde ein Pflichtangebot an alle Aktionäre auslösen, bereits bei 25,1 Prozent würden die Österreicher eine Sperrminorität erreichen, mit der sie wichtige Entscheidungen des Unternehmens auf der Hauptversammlung blockieren könnten.

AMS hält eine Kombination der beiden Unternehmen nach wie vor für überzeugend und kündigte an, weiterhin strategische Optionen verfolgen zu wollen. Vorerst werde AMS seinen derzeitigen Anteil nicht erhöhen, bis das Unternehmen alle nötigen regulatorischen Freigaben erhalten hat, hieß es von den Österreichern.

Denkbar wäre auch, dass zunächst alles bei der aktuellen Konstellation bleibt: Osram als eigenständiger Konzern und AMS als dessen neuer Ankeraktionär. Allerdings ist der Einfluss von AMS auf Osram bereits zum jetzigen Zeitpunkt groß. Mit ihrem Anteil von fast 20 Prozent könnten die Österreicher zu einem äußerst unbequemen Großaktionär für Konzernchef Olaf Berlien werden.

Bereits im Zuge des freiwilligen Übernahmeangebots waren Differenzen zwischen AMS und Osram über die strategische Ausrichtung des Unternehmens zutage getreten. So etwa mit Blick auf die Digitalsparte. Unterschiedliche Auffassungen über die Strategie und den Umgang mit einzelnen Produktionsstandorten und Sparten könnten den Konzern lähmen, befürchten Kritiker.

Aus Sicht von Analyst Sebastian Growe von der Commerzbank (Commerzbank Aktie) ist auf kurze Sicht aber eher mit einer möglichen Kooperation zwischen AMS und Osram zu rechnen. Zwar könne AMS auch einen weiteren Übernahmevorstoß wagen, an ein besseres Übernahmeangebot durch private Beteiligungsgesellschaften glaubt Growe jedoch mit Blick auf die AMS-Beteiligung nicht.

In eine ähnliche Richtung tendiert Andrew Gardiner von der britischen Investmentbank Barclays . Die hohe AMS-Beteiligung an Osram erschwere einen Gegenzug durch andere Investoren. Angesichts der Hängepartie um die Zukunft von Osram äußerte der Barclays-Analyst außerdem Sorgen um die von AMS im Falle eines Kaufs erzielbaren Synergien. Er verweist darauf, dass es umso schwieriger werde, aus der geplanten Transaktion Werte zu ziehen, je länger sie dauere und je komplizierter und teurer sie werde.


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Im Raum steht nach wie vor auch eine Offerte durch die beiden US-Finanzinvestoren Bain Capital und Advent. Durch den Aufstieg von AMS zum größten Osram-Aktionär und den damit gewonnenen Einfluss erscheint dies aber unwahrscheinlich. Von den Finanzinvestoren war seit ihrem indikativen Angebot wenige Tage vor Ende der Angebotsfrist nichts mehr zu hören.

Ob sie nun in Kürze tatsächlich ein konkretes eigenes Angebot auf den Tisch legen, ist ungewiss. Osram teilte dazu lediglich mit, dass aktuell noch eine Prüfung der Bücher durch Advent und Bain Capital stattfinde.

Osram lud derweil seinen neuen Ankeraktionär AMS bereits zu Gesprächen ein, um auszuloten, wie die beiden zukünftig kooperieren könnten. Zudem kündigte das Management ein Update zu seiner Strategie an - Mitte November sollen die aktualisierten Pläne vorgestellt, weitere Details zur Transformation sowie ein Ausblick für 2020 vorgelegt werden.

So bewegt sich Osram schon länger in schwierigem Fahrwasser. Die wichtigsten Kunden sind Auto- und Smartphonehersteller. Da in beiden Branchen die Geschäfte derzeit schlecht laufen, ist Osram hart getroffen./eas/nas/mis/fba

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